Eine stählerne Besonderheit

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Die Außenansicht eines der Teil Werft im Jahr 1925.
Foto: Stadtarchiv Kitzingen
Dieses historische Luftbild zeigt die 1919 fertiggestellte Fliegerstation Kitzingen.
Foto: Stadtarchiv Kitzingen
Der Stahlskelettbau kurz vor der Demontage: Die Kitzinger Normalflugzeughalle aus dem Jahr 1917 dürfte die letzte weitgehend unveränderte aus dem Ersten Weltkrieg in Bayern sein ...
Foto: Christoph Schlötterer
Was soll mit dem Hangar mit Tower im Gewerbepark conneKT geschehen? Markus Blum könnte sich dort eine Veranstaltungshalle vorstellen ...
Foto: Christoph Schlötterer
Ein eindrucksvolles Gebäude: Die ehemalige Kommandatur ist eine dreiflügelige Anlage mit Mandsardwalmdächern.
Foto: Christoph Schlötterer
Ungewöhnlich: Dank vieler Bäume wirken manche Bereiche wie ein Park.
Foto: Christoph Schlötterer
Ein Hingucker: Am östlichen Ende der Kommandantur befindet sich eine Vorhalle mit Dreiecksgiebel.
Foto: Christoph Schlötterer
Einer der Eingänge zum 1917 gebauten Mannschaftsgebäude.
Foto: Christoph Schlötterer
„Flugzeughalle mit Stahlfachwerkträgern zwischen u-förmig angeordneten zweigeschossigen Flachdachbauten und dreigeschossigen Kopfbauten: So ist der Hangar mit Tower in der Denkmalliste ...
Foto: Christoph Schlötterer
Imposante Gebäude aus dem Jahr 1917, große Bäume: Der alte Bestand sorgt im conneKT für einen besonderen Flair ...
Foto: Christoph Schlötterer
Sieht nicht nach einem Denkmal aus, aber es steckt eines darin: Laut Denkmalbehörde dürfte der Stahlskelettbau die letzte weitgehend unveränderte Normalflugzeughalle aus dem ersten Weltkrieg sein ...
Foto: christoph Schlötterer
Kitzingen a. M. – Flugplatz: Eine Postkarte zeigt Ansichten aus der Zeit um 1920.
Foto: Ley/Stadtarchiv Kitzingen

Eine der letzten Normalflugzeughallen aus dem Jahr 1917 ist in Kitzingen beheimatet

Das Denkmal ist gerade nicht zu sehen, sein angestammter Platz ist leer. Demontiert. Ausgerechnet im Jahr seines 100. Geburtstags. Aber es wird wieder aufgestellt, soll für die Nachwelt erhalten werden, denn die Kitzinger Normalflugzeughalle ist eine Besonderheit.

Markus Blum, Investor des Gewerbeparks conneKT auf dem ehemaligen Flugplatzgelände, malt ein kleines grünes Rechteck auf den Lageplan. Da stand sie bis vor kurzem, als Teil eines unter der Nummer D-6-75-141-272 eingetragenen Denkmals. Die Normalflugzeughalle ist ein Stahlskelettbau, der im Jahr 1917 entstanden ist. „Die Halle dürfte in Bayern die letzte weitgehend unveränderte Normalflugzeughalle aus dem Ersten Weltkrieg sein“, sagt Dorothee Ott, Pressesprecherin des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege.

Für den einfachen und schnellen Bau von Flugzeugwerften wurde ab 1915 im Deutschen Kaiserreich ein Musterentwurf entwickelt, der einen Eisenskelettbau statt der bis dahin meist hölzernen Hallen vorsah. Die Kitzinger Halle wurde genau nach diesem Musterentwurf gebaut.

Viele der Hallen gingen nach dem Ersten Weltkrieg als Reparationsleistungen nach Frankreich und Italien, andere wurden abgebaut oder umgenutzt. Die Kitzinger Konstruktion dagegen blieb fast 100 Jahre auf dem Kitzinger Flugplatz stehen, wurde im Zweiten Weltkrieg und anschließend bis zu deren Abzug auch von der US-Army genutzt. Vor einiger Zeit rückten Monteure dem Stahlskelett dann doch zu Leibe. Weil sich eine Altlast darunter befand, die entfernt werden musste. Zudem stand die Halle zur Hälfte auf dem Gelände, auf dem Schaeffler derzeit sein Logistikzentrum baut.

„Wir wollen die Halle direkt am Flugplatz wieder aufbauen“, kündigt Blum an. Ein entsprechender Antrag ist bereits gestellt. Das Denkmal zu erhalten, war nicht billig. Alleine die Demontage hat 50 000 Euro gekostet, eine Spezialfirma war dafür im Einsatz.

