Tourismus: Es geht wieder aufwärts

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Der Kitzinger Wohnmobilstellplatz erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit. Auch jüngere Gäste haben den Platz direkt am Mainufer während der Corona-Pandemie für sich entdeckt ...
Foto: Touristinfo Kitzingen
Vom Pfingstwochenende an, an dem dieses Bild entstand, zog es die Touristen wieder in die Region. Die Mainschleife konnte am Ende ein sehr positives Fazit ziehen.
Foto: Peter Pfannes
So manches Touristen anziehende Highlight musste im letzten Jahr ausfallen, bei anderen wurde das Programm verändert oder es entstand Neues ...
Foto: Hartmut Hess

Das Tourismusjahr 2021 ist trotz des langen Lockdowns deutlich besser ausgefallen als befürchtet. In der Pandemie haben auch junge Urlauber den Landkreis Kitzingen für sich entdeckt.

Es kommen wieder mehr Gäste, sie bleiben deutlich länger und es sind viele jüngere dabei: Entgegen der Befürchtungen ist das Tourismusjahr 2021 in der Region letztendlich doch noch ganz gut gelaufen – mancherorts sogar sehr gut. Und das, obwohl es im zweiten Jahr in Folge Corona-Beschränkungen gab und die Hotels mehrere Monate lang nur Geschäftsreisende beherbergen konnten.

Minus 25 Prozent: Die erschreckende Entwicklung bei den Übernachtungen im Jahr 2020 ist den Hoteliers ins Gedächtnis gebrannt. Würde das zweite Coronajahr genauso enden? Mit bangem Blick waren die Verantwortlichen im Tourismus ins Jahr 2021 gestartet – und es begann gar nicht gut. Bis kurz vor Pfingsten blieben die Hotels für Erholungssuchende geschlossen, erst am 21. Mai durfte geöffnet werden. Ein Blick in die Statistik der Tourist-Info Iphofen macht deutlich, wie stark sich das auswirkte: Im April 2019 wurden dort knapp 2500 Ankünfte in den Betrieben mit mehr als zehn Betten registriert, im gleichen Monat 2020 waren es gerade mal 45 und im Jahr 2021 auch nur 78. Die Zahl der Übernachtungen brach von 4376 auf 104 beziehungsweise 198 ein. „Die ersten Monate waren ein Trauerspiel“, sagt die Iphöfer Tourismus-Chefin Claudia Bellanti über das zweite Corona-Jahr. Erst im Mai seien die Zahlen wieder nach oben gegangen, „aber auch nicht von 0 auf 100“. Von Juni bis Oktober sei die Saison einigermaßen gut gewesen, im November besser als ein Jahr zuvor, aber noch weit entfernt von 2019. Auch für den Dezember 2021, für den die offizielle Statistik noch nicht vorliegt, rechnet Bellanti noch mit Einbußen. Der Weihnachtsmarkt fiel aus, die Sperrstunde tat ihr übriges. Wer Silvester nur bis 22 Uhr feiern darf, überlegt sich sehr gut, ob er überhaupt eine Kurzreise über die Jahreswende antritt.

Hilfe auf dem Weg durch den Vorschriften-Dschungel

Die Unsicherheit bei den Betrieben war 2021 groß. Welche Regeln gelten? Welche Angebote kann man den Gästen machen? „Unsere Aufgabe ist es, durch den Dschungel zu helfen“, sagt Claudia Bellanti. Jede Woche erhielten die Gastgeber Infomails von der Tourist-Info, die Regeln wurden dabei heruntergebrochen auf das Angebot in der Region. Statt bloßer Verweise auf Paragrafen gab es klare Antwort auf Fragen wie: Darf der Gast ins Knauf-Museum, was muss er dabei beachten? Die Stadt unterstützte die Betriebe, indem sie auf die Werbeabgabe verzichtete, zugleich aber trotzdem weiter warb. „Das war ein Beitrag, den wir leisten konnten“, so Bellanti. Zumal es ja nicht geholfen hätte, „in Schockstarre zu verfallen“. Die Betriebe und Veranstalter zeigten sich kreativ, es wurden so mancher neuer Weg beschritten. Picknickkörbe für Wanderungen, Online-Weinproben, statt des großen Weinfestes gab es eine Weinwanderung. Eine gelungene Sache, die gut bei den Gästen ankam und die eventuell auch dann einen Termin im Veranstaltungskalender finden wird, wenn das Winzerfest wieder stattfinden kann.

Eine sehr positive Bilanz zieht der Tourismus-Chef der Mainschleife, Marco Maiberger, beim Blick auf das vergangene Jahr. „Es sieht sehr gut aus.“ Bis November 2021 waren die Zahlen fast auf Vor-Corona-Niveau gestiegen und auch für Dezember rechnet er mit einem guten Ergebnis für Volkach, Sommerach und Nordheim. „Die Mainschleife hat wirklich ein super Ergebnis.“ Die Zahl der in der Statistik registrierten Übernachtungen – darin enthalten sind nur Betriebe mit zehn und mehr Betten – ist im Vergleich zum ersten Corona-Jahr um knapp fünf Prozent gestiegen. „Und die Bettenzahl ist nahezu gleich geblieben.“ 720 gab es 2019, ohne Campingplätze, 2021 waren es etwas mehr, 738. Im Endeffekt, so Maiberger, sei die Hotellerie mit „zwei blauen Augen davongekommen“. Besonders erfreulich ist, dass die Gäste inzwischen deutlich länger bleiben. Die Aufenthaltsdauer im Landkreis stieg von 1,9 Tagen auf 2,4 Tage.

