Von Wind bis Wasserstoff: Kitzinger Unternehmer nimmt Politiker in die Pflicht.
Autor: Diana Fuchs
Kitzingen, Freitag, 29. Januar 2021
Vorschlag: Statt Verbote auszusprechen, solle man den Markt „geschickt als Steuerungsgröße einsetzen“.
Sonne? Wind? Wasserstoff? Womit gelingt die nötige Energiewende in Franken, in Deutschland und auf der ganzen Welt? Um diese großen Fragen ging es zwei Tage lang bei einer Online-Konferenz. Das Treffen von Wissenschaftlern, Politikern, Verbands- und Vereinsvertretern mit Privatleuten hatte der Kitzinger Unternehmer Lothar Pfeuffer gemeinsam mit Manfred Röder (Agendagruppe Schweinfurt) im Namen der „Arbeitsgemeinschaft Bayerischer und Österreichischer Solarinitiativen“ (ABSI) organisiert. Dabei ging es längst nicht nur um Sonnenenergie, sondern um alle Prozesse umweltschonender Energiegewinnung. Pfeuffer erklärt nun, was effizient ist – und was Unsinn. Und was Popcorn mit all dem zu tun hat.
Pfeuffer: Wir haben in Deutschland noch eine große Lücke zwischen erneuerbarer Produktion und Verbrauch. In der Stromerzeugung haben wir bereits 50 Prozent erneuerbare Energie. Aber im Primärenergieverbrauch sind es nur 18 Prozent, wenn man Wärme und Transport mitrechnet. Da liegt noch ein gutes Stück Weg vor uns. Durch die Klimaänderung bleibt immer weniger Zeit. Ein Knackpunkt ist die Akzeptanz.
Wie meinen Sie das?Die Energiewende lässt sich dezentral sehr gut organisieren. Wir brauchen keine großen zentralen „Sonnenkraftwerke“. Und wie auch bei der Ernährung muss das Land die Stadt mitversorgen. Ein weiterer Knackpunkt liegt im komplexen Recht in Deutschland. Das erschwert den Ausbau durch Abgaben und Ausschreibungen.
Die regionalen Betreiber von Windkraftanlagen, etwa die ÜZ Lülsfeld oder das Stadtwerk Haßfurt, sprechen vom Rückgrat ihrer Energieproduktion. Nachts scheint eben keine Sonne. Da liefert der Wind einen wertvollen Beitrag. Staatsminister Thorsten Glauber hat darauf hingewiesen, dass die 10H-Regel – also dass der Abstand zur nächsten Bebauung das Zehnfache der Windrad-Höhe betragen soll – kein Muss ist; die Abstände können unterschritten werden. Es muss in Sachen Windenergie sogar noch viel mehr gehen, auch bei uns.
Wichtig sind hier genossenschaftliche Strukturen und die Einbeziehung der Anlieger. Das schafft deutlich mehr Akzeptanz als Großprojekte von Finanzinvestoren. Auch der Artenschutz muss eingebunden werden.
Welches Potenzial hat Wasserstoff, zum Beispiel als Speichermedium?Als Speichermedium für elektrische Energie hat Wasserstoff unbestritten eine große Zukunft. Die intelligente Nutzung muss natürlich vor der Umwandlung in Wasserstoff erfolgen. Umwandeln und speichern ist immer mit Verlusten verbunden.
Was ist mit Wasserstoff als Fahrzeugantrieb?Im Fahrzeugantrieb waren sich die Referenten nicht so einig. Während die Referenten aus Schweinfurt noch immer auf eine Zukunft im Pkw-Bereich hoffen, hat Professor Doppelbauer vom Elektrotechnischen Institut Karlsruhe diese sehr klar und deutlich als Unsinn bezeichnet. Die hohe Effizienz und das Entwicklungspotenzial bei Batterien und E-Motoren lassen im Pkw die vergleichsweise aufwendige und ineffiziente Speichertechnik mit Wasserstoff schlecht aussehen.