Es gibt einen Tatverdächtigen
Autor: Ralf Dieter
Volkach, Dienstag, 11. Januar 2022
Im Fall des toten Jägers im Revier Strehlhof bei Volkach gibt es erste Ermittlungsergebnisse. Im Netz kursieren derweile hämische Bemerkungen
Der Schock sitzt tief. Die Ermittlungen dauern an. Einen Tatverdächtigen gibt es bereits. Bis Ende der Woche rechnet die Polizei mit belastbaren Ergebnissen.
Donnerstagvormittag: Etwa zehn Jäger treffen sich zur verabredeten Zeit im Revier Strehlhof zur Drückjagd. Wildschweine sollen im Wald zwischen Volkach und Eichfeld geschossen werden. Die Jagd endet tragisch. Als ein 78-jähriger Mann nach dem Ende der Drückjagd nicht am Treffpunkt erscheint, machen sich die Kollegen auf die Suche und finden ihn zusammengesackt in einem Hochsitz. Der sofort alarmierte Rettungsdienst und Notarzt können nur noch den Tod des Jägers aus Würzburg feststellen.
„Wir ermitteln wegen fahrlässiger Tötung“, bestätigt Enrico Ball von der Pressestelle der Polizei Unterfranken auf Nachfrage. Alle beteiligten Jäger sind befragt, alle benutzten Waffen sichergestellt worden. „Eine Theorie gibt es schon“, sagt Ball. Vor einer abschließenden Einschätzung müssten allerdings die Gutachten abgewartet werden.
Wahrscheinliches Szenario
Grundsätzlich lasse sich jedes Geschoss einer bestimmten Waffe zuordnen, die Tatwaffe könne also auch in diesem Fall nachverfolgt werden. Aufgrund der bisherigen Aussagen der beteiligten Jäger gebe es allerdings schon jetzt ein wahrscheinliches Szenario.
Von einem „tragischen Unfall“ spricht Norbert R. Heinz, Bezirksvorsitzender des Bundes Bayerischer Jagdaufseher für Unterfranken. Drückjagden seien grundsätzlich sehr gut gesichert, betont er. Es gebe klare Vorgaben, die die Sicherheit aller Beteiligten gewährleisten sollen. Etwaige Spaziergänger oder Radfahrer werden durch Absperrungen eindringlich vor dem Betreten des bejagten Gebietes gewarnt. Alle Teilnehmer an der Jagd erhalten grundsätzlich vor Jagdbeginn vom Jagdleiter eine Belehrung über die zu beachtenden Sicherheitsmaßnahmen. Die Schützen werden dann von den sogenannten „Anstellern“ an ihre Stände gebracht und dort noch einmal genau in die örtlichen Gegebenheiten eingewiesen, in welche Bereiche sie schießen dürfen und in welche Gefahrenbereiche keinesfalls geschossen werden darf.
Natürlicher Kugelfang muss sein
Erst nachdem alle Schützen ihre Plätze eingenommen haben, startet das Treiben. Das Wild wird von den Treibern in Bewegung gebracht. „Die Stände dürfen dann von den Schützen während des gesamten Treibens keinesfalls verlassen werden“, betont Norbert R. Heinz. Ganz wichtig sei es auch, dass der Schütze bei jeder Schussabgabe darauf achtet, dass im Zielbereich ein natürlicher Kugelfang gegeben ist. „Das ist grundsätzlich nur der natürlich gewachsene Boden“, erklärt Norbert R. Heinz und ergänzt: „Auf den Horizont zu schießen verbietet sich von selbst.“
Dennoch: Der 78-Jährige ist ein paar Meter über dem Waldboden getroffen worden. „Das war ein ziemlich geräumiger Hochsitz“, berichtet Moritz Hornung von der Volkacher Feuerwehr. Seine Kameraden mussten den Toten im Wald bergen und dafür die in Volkach stationierte Teleskoprettungsbühne einsetzen. „Der Mann saß in einer Höhe von etwa fünf Metern“, so Hornung. Wie er dort oben von einem tödlichen Geschoss überrascht werden konnte, ist die entscheidende Frage für die Ermittler.