Eine Entscheidung fürs Leben
Autor: Ralf Dieter
Willanzheim, Mittwoch, 31. Mai 2017
Die Drobeks aus Willanzheim lieben und leben die Landwirtschaft
Vier Generationen unter einem Dach. Gibt es nicht? Gibt es doch! Zumindest zeitweise. Familie Drobek wird es nicht so schnell langweilig. Weil immer etwas los ist, weil es immer etwas zu besprechen gibt. Weil alle Familienmitglieder einen intensiven, aber schönen Beruf ausüben.
Der 1. Juni ist vor 15 Jahren von der UNESCO zum Weltbauerntag ausgerufen worden. Die meisten Menschen bekommen davon wenig bis gar nichts mit. Familie Drobek geht es da nicht anders. Der heutige Donnerstag ist ein Arbeitstag – so wie jeder Donnerstag im Jahr. Und beinahe jeder andere Tag auch.
Treffpunkt am großen Tisch im Wohnzimmer. Ernst Drobek und seine Frau Irmtraud haben sich eingefunden, ihre Kinder Marcel und Natascha. Die heißt mittlerweile Meier mit Nachnamen und hat ihre beiden Sprösslinge Nico und Luca mitgebracht. Die Kleinen spielen auf dem Wohnzimmerboden mit einem Minibagger – was sonst. Was er mal werden will, frage ich den sechsjährigen Nico. Die Antwort hat zumindest ein wenig mit Landwirtschaft zu tun: Bulldogfahrer.
Seit etwa 130 Jahren betreibt die Familie in Willanzheim Landwirtschaft. Marcel (28) ist der Vertreter der mittlerweile fünften Generation. Ob er sich nicht einen anderen Beruf hätte vorstellen können? Etwas ganz anderes als Landwirt? Marcel lacht. „Ich wollte schon immer Landwirt werden“, versichert er. Und dass er im familieneigenen Hof mitarbeitet, war für ihn auch klar. Im Alter von 20 Jahren – wenn sich Gleichaltrige zur Orientierung ein Freiwilliges Soziales Jahr oder eine mehrmonatige Reise gönnen – hat Marcel mit seinem Eltern eine weitreichende Entscheidung getroffen: Bau eines modernen Stalls vor den Toren Willanzheims, damit verbunden eine Erweiterung des Viehbestandes – von rund 50 Kühen auf rund 120. „Das war eine Entscheidung fürs Leben“, sagt Marcel. Unglücklich schaut er dabei nicht aus.
Vater Ernst hat einst Sanitärinstallateur gelernt. Dann hat er seine Irmtraud kennengelernt. 1983 ist er auf den Hof gekommen. Auf 30 Hektar ist damals Ackerbau betrieben worden. „Unser Ziel war es, nach und nach Flächen dazu zu pachten.“ Es ist ihnen gelungen. Auf rund 95 Hektar betreiben die Drobeks mittlerweile Ackerbau, davon 17 Hektar Grünland. Getreide, Mais und Zuckerrüben bauen sie an. Es ist ein eigenständiges Unternehmen. Die Aufgaben sind klar verteilt.
Früh um 7 Uhr geht jeder Arbeitstag los – von Montag bis inklusive Sonntag: Melken ist angesagt. Bis 9.30 Uhr haben Vater und Sohn die Stallarbeit erledigt. Derweil richtet Mutter Irmtraud das Frühstück. Die 54-Jährige ist für die Büroarbeiten, für den Haushalt, für die Betreuung der Enkel und für die Pflege ihrer Mutter zuständig. Die ist mittlerweile 78 Jahre alt und verbringt ihren Lebensabend auf dem Hof. Manchmal hilft sie ein wenig in der Küche mit, am liebsten würde sie noch jeden Tag auf den Acker gehen. Die Gesundheit lässt es nicht mehr zu.
Irmtraud Drobek kennt es nicht anders. Schon ihre Oma hatte bis ins hohe Alter hinein auf dem Hof mitgeholfen. „Das ist in der Landwirtschaft ganz normal“, sagt Marcel. Die Großeltern bleiben auf dem Hof leben, bis ihre Zeit gekommen ist. Ein Leben im Altenheim? Undenkbar für die Drobeks.