Ein Näschen für die Narren
Autor: Ralf Dieter
Kitzingen, Dienstag, 26. Februar 2019
Ein Landkreisfaschingsumzug macht viel Spaß. Er kostet aber auch eine Menge Geld
Der Countdown läuft. Am Faschingsdienstag wird sich wieder ein langer Zug mit etwa 50 Wagen und Fußgruppen durch Kitzingen schlängeln. Die Vorbereitungen erfordern jede Menge Arbeit – und kosten Geld.
Richard Böhm ist seit etwa drei Monaten Zugmarschall. Auf einen großen Erfahrungsschatz kann er nicht setzen, aber auf viele helfende Hände und Unterlagen aus den letzten Jahren. Fast 100 Vereine hat er angeschrieben – und erfreulich viele Zusagen bekommen. „Die Stammgäste aus Stadt und Umland werden wieder kommen“, freut er sich. Alleine die Wiesentheider KoKaGe stellt fünf Gruppen, aus dem evangelischen Dekanat in Kitzingen haben sich 210 Teilnehmer angemeldet. Böhm rechnet insgesamt mit rund 1200 Menschen, die den Landkreisfaschingsumzug zu einem sehenswerten Spektakel machen werden. „Diese Veranstaltung hat sich etabliert und macht richtig Spaß“, sagt KiKaG-Präsident Rainer Müller. Wenn nicht die umfangreichen Auflagen und die Kosten wären.
„So ein Umzug ist immer ein Zuschussgeschäft“, weiß Müller. „Auch wenn die Stadt einen Teil übernimmt.“ Dennoch: THW, BRK, Feuerwehr und Polizei müssen bezahlt werden, alleine die GEMA-Gebühren kosten rund 1000 Euro. „Und dann ist noch keine einzige Kamelle ausgeworfen“, erinnert Elferratsmitglied Bertram Dehn. Für den Einkauf der Süßigkeiten, die unters Volk gebracht werden, sind die beteiligten Vereine selbst zuständig. Klingt nach einer Selbstverständlichkeit. Bei der KiKaG sind aber tatsächlich schon Anfragen nach einem Zuschuss eingegangen. Rainer Müller muss bei dieser Vorstellung lachen. „Das können wir nicht auch noch stemmen“, meint er und erinnert daran, dass die KiKaG nicht mit dem Fastnachtverband Franken zu verwechseln sei, auch wenn das immer wieder passiert. „Das sind zwei völlig unterschiedliche Dinge“, betont er.
Bertram Dehn hat beobachtet, dass die Zuschauer im Lauf der Jahre immer anspruchsvoller geworden sind. „Einfache Bonbons werden schon gar nicht mehr vom Boden aufgehoben“, bedauert er. Entsprechend teure Süßwaren werden in der Regel ausgeworfen. Etwa 2000 Euro ist das Material wert, das alleine vom Elferratswagen unters Volk gebracht wird. „Ohne Sponsoren geht gar nichts“, betont Müller. Und ohne Merchandising-Produkte auch nicht.
Vor drei Jahren hatte die KiKaG einen „Wir sind Fasching“-Button entworfen und rund 4500 Stück davon verkauft. Am Ende stand ein Reinerlös von 1900 Euro aus dieser Aktion. „Nicht schlecht“, meint Bertram Dehn, der in diesem Jahr einen Flaschenöffner samt Einkaufswagenchip und Narrennasen in drei verschiedenen Farben entworfen hat. Dehn hofft nicht nur auf ein noch besseres finanzielles Ergebnis als 2015, sondern auch auf das Verständnis der Zuschauer. Anders als in Markt Bibart lasse sich in Kitzingen kein Eintritt verlangen, weil die Zugstrecke fast überall frei zugänglich ist. Und eine Veranstaltungshalle wie in Dettelbach, wo nach dem Umzug noch ordentlich weitergefeiert wird und Einnahmen generiert werden können, gibt es in Kitzingen auch nicht. „Wir sind deshalb auf solche Einnahmequellen angewiesen“, sagt Müller. „Um den finanziellen Verlust einigermaßen erträglich zu gestalten.“
Damit das jetzt nicht falsch rüberkommt: Müller, Böhm und Dehn freuen sich auf die Veranstaltung und wollen nicht jammern. Die vielen Auflagen liegen ihnen dennoch im Magen. Der TÜV muss jedes Gefährt abnehmen. Das muss jeweils einen „Unterkriechschutz“ aufweisen, darf also maximal 50 Zentimeter zwischen Straße und Aufbau zulassen. An jedem Rad muss eine Begleitperson mitlaufen. „Das ist vor allem für die kleineren Vereine und Vereinigungen echt eine Herausforderung“, sagt Böhm. Und für manche ein Grund,wegen Personalmangels nicht mitzumachen. Einigen Gruppen ist der Aufwand auch zu groß geworden. Eine ein Meter hohe Brüstung wird beispielsweise auf jedem Wagen gefordert. Immerhin: Sitzplätze seien nicht verlangt, wie es auch schon geschrieben wurde.
Letztendlich sind die Bestimmungen überall gleich. „Aber Vorschriften sind ja immer auch Auslegungssache“, meint Bertram Dehn. „Und die Stadt Kitzingen ist bekannt dafür, diese Dinge auf die Spitze zu treiben.“ In Wiesentheid reiche beispielsweise eine Begleitperson an jeder Wagenseite – und nicht an jedem Rad.