Ein schlichter Rahmen für wertvolle Kunst
Autor: Daniela Röllinger
Biebelried, Donnerstag, 23. November 2017
Die Sanierung der Biebelrieder Kirche ist beendet. Am Sonntag weiht Weihbischof Ulrich Boom den neuen Altar.
Schlicht. Modern. Und doch festlich. So lässt sich der neu gestaltete Altarraum der St. Johanneskirche in Biebelried mit wenigen Worten beschreiben. Gesehen haben ihn bislang vor allem die Handwerker. Die verlassen nun das Gotteshaus, denn am Sonntag geht die Sanierung mit der Altarweihe durch Weihbischof Ulrich Boom offiziell zu Ende.
Pfarrer Gerhard Spöckl und Architekt Thomas Geiger stehen zwischen den Kirchenbänken und schauen sich den Altarraum an. Was sie sehen, gefällt ihnen. Und aus Gesprächen mit einigen Leuten, die schon während der Sanierungsphase mal durch die Kirchentür gespitzt haben, wissen sie, dass es auch den Bürgern ganz gut gefällt, was da entstanden ist. „Modern“, habe der eine oder andere gesagt, „aber schön“.
Das „modern“ bezieht sich auf die Sakralmöbel. Altar, Ambo und Taufstein sind ganz bewusst schlicht gehalten, geschaffen aus schwarz brüniertem, gewachstem Stahl, schmucklos bis auf schmale goldene Linien. Der Entwurf stammt von Matthias Engert aus Zell, ausgewählt hat ihn die Kunstkommission aus vier Vorschlägen, die in einem Künstlerwettbewerb eingereicht worden waren.
Dass die Kirchenmöbel schlicht gehalten wurden, kommt den Figuren zugute, die den Altarraum schmücken. Die Intention des Künstlers sei es gewesen, die Kircheneinrichtung zurückhaltend zu gestalten, weil er sie nur so in Kontrast setzen kann zur Fülle der Figuren, erklärt Pfarrer Spöckl.
Bislang nämlich kamen die Schätze, die die Johanneskirche birgt, nicht richtig zur Geltung. „Man hatte immer das Gefühl, es ist zu viel Holz im Raum“, sagt Pfarrer Gerhard Spöckl über die alte Gestaltung. Die blau gehaltenen Hintergründe der Altäre schluckten förmlich die Schönheit der Figuren des Hauptaltares aus der Riemenschneider-Schule, vor allem aber den Christus Salvator auf dem Seitenaltar, 1509/10 von Tilman Riemenschneider selbst geschaffen. Jetzt leuchten die Hintergründe in goldener Farbe und geben den Figuren damit einen würdigen Rahmen. Die Beleuchtung ist zurückhaltend, indirekt angebracht. „Keine klassische Kirchenbeleuchtung“, sagt Pfarrer Spöckl.
Verändert hat sich auch die farbliche Umrahmung der Fenster, der Treppenzugang zur Empore und die ehemalige Sakristei. Sie wurde in eine Seitenkapelle umgestaltet, in der die Krippe dauerhaft ihren Platz findet und mehrere Bänke die Gläubigen zur inneren Einkehr einladen. Insgesamt wurden im Zuge der Außen- und Innensanierung des Kirchengebäudes 815 000 Euro investiert.
Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Biebelrieder Kirche deutlich verändert. 1606 wurde sie gebaut, an der Stelle, an der zuvor mindestens 350 Jahre lang die St. Peterskirche gestanden hatte. Der erste größere Umbau ging auf Einflüsse der Natur zurück: Am Nachmittag des 6. Juni 1804 zog ein Sturm über die Region und warf den Biebelrieder Kirchturm auf das Langhaus, wie in der Euerfelder Pfarrchronik nachzulesen ist. Dies dürfte der Grund dafür gewesen sein, die Kirche 1822 zu erneuern. Dabei wurde sie auch deutlich vergrößert. Der Hochaltar stand nicht länger im Osten, wie zu Zeiten des Baus, sondern wechselte an die Nordseite. Die Eingangspforte befand sich von da an im Süden, die Gläubigen betraten die Kirche direkt von der Straße aus.