Eine stählerne Besonderheit
Autor: Daniela Röllinger
Kitzingen, Donnerstag, 04. Mai 2017
Eine der letzten Normalflugzeughallen aus dem Jahr 1917 ist in Kitzingen beheimatet
Das Denkmal ist gerade nicht zu sehen, sein angestammter Platz ist leer. Demontiert. Ausgerechnet im Jahr seines 100. Geburtstags. Aber es wird wieder aufgestellt, soll für die Nachwelt erhalten werden, denn die Kitzinger Normalflugzeughalle ist eine Besonderheit.
Markus Blum, Investor des Gewerbeparks conneKT auf dem ehemaligen Flugplatzgelände, malt ein kleines grünes Rechteck auf den Lageplan. Da stand sie bis vor kurzem, als Teil eines unter der Nummer D-6-75-141-272 eingetragenen Denkmals. Die Normalflugzeughalle ist ein Stahlskelettbau, der im Jahr 1917 entstanden ist. „Die Halle dürfte in Bayern die letzte weitgehend unveränderte Normalflugzeughalle aus dem Ersten Weltkrieg sein“, sagt Dorothee Ott, Pressesprecherin des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege.
Für den einfachen und schnellen Bau von Flugzeugwerften wurde ab 1915 im Deutschen Kaiserreich ein Musterentwurf entwickelt, der einen Eisenskelettbau statt der bis dahin meist hölzernen Hallen vorsah. Die Kitzinger Halle wurde genau nach diesem Musterentwurf gebaut.
Viele der Hallen gingen nach dem Ersten Weltkrieg als Reparationsleistungen nach Frankreich und Italien, andere wurden abgebaut oder umgenutzt. Die Kitzinger Konstruktion dagegen blieb fast 100 Jahre auf dem Kitzinger Flugplatz stehen, wurde im Zweiten Weltkrieg und anschließend bis zu deren Abzug auch von der US-Army genutzt. Vor einiger Zeit rückten Monteure dem Stahlskelett dann doch zu Leibe. Weil sich eine Altlast darunter befand, die entfernt werden musste. Zudem stand die Halle zur Hälfte auf dem Gelände, auf dem Schaeffler derzeit sein Logistikzentrum baut.
„Wir wollen die Halle direkt am Flugplatz wieder aufbauen“, kündigt Blum an. Ein entsprechender Antrag ist bereits gestellt. Das Denkmal zu erhalten, war nicht billig. Alleine die Demontage hat 50 000 Euro gekostet, eine Spezialfirma war dafür im Einsatz.
Bevor Markus Blum als Investor auf dem Flugplatzgelände einstieg, um das Gewerbegebiet conneKT zu entwickeln, stand nur ein Gebäude unter Denkmalschutz. Im Zuge der geplanten Umnutzung nach dem Abzug der Amerikaner regte die Untere Denkmalschutzbehörde eine Überprüfung an. Der Nachtrag in die Denkmalliste erfolgte im Februar 2015. Die Bedeutung des Hangars als eine der letzten Normalflugzeughallen aus dem Ersten Weltkrieg wurde erst danach bekannt. Der Hinweis auf die Halle war von einem Flugzeug-Historiker aus München gekommen, so Dorothee Ott. So wurde der Eintrag dann nochmals um diesen Bau ergänzt.
„Wir wurden dazu nicht angehört“, sagt Markus Blum über die Aufnahme der Bauten und der Halle in die Denkmalliste. So war die Unterschutz-Stellung für ihn eine Überraschung, aber deshalb noch lange keine schlechte. „Das war nicht so schlimm“, sagt Markus Blum. Die Tatsache, dass nun insgesamt sieben Gebäude unter Denkmalschutz stehen, hat die Entwicklung von conneKT nicht gehemmt. „Es geht ja um die Gebäudehüllen. Im Inneren hatten die Amerikaner sowieso schon gemacht, was sie wollten. Da war nichts mehr im Originalzustand.“ Für eine Büronutzung ist der Denkmalschutz also kein Problem, große Umbauten sind dafür nicht nötig. Drei der Häuser werden schon genutzt, drei stehen noch leer, wobei über zwei davon bereits Verhandlungen mit potenziellen Mietern laufen.