Hofübergabe: Ein Vorbild für andere?
Autor: Ralf Dieter
Kitzingen, Montag, 29. Juni 2020
August Hopf findet in der eigenen Familie keinen Nachfolger für seinen landwirtschaftlichen Betrieb. Also kommt er auf eine ungewöhnliche Idee.
Es ist ein ungewöhnlicher Schritt. Aber einer, der für beide hilfreich ist. Was August Hopf und Christian Streckfuß vereinbart haben, könnte als Vorbild dienen. Landwirtschaftliche Betriebsübergaben stehen in den kommenden Jahren schließlich viele an.
Gut ein Drittel der deutschen Landwirte ist älter als 55 Jahre. Die Betriebsnachfolge ist in vielen Bauernfamilien ein Thema. „Unsere beiden Töchter haben sich anders entschieden“, sagt August Hopf. Seit drei Generationen ist sein Hof in Martinsheim bewirtschaftet worden. Rinder, Schweine und Pferde gab es einst, mitten im Ort. August Hopf hat sich auf Schweinemast und Ackerbau konzentriert.
Der Stall mit 600 Schweinen steht längst außerhalb von Martinsheim, die Fläche, die er zuletzt mit Gerste, Weizen, Zuckerrüben, Sonnenblumen und Sojabohnen angepflanzt hat, beträgt rund 40 Hektar. „Plus 36 Hektar Pachtfläche.“
Was tun mit all dem Ackerland und den Tieren? Der ehemalige Bürgermeister ist mittlerweile 65 Jahre alt. Die Zeit drängte. Der Zufall kam ihm zu Hilfe.
„Normalerweise werden die Ackerflächen dem höchst bietenden verpachtet“, erklärt Hopf. Mit den Tieren ist es deutlich schwieriger. „Ich wollte eine einvernehmliche Lösung.“ Lieber weniger Geld verdienen, aber dafür ein gutes Gefühl haben. „Beide Seiten sollten von dem Modell leben können“, beschreibt er seine Zielsetzung. Als Christian Streckfuß in den Ort zog, bahnte sich eine solche Lösung an. Seit dem letzten Jahr hat er den gesamten Betrieb gepachtet und seinen Vorgänger auch noch als Arbeitskraft gewinnen können. „Auf 450 Euro-Basis“, sagt Hopf und lacht. Hätte er vor ein paar Jahren auch nicht für möglich gehalten.
Christian Streckfuß ist 38 Jahre alt. Er kommt aus einem landwirtschaftlichen Betrieb bei Uffenheim, hat sich in Triesdorf zum Techniker ausbilden lassen. Die Liebe hat ihn nach Martinsheim gebracht. Streckfuß weiß, welche Herausforderungen Landwirte zu bewältigen haben. Dennoch hat er sich für diesen Schritt entschieden. „Weil es trotz allem ein Traumberuf ist“, sagt er. Zusammen mit dem elterlichen Betrieb, den er in Kürze überschrieben bekommt, hat er rund 800 Schweine und etwa 80 Hektar Ackerfläche zu betreuen.
„Wenn du heute einen landwirtschaftlichen Betrieb übernimmst, dann musst du voll dahinterstehen“, sagt August Hopf und sein jüngerer Kollege nickt.