Druckartikel: Eine runde Sache

Eine runde Sache


Autor: Ralf Dieter

Kitzingen, Donnerstag, 09. August 2018

Er ist jung, Franke und er liebt den Wein. Cornelius Lauter ist der neue Chef der GWF
Langweilig wird ihm in den nächsten Jahren sicher nicht: Cornelius Lauter ist der neue Geschäftsführende Vorstand der GWF.


Es ist ein Generationswechsel. Auf Paul E. Ritter folgt Cornelius Lauter. Die GWF hat einen neuen Geschäftsführenden Vorstand. Und der steckt voller Energie. Dass er die auch brauchen wird, ist ihm klar. Große Veränderungen stehen an.

Seit dem 1. Juli dieses Jahres steht der 35-Jährige an der Spitze der größten Weingenossenschaft in Franken. Er löste Paul Ritter ab, der am 2. Juli seinen 65. Geburtstag feiern konnte. Unter dessen Führung entwickelte die GWF neue Marken und verbesserte die so genannten Wertschöpfungsprozesse. Cornelius Lauter ist sich der Schwere der künftigen Aufgabe durchaus bewusst, spricht von einer großen Herausforderung. Die Lust am Gestalten ist ihm anzusehen.

„Keiner wartet auf uns“, weiß der Mann, der in Retzbach aufgewachsen ist und Oenologie sowie Getränketechnologie in Geisenheim studiert hat. Sein oberstes Ziel: Dem Markt diejenigen Produkte liefern, die er fordert. Das erfordert nicht nur eine genaue Beobachtung des Ist-Zustandes, sondern auch eine gewisse Weitsicht. Eine möglichst treffsichere Einschätzung der Zukunft.

„Unsere Kundschaft verändert sich. Also müssen wir uns auch verändern.“
Cornelius Lauter Geschäftsführender Vorstand

„Wir werden unser Sortiment verschlanken“, kündigt Lauter an. Die meisten Konsumenten wollen nicht mehr komplizierte und detailreiche Angaben auf dem Etikett, sondern ein möglichst klares Bild auf einen Blick bekommen. Auch optisch werden sich die GWF-Produkte deshalb anpassen. „Unsere Kundschaft verändert sich“, sagt Lauter. „Also müssen wir uns auch verändern.“

Der Markt bestimmt die Regeln. Die GWF will deshalb künftig verstärkt auf Marken wie die „Jungen Frank'n“ setzen, die „Komplexität entflechten“, wie es der Vorsitzende der GWF, Andreas Oehm, ausdrückt. Vor allem im Lebensmitteleinzelhandel (LEH), der rund 75 Prozent des Umsatzes ausmacht, sind komplizierte Produktbeschreibungen nicht mehr gefragt.

Verschlanken will sich die GWF auch bezüglich ihrer Vinotheken und Kelterstationen. Elf Stück gibt es derzeit, verteilt in ganz Weinfranken. Die regionale Verteilung soll erhalten bleiben, die Zahl der Vinotheken aber auf fünf Standorte reduziert werden: Iphofen, Stetten, Reicholzheim, Volkach und Repperndorf. In Volkach und Würzburg sollen außerdem die beiden Weinbistros weiter betrieben werden. „Wir haben viele Gäste in Weinfranken“, weiß Andreas Oehm. „Aber die Zeiten, in denen die Leute kamen und ihren Kofferraum automatisch vollgeladen haben, sind vorbei.“ Es gelte daher, andere Vertriebswege auszuloten. Die GWF will beispielsweise ihren Online-Handel ausbauen.

Den Export wollen Oehm und Lauter auch weiterhin „homöopathisch“ betreiben, keinen allzu großen Aufwand hineinstecken. Innerhalb Deutschlands halten sie allerdings weiter die Augen offen, um mögliche neue Märkte zu erschließen. „Jedes Gebiet ist anders“, weiß Cornelius Lauter. „Wir müssen deshalb jede Region zielgruppengerecht angehen und die richtigen Ansprache finden.“

In der Region München ist das längst gelungen, sie hat sich bereits als lohnender Markt erwiesen. Lauter kann sich auch eine größere Präsenz in Nordrhein-Westfalen und/oder in Oberfranken vorstellen. „Und die 'Jungen Frank'n' wollen wir auch weiterhin in den Lebensmitteleinzelhandel in ganz Deutschland platzieren“, kündigt er an.

Veränderungen in der Ausrichtung gehen oft mit Veränderungen beim Personal einher. 135 Mitarbeiter hat die GWF derzeit, etliche stehen kurz vor der Rente. Kündigungen werde es aller Voraussicht nach keine geben. Andreas Oehm spricht eher von Verschiebungen. Neue Arbeitsplätze werden entstehen, inhaltlich müssen die Arbeitnehmer beweglich sein und bleiben. Räumlich auch.

Die GWF plant einen großen Neubau. Unterhalb des Hauptgebäudes, an der Straße in Richtung Buchbrunn, wird im kommenden Jahr der Spatenstich für den Bau einer modernen Kelterstation erfolgen. Einen zweistelligen Millionenbetrag investiert die GWF in diesen Bau. Nach und nach werden die Kelterstationen im Umland geschlossen, bis 2025 soll dieser Prozess abgeschlossen sein. Die Trauben werden dann alle nach Repperndorf geliefert. „Das ist logistisch kein Problem“, meint Andreas Oehm. Ein Teil der Ernte von 2020 soll schon in die neue Kelterhalle geliefert werden. Bis ins Jahr 2025 soll der Prozess abgeschlossen sein.

Etwa 1250 aktive Winzer hat die GWF derzeit. „Das ist unser Potenzial“, sagt Cornelius Lauter. Im Schnitt bewirtschaftet jeder Winzer einen Hektar Rebfläche. Mit gezielten Schulungen sollen die Mitglieder auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet werden. Laubwände zurücknehmen ist da nur ein Beispiel von vielen, wie sich die GWF-Winzer auf die heißen und trockenen Sommer einstellen können, die wohl auch in den kommenden Jahren die Arbeiten im Weinberg bestimmen.

„Natürlich wollen auch wir die Anbaubedingungen für den Silvaner möglichst optimal gestalten“, sagt Lauter. Der Silvaner soll die wichtigste Rebe bleiben. Für den Bacchus und den Riesling sieht er dagegen aufgrund des Klimawandels nur begrenzt zusätzliches Potenzial in Franken. Auch hier bahnt sich ein Generationswechsel an.