Ein Prosit auf Gott und das Bier
Autor: Ralf Dieter
Seinsheim, Mittwoch, 17. April 2019
Franziskanerbruder Tobias Matheis bietet ganz besondere Kurse an und sagt: "Für mich ist das gemeinsame Brauen auch eine Form von Kirche."
Der Treffpunkt ist gut gewählt. Freitagnachmittag, 16 Uhr. Bruder Tobias Matheis kommt pünktlich und grinst. „Kein Bier vor Vier“, meint er und wir stoßen an. Ein Gespräch über Gerstensaft und Gottesglauben.
Seit zwei Jahren bieten Sie unter der Überschrift „Bier und Spiritualität“ verschiedene Tage der Begegnung an. Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?
Bruder Tobias: Zu meiner feierlichen Profess habe ich von meinen Mitbrüdern einen Braukurs geschenkt bekommen. Seither braue ich mit Leidenschaft, habe mittlerweile einen kleinen Braukeller im Kloster Schwarzenberg eingerichtet. Meine Erfahrung ist, dass sich die Menschen in einer gemütlichen Runde viel eher öffnen und ins Diskutieren kommen.
Frank Engelhardt (Betreiber der Seinsheimer Brauerei und Kooperationspartner von Bruder Tobias): Die Kombination aus Wandern mit spirituellen Impulsen oder Bierbrauen und Philosophieren spricht die Menschen an. Viele Kursteilnehmer erzählen uns, dass sie wenig mit der Kirche anfangen können. Aber sie bezeichnen sich trotzdem als sehr spirituell.
Bruder Tobias: Unser Ziel ist es, dass die Menschen wieder Geschmack an Gott finden. Und Gott ist bekanntlich überall. Wenn wir bewusst genießen, dann ist das ganz im Sinne Gottes. Ich darf mich im Alltag freuen. Ich soll es sogar.
Frank Engelhardt: Damit das nicht falsch rüberkommt. Wir veranstalten hier kein Saufseminar. Bruder Tobias wandert mit den Teilnehmern vom Kloster Schwarzenberg bis nach Seinsheim. Das sind 25 Kilometer. Unterwegs werden immer wieder Pausen für spirituelle Impulse eingelegt.
Bruder Tobias: Ich stelle dann beispielsweise Fragen zu einem typischen Bierthema, das sich aufs Leben übertragen lässt. Nehmen wir den Hopfen: Was macht mein Leben bitter? Wie schmeckt mein Leben? Was gibt meinem Leben Aroma?