Krankenschwester berichtet: Mein Leben mit Long Covid
Autor: Ralf Dieter
Kitzingen, Donnerstag, 18. November 2021
Ramona Hofmann ist 33 Jahre und arbeitet an der Klinik Kitzinger Land. Seit Januar dieses Jahres ist nichts mehr, wie es einmal war.
           
Vor elf Monaten war ihr Leben noch ganz anders. Romana Hofmann lebte unbeschwert, befreit. Die Arbeit war lange nicht so anstrengend wie heute, der Spaziergang mit dem Hund eine Lust und keine Last. Die 33-jährige Krankenschwester an der Klinik Kitzinger Land hat Long Covid. Sie ist eine von tausenden Patienten in ganz Deutschland.
„Ich hätte nie gedacht, dass es mir einmal so gehen könnte“, sagt die junge Frau. Seit Monaten fühlt sie sich kraftlos, nach einem Arbeitstag geht nicht mehr viel. „Dann muss ich mich erst einmal hinlegen.“ Sie kann sich nicht mehr so gut konzentrieren wie früher und ihr Immunsystem hat gelitten. „Ich werde schneller krank und muss mich vermehrt abmelden von der Arbeit“, erzählt sie. Es gibt Tage, an denen möchte sie nur noch schlafen – und wenn sie Treppen steigt, dann schnauft sie „wie eine alte Großmutter.“
Die Symptome verstärken sich
Im Januar dieses Jahres ist Ramona Hofmann positiv auf Corona getestet worden. Ein paar Fälle hat es auf ihrer Station in der Klinik gegeben. „Da hatte ich schon ein komisches Gefühl“, erinnert sie sich. Kopfweh und Übelkeit verstärkten die Vorahnung. Als der Schnelltest positiv anschlug, wurde gleich ein PCR-Test durchgeführt. Ramona Hofmann war schon zuhause, als die Nachricht kam: positiv, 14 Tage Quarantäne. Die Symptome verstärkten sich. „Ich wollte nur noch schlafen.“ Nach zehn Tagen waren Geschmack- und Geruchssinn vollständig weg. „Damit habe ich heute noch Probleme“, erzählt die 33-Jährige.
Seit elf Jahren arbeitet Ramona Hofmann als Krankenschwester. Ein schöner, wenn auch fordernder Beruf. Gerade in Zeiten von Corona. Maske tragen, Hände desinfizieren, aufpassen, dass man sich und andere nicht ansteckt. Gleichzeitig arbeiten die Schwestern mit Menschen. „Da lassen sich enge Kontakte gar nicht immer vermeiden.“ Ramona Hofmann ist klar, dass sie sich an ihrem Arbeitsplatz angesteckt hat. Die Frage ist nur, wie sie wieder vollständig genesen kann.
Viele Besuche bei Ärzten
Von Januar bis Juni war sie daheim. Sechs Monate lang war sie zu schwach, um wieder arbeiten zu können. Mehrere Male war sie beim Hausarzt, sie ging zum Kardiologen und zum Pneumologen. „Ich war noch nie bei so vielen Ärzten wie in dieser Zeit“, sagt sie und lächelt. Die Diagnose war schnell gestellt: Long Covid. Eine schnelle Lösung gibt es nicht, ein Allheilmittel ist nicht gefunden. Der Ratschlag lautete bei allen Medizinern gleich: Ramona Hofmann braucht vor allem eines, Geduld. Die geht ihr aber langsam verloren.
Noch immer ist sie kaum belastbar, noch immer geht ihr die Puste aus, wenn sie mit ihrem Hund spazieren geht. Manchmal hat ihr Herz kleine Aussetzer, dann erschrickt die junge Frau jedes Mal aufs Neue, obwohl sie weiß, dass ihr Herz-Kreislauf-System in Ordnung ist. Im Sommer war sie ein paar Tage an der Nordsee. „Das hat richtig gut getan.“ Bei der Arbeit hat ihr im Sommer die veränderte Maskenpflicht geholfen. Jetzt herrscht wieder eine FFP2-Pflicht. „Das macht es für mich nicht einfacher.“
Arbeitszeit reduziert
Die 33-Jährige ist nicht die einzige Patientin mit Long Covid in der Klinik. Sie kennt einen jungen Mann, Anfang 20, dem es ähnlich schlecht geht wie ihr selbst. „Der hat früher Fußball gespielt und ist jetzt genauso kurzatmig wie ich“, sagt sie und staunt immer noch, dass Covid auch bei jungen Menschen ohne Vorerkrankung solche langfristigen Auswirkungen haben kann.