Druckartikel: Ein Herz für Stahl

Ein Herz für Stahl


Autor: Julia Volkamer

Prichsenstadt, Donnerstag, 27. Juli 2017

Im Freihof nächtigt man auf hohem Niveau - und in familiärer Atmosphäre.
Auf die Einträge in ihrem Gästebuch ist Mona Braun, Geschäftsführerin des Freihof in Prichsenstadt, sehr stolz.


Eine ganze Gruppe junger Männer steht an der Rezeption. Die meisten sehen ausgeschlafen aus, haben ihre Rollkoffer dabei und sind bereit zum Auschecken – auch wenn der eine oder andere sicher noch ein bisschen bleiben würde. Als Mona Braun aus der Bürotür hinter dem Empfang tritt, hört sie ein Kompliment, das Frauen so von ihren männlichen Übernachtungsgästen nicht immer bekommen: „Vielen Dank, es war toll, ich hoffe wir sehen uns bald wieder.“

Mona Braun ist Geschäftsführerin und das Herz des Hotels Freihof in Prichsenstadt – auch wenn man so viel Herz beim ersten Hinschauen vielleicht gar nicht erkennen würde. Dicke Mauern, dunkle Holzbalken, dazu viel Glas und Stahl: Der Freihof vereint historische Bausubstanz mit moderner Architektur, fränkisches Fachwerk trifft Hochglanz-Edelstahl, das Interieur schlicht und geradlinig. Aber eben hochwertig – vier Sterne-wertig, um genau zu sein. Mona Braun hat es in der noch jungen Hotelgeschichte geschafft, aus dem einstigen einsturzgefährdeten Objekt aus dem Jahr 1258 ein High Class Hotel mit Wohlfühlfaktor zu kreieren.

Kleines, feines Hotel mitten in der Innenstadt

Vor 15 Jahren kaufte Richard Gebert, leidenschaftlicher Oldtimer-Sammler und Unternehmer aus Wiesenbronn, den Freihof. Ursprünglich nur, um seine historischen Autos und Traktoren in den bröckelnden Schuppen des Anwesens unterzustellen. Nach einigen Jahren kam aber das Amt für Denkmalschutz auf den Plan und bat den Besitzer, doch einmal seine Restaurationspläne vorzulegen. Gebert fiel aus allen Wolken – und seiner Frau Juliane Gebert wie Schuppen von den Augen: Die historischen Gemäuer boten in ihren, architektonisch talentierten Augen, die optimalen Grundvoraussetzungen für ein kleines, feines Hotel mitten in der Innenstadt, im Zentrum Deutschlands, mit Anschluss an die Autobahn und doch in unmittelbarer Nähe zur Natur.

Tochter Mona war von Anfang an mit dabei, half in der Bauphase des Hotels – neben ihrem Studium an der Dolmetscherschule – täglich im Büro: Von der Haustechnik bis zur Beleuchtung der Zimmer war sie von den ersten Mustern und Angeboten bis zum Einbau involviert. „Vielleicht wird der Freihof so mit einem Tropfen mehr Herzblut geführt als es bei einem Pächter der Fall wäre“, überlegt die heute 32-Jährige.

Die Leitung des Hotels managt sie in Eigenregie, und das, obwohl nicht nur der neueste Familiennachwuchs in ihren Armen langsam unruhig wird, sondern zu Hause ab dem frühen Nachmittag noch zwei Jungs auf ihre Mama warten. „Wir konnten das immer gut vereinbaren. Hier im Hotel ist es ja ruhig“, erklärt sie und übergibt die Kleine vertrauensvoll an ihre Mitarbeiterin.

Es sind nicht nur Begriffe wie „Herz“ und „Liebe“, die im Gästebuch immer wieder auftauchen, sondern auch Eigenschaften wie „zuvorkommend“, „hervorragend“ oder schlicht und einfach „perfekt“. Diese Worte beschreiben meistens das Team, das Mona Braun um sich geschart hat. Egal, ob es um die gehobene Küche im Restaurant geht oder um die Massage im Spa, um einen runden Geburtstag, die Hochzeitsfeier oder das Mädelswochenende – in den Kommentaren drückt sich stets mehr als nur Zufriedenheit aus.

A propos Mädels: Zwölf davon trafen sich 2016 zum Junggesellinnenabschied im Freihof, hatten offenbar großen Spaß und bedankten sich für die schier endlose Geduld des Personals sowie die Nachsicht mit folgendem Eintrag im Gästebuch: „Gezwungenermaßen entstehen manche Unannehmlichkeiten, wenn zwölf Mädels und sehr viel Prosecco aufeinandertreffen“.

Wellnessreisende und Festgesellschaften sind im Freihof die Regel, Individualurlauber bleiben meist ein bis drei Nächte, „was natürlich auch an den etwas gehobenen Preisen liegt“, weiß Mona Braun. Nachlassen wird sie diesbezüglich aber nicht, schließlich wolle sie auch nicht in Konkurrenz treten zu den anderen Gasthäusern in Prichsenstadt – im Gegenteil. „Die meisten Gäste buchen bei uns Übernachtung mit Frühstück und gehen dann auch mal in anderen Gaststätten essen. Und das ist auch in Ordnung so.“

Tagungsgäste lassen sich meist voll verpflegen

Anders sieht es bei den Tagungsgästen aus, die im Freihof rund 75 Prozent des Klientels stellen. Sie werden meist voll verpflegt, nutzen des Öfteren auch die hoteleigene Bar. Dem ein oder anderen aus der Männergruppe an der Rezeption haben die Cocktails anscheinend ein bisschen zu gut gemundet – die Augen, die auf dem Weg nach draußen hinter der Sonnenbrille verschwinden, sind noch ein bisschen glasig.

Zwei andere Tagungsteilnehmer haben sich nach dem Frühstück noch einmal in den Hof zurückgezogen, wo sie bei einer Tasse Espresso an ihren Laptops sitzen. Denn wo lässt es sich besser arbeiten, als an der frischen Luft, im Schatten von Fachwerk, Glas und Stahl. Das findet auch Mona Braun. Kein Wunder, dass ihr Herz ganz fest am Prichsenstadter Freihof hängt.

In unserer Serie „Übernachten im Landkreis Kitzingen“ stellen wir besondere Schlafmöglichkeiten vor. In der nächsten Woche lesen Sie „Zwischen Stall und Stil“.