Bevor Markus Blum als Investor auf dem Flugplatzgelände einstieg, um das Gewerbegebiet conneKT zu entwickeln, stand nur ein Gebäude unter Denkmalschutz. Im Zuge der geplanten Umnutzung nach dem Abzug der Amerikaner regte die Untere Denkmalschutzbehörde eine Überprüfung an. Der Nachtrag in die Denkmalliste erfolgte im Februar 2015. Die Bedeutung des Hangars als eine der letzten Normalflugzeughallen aus dem Ersten Weltkrieg wurde erst danach bekannt. Der Hinweis auf die Halle war von einem Flugzeug-Historiker aus München gekommen, so Dorothee Ott. So wurde der Eintrag dann nochmals um diesen Bau ergänzt.

„Wir wurden dazu nicht angehört“, sagt Markus Blum über die Aufnahme der Bauten und der Halle in die Denkmalliste. So war die Unterschutz-Stellung für ihn eine Überraschung, aber deshalb noch lange keine schlechte. „Das war nicht so schlimm“, sagt Markus Blum. Die Tatsache, dass nun insgesamt sieben Gebäude unter Denkmalschutz stehen, hat die Entwicklung von conneKT nicht gehemmt. „Es geht ja um die Gebäudehüllen. Im Inneren hatten die Amerikaner sowieso schon gemacht, was sie wollten. Da war nichts mehr im Originalzustand.“ Für eine Büronutzung ist der Denkmalschutz also kein Problem, große Umbauten sind dafür nicht nötig. Drei der Häuser werden schon genutzt, drei stehen noch leer, wobei über zwei davon bereits Verhandlungen mit potenziellen Mietern laufen.

Markus Blum gefallen die Gebäude aus der Kaiserzeit. „Wir haben Glück, dass wir Häuser aus dem Jahr 1917 haben. Wir wollen den Flair erhalten.“ Zu diesem Flair gehören nicht nur die „repräsentativen zwei- und dreigeschossigen Bauten des reduzierten Historismus beziehungsweise der Reformarchitektur“, wie das Denkmalamt die Häuser beschreibt.

Die großen, teils mehrflügeligen Anlagen haben Mansardwalmdächer, Dreiecksgiebel, Fensterarkaden, Risaliten – der Fassade vorstehende Gebäudeteile – und teils geschweifte, also geschwungene Giebel. Nichts daran erinnert an militärische Einrichtungen. Dank vieler großer Bäume wirken einige Bereiche zudem eher wie ein Park denn ein Gewerbegebiet. Kommen Anfragen aus größeren Städten, wird gerade das viele Grün immer gelobt – und natürlich die vielen Parkplätze. „Wir versuchen, die Optik weiter zu unterstützen“, hat sich Blum vorgenommen. Deshalb wirbt die Blumquadrat GmbH genau mit diesem besonderen Ambiente auch auf ihrer Internetseite.

Einiges Kopfzerbrechen bereitet dagegen noch die Zukunft des Gebäudes conneKT 53, das ist der Hangar mit Tower. Sein Äußeres: Kein Vergleich mit den anderen stattlichen Anwesen. Für den Laien bietet sich eher ein trister Anblick. Doch auch diese „Flugzeughalle mit Stahlfachwerkträgern zwischen u-förmig angeordneten zweigeschossigen Flachdachbauten und dreigeschossigen Kopfbauten“ steht unter Denkmalschutz. „Neue Sachlichkeit“, sagen die Fachleute dazu, entstanden ist das Gebäude 1935, der Kern allerdings ist deutlich älter. Auch der auf den südlichen Aufbau aufgesetzte Tower für die Flugkontrolle ist laut Denkmal-Behörde eine Besonderheit.

Was soll mit diesem Gebäude passieren? Eine Veranstaltungshalle könnte sich Markus Blum dort gut vorstellen – und über eine solche denkt die Stadt Kitzingen ja seit vielen Jahren nach. Das Gebäude hat über 5000 Quadratmeter Fläche, die Halle im Erdgeschoss alleine fast 2000 Quadratmeter. Die vorbeiführende Straße wurde verlegt, so dass 8000 Quadratmeter Grund dazu gehören. Blumquadrat führt in diesem Jahr drei Veranstaltungen dort durch, will aber selbst nicht langfristig als Betreiber auftreten.

Als Alternative zur Veranstaltungshalle könnte sich Markus Blum exklusive Büros, eine Ausstellungshalle „oder notfalls auch eine Produktionshalle“ vorstellen. In ein bis zwei Jahren, so sagt der Investor, soll die Entscheidung gefallen sein, was mit dem ungewöhnlichen Gebäude passiert.

Der Flugplatz

Die militärische Flugschule für die Luftstreitkräfte des Deutschen Kaiserreichs wurde 1917 errichtet. Nach dem Krieg musste die Flugschule aufgelöst werden, die Bauten wurden geschäftlich und die Landebahn landwirtschaftlich genutzt. Ab 1934 baute man die Flugschule zum Fliegerhorst aus, stationierte 1935 eine erste fliegende Einheit und betrieb seit 1939 eine Sturzkampfflugzeug-Schule. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Flugplatz bis 2007 von der US-Army genutzt. (Quelle: Landesamt für Denkmalpflege)