Ein Hügelbeet für Schlangengurken
Autor: Diana Fuchs
Kitzingen, Donnerstag, 21. April 2022
Bei der Solidarischen Landwirtschaft (Solawi) in Kitzingen geht es mit neuen Ideen in die Saison. Wer unter Anleitung mithelfen möchte, kann das gerne tun – eine Verpflichtung ist es aber nicht.
Mangold, Radieschen, Ruccola, Spinat und Kopfsalat: In allen möglichen Grün-Nuancen leuchtet es derzeit auf den Beeten der Kitzinger Solawi. Nebenan erstreckt sich eine Art Erdhügel, gut kniehoch, über die ganze Länge des Gewächshauses. Was wird das denn?
Erich Gahr hat schon immer gern Neues ausprobiert. Die Zusammenhänge in der Natur lernte er früh kennen. Als Sohn einer Gärtnerfamilie wurde dem jungen Erich klar, dass ein gesunder Boden die Lebensgrundlage für gesunde Pflanzen ist. Mittlwerweile beschäftigt sich Gärtnermeister Gahr seit 45 Jahren mit biologischem Gartenbau.
Vor knapp vier Jahren hat er die Kitzinger Solawi gegründet – die solidarische Landwirtschaft. Auch innerhalb der Solawi tüftelt er weiterhin daran, wie man Erträge vergrößern kann und zugleich weniger Wasser und Energie verbraucht. Sein neuester Clou: Heuer sollen die Schlangengurken der Solawi auf einem Hügelbeet wachsen.
Im Inneren des langgestreckten Hügels entsteht Wärme, erklärt Gahr. Wodurch? „Durch eingebrachte Gartenabfälle und Hühnermist“, erklärt der Etwashäuser und grinst. Zusammen mit seiner Auszubildenden Sophia hat er zuerst rund 30 Zentimeter Mutterboden zur Seite geschaufelt und eine Pappe eingelegt, die vor allem dazu dient, Regenwürmer anzulocken. Darüber kam eine dickere Schicht aus Stroh, danach Gartenabfälle und Mist der Solawi-Hühner, bevor das Ganze dann wieder mit dem Mutterboden abgedeckt wurde.
Und wozu der ganze Aufwand? „Durch die verrottenden Gartenabfälle und die Hinterlassenschaften der Hühner entsteht Wärme im Hügelbeet“, erklärt Gahr. „Dadurch können wir die Salatgurken rund 14 Tage früher aussäen als normal.“ Er baut derzeit ein Fadengeflecht, an dem sich die Gurken dann Richtung Decke hangeln können. Ab Juni werden die Solawi-Mitglieder dann kräftig zubeißen und testen können, wie die Hochbeetschlangengurken im Vergleich zu ihren „normalen“ Kollegen munden.
Solawi – das bedeutet: Ein landwirtschaftlicher Betrieb schließt sich mit Privatleuten zusammen. Letztere leisten monatlich einen festgeschriebenen Betrag, damit die Felder, unabhängig von Marktzwängen, nachhaltig bestellt werden können. Im Gegenzug erhält jeder Einzahler einen Teil der Ernte. Wer möchte, kann hautnah dabeisein, wenn seine Nahrungsmittel entstehen, und beim Säen, Pikieren, Topfen, Jäten und Ernten mithelfen.
„Kerngedanke jeder Solawi ist es, Bewusstsein für einen achtsamen Umgang mit der Natur zu schaffen", macht Erich Gahr deutlich. „Außerdem wollen wir Umweltbildung leisten und gleichzeitig ökologische Landwirtschaft fördern. Ich freue mich, dass ich meine Erfahrung an folgende Generationen weitergeben kann.“