Die Zeit sei allerdings sehr schwierig gewesen für Gastro- und Hotelinhaber. Niemand wusste, ob und wann die Gäste wieder kommen. Im ersten Jahr hätten alle Urlaub daheim gemacht, auch viele Tagestouristen aus der Region kamen an die Mainschleife, was teilweise sogar zu Problemen führte, beim Parken zum Beispiel, oder durch die vielen Fahrradfahrer. Probleme, die gemeinsam angegangen wurden und so gelöst oder verringert werden konnten, dass die meisten im vergangenen Jahr mit der Situation zufrieden waren.

Maiberger betont allerdings auch: „Wir wären nicht so gut durch die zwei Jahre gekommen, wenn nicht alle touristischen Leistungsträger schon vorher dafür hart gearbeitet hätten, dass wir eine touristische Region sind.“ Ohne diese Basis würde die Bilanz jetzt womöglich bei manchem anders ausfallen.

Kitzinger Wohnmobilstellplatz ist besonders beliebt

„Wir sind positiv überrascht“, sagt auch Corinna Neeser von der Tourist-Info Kitzingen. „Es war ein sehr gutes Jahr.“ Vor allem der Run auf den Wohnmobilstellplatz war groß, dort konnten die Zahlen von 2019 erreicht worden. „In einem Pandemiejahr ist das erstaunlich.“ Aber der Trend zum autarken Reisen sei nachvollziehbar. „Das ist sicher. Man ist alleine, hat alles, was man braucht und man muss nichts stornieren“, erklärt Neeser. Weil die Nachfrage nach Wohnmobil-Urlaub in Kitzingen so groß ist, gibt es Überlegungen, den Platz zu erweitern und auch technisch zukunftsfähig zu machen.

Und wie sieht es mit den Kitzinger Hotels aus? Acht Betriebe mit 355 Betten sind in der Statistik verzeichnet. Konkrete Übernachtungszahlen kann Corinna Neeser noch nicht nennen und auch ein Austausch in großer Runde war aufgrund der Pandemie nicht möglich. Aus Einzelgesprächen wisse sie aber, dass das Jahr trotz der Krise zufriedenstellend gewesen sei.

In einer Hinsicht hat sich die Corona-Krise sogar positiv ausgewirkt: Es kamen vermehrt junge Gäste in die Region, ob im selbst umgebauten Camper auf den Kitzinger Wohnmobilstellplatz oder in die Hotels und Pensionen. „Wir hätten es nie geschafft, in so kurzer Zeit die jüngere Zielgruppe auf uns aufmerksam zu machen“, erklärt Marco Maiberger. Eine Eintagsfliege wird das seiner Ansicht nach nicht sein, denn junge Leute hätten ihm in Gesprächen versichert, dass sie auf jeden Fall wiederkommen werden. Eine Erfahrung, die auch Iphofen gemacht hat. Im ersten Corona-Jahr kamen einige der Gäste nicht so gut damit zurecht, dass beim Urlaub in der Region nicht alles so durchorganisiert ist wie bei einem Cluburlaub im Ausland. Wer 2021 kam oder wiederkam, hatte Iphofen bewusst gewählt und freute sich auf das Angebot und die Gastgeber.

Personalsituation macht Sorgen

Ein großes Problem allerdings ist das Thema Personal geworden. Die steigenden Gästezahlen sind erfreulich, doch die Kehrseite der Medaille sei es, dass diese Gäste mit weit weniger Personal versorgt werden mussten als vor Corona. „Hut ab vor all denen, die Zähne zusammengebissen haben, damit die Gäste versorgt werden konnten“, sagt Maiberger. Auf Dauer aber sei das nicht machbar, die Personalsituation müsse sich dringend wieder verbessern.

Wichtig ist es dem Tourismusfachmann, dass den Gastrobetrieben und Hoteliers die Situation nicht noch weiter erschwert wird. „Wir werden dem Stadtrat vorschlagen, dass auch heuer wieder die Außenbestuhlung erweitert werden darf, so dass die Betriebe, die da sind, die Gäste auf dieser Mehrfläche bewirten können.“

Die Zeiten, in denen die Gäste Busse-weise an die Mainschleife gefahren wurden, sind längst vorbei. Busse kommen immer noch, aber viel weniger und mit viel weniger Mitfahrern. Der Schwerpunkt liegt, wie eigentlich überall, auf dem Individualtourismus, die Gäste wollen ungezwungen unterwegs sein. Wandern, Radeln, das liegt im Trend. „Da war der Landkreis Kitzingen schon immer gut aufgestellt“, lobt Marco Maiberger, „da haben die Verantwortlichen auch auf politischer Ebene ihre Hausaufgaben gemacht.“