Ein fruchtbares Gartenjahr
Autor: Daniela Röllinger
Kitzingen, Mittwoch, 26. Sept. 2018
Viel Information und das richtige Quäntchen Witz: Die "GartenAELFen" geben in einem Blog Einblicke in ihre Ausbildung
Die Frauen stehen inmitten eines grünenden und blühenden Nutzgartens und fahren ihre Ernte ein. Die Kartoffeln sind reichlich, die Karotten riesig und die Kürbisse dick. Andrea Ortner hat sofort eine Idee: Schnell werden die orangen Kugeln unter die T-Shirts gesteckt, für fast jede der „fruchtbaren Frauen“ gibt es einen. Nur eine geht leer aus, denn die ist tatsächlich schwanger. Abdrücken und das Foto ist im Kasten. Das Bild für den nächsten Blog-Beitrag steht.
„GartenAELFen“ heißt der Blog, in dem die Teilnehmerinnen des Studiengangs Hauswirtschaft am Amt für Landwirtschaft im Internet Einblicke darüber geben, was sie seit März über die Gartenarbeit gelernt haben und noch lernen. Informativ und unterhaltsam, manchmal auch ein bisschen frech sind die Beiträge formuliert, die Lust darauf machen, selbst zum Spaten zu greifen und ein Gemüsebeet anzulegen.
Ziel des Blogs über die Ausbildung im Bereich Hausgartenbau ist eine Reflexion des Unterrichtes, in Theorie und in Praxis, nicht aus Sicht der Behörde, sondern aus Sicht der Schülerinnen. Rein sachliche Texte, auf Fakten beschränkt, sind zu langweilig, fanden dabei die Teilnehmerinnen. Ein bisschen Pep muss schon sein. Und den bringen sie tatsächlich rein, ohne den ernsten Hintergrund aus den Augen zu verlieren.
Ein Name muss her
Zunächst einmal ging es mit der Namensfindung los. „Haushaltsblog“, „Studienblog“ oder „Gartenblog“? So etwas kam gar nicht infrage, Kreativität war gefordert. Die hat Melanie Horak bewiesen: „GartenAELFen“ schlug sie vor – und löste Begeisterung aus. Dass es um den Garten geht, ist auf den ersten Blick ersichtlich, die allseits bekannte Abkürzung AELF für das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ist enthalten und Elfen sind einfach liebliche Geschöpfe. Und wer wollte etwas anderes über die Frauen sagen, die regelmäßig gemeinsam die Schulbank drücken, um sich zur Fachkraft für Ernährung und Haushaltsführung fortzubilden? Haushalts- und Finanzmanagement pauken sie unter anderem, Ernährungslehre, Küchen- und Textilpraxis und eben auch Hausgartenbau, wobei der praktische Unterricht im Lehrgarten der Gärtnerei Schunke in Hüttenheim stattfindet.
Das alles hört sich nach viel Arbeit an und das ist es auch. Doch die Frauen sorgen dafür, dass der Spaß nicht zu kurz kommt und streuen immer mal wieder einen flapsigen Spruch im Unterricht ein. So wie eben auch in den Gartenblog. Die Texte dafür schreiben verschiedene Schülerinnen, Sibylle Weiß hat das Layout entworfen. Andrea Ortner hat „die Kappe“ auf, setzt die Texte auf die Seite und steuert viele Ideen bei. So wie beim Foto mit den Kürbissen. „Mit einem Blog hatte ich vorher noch nie etwas zu tun“, erzählt sie. Doch sie hat sich mit Feuereifer an die Arbeit gemacht. Drei bis vier Stunden investiert sie in jeden Beitrag. Um so größer ist die Freude bei den Frauen, wenn sie Resonanz auf ihre Beiträge bekommen. Mehrere tausend Klicks hatten sie schon, selbst Menschen in Polen oder Australien haben den Blog schon angeschaut. Die Beiträge erscheinen, wenn die Frauen im Garten in Hüttenheim gearbeitet haben, alle zwei, drei Wochen, manchmal auch öfter. Man kann verfolgen, wie der Garten angelegt wurde und lernt dabei, worauf zu achten ist. Dass es Starkzehrer, Mittelzehrer und Schwachzehrer gibt, dass die Fruchtreihenfolge auf den Beeten jährlich wechseln soll, wann der richtige Zeitpunkt zum Säen ist, wie tief die Bohnen in die Erde kommen und wie tief die Dahlien. Dass man Tomaten ausgeizen muss, die Blätter nicht den Boden berühren und beim Gießen nicht nass werden sollen. Und wie man ein Tomatenschutzdach baut – samt Anleitung, wie man einen Mann dazu bringt, dabei mit anzupacken. Ausgiebiges Lob an den „tollsten und besten Tomatenschutzdachbauer der Welt“, so ist zu lesen, darf dabei keinesfalls vergessen werden.
Tagetes und die Schnecken
Nicht nur über den Anbau, auch über die Pflanzen erfährt der Leser viel. Tagetes halten Schnecken ab, Ziertabak ist eine Läusefalle, aus der Indianernessel lässt sich Sirup gegen Erkältung herstellen und Schafgarbe lindert Verdauungsbeschwerden. Und schließlich verraten die Frauen auch, was sich Leckeres aus dem Angebauten zubereiten lässt: Dips aus Hülsenfrüchten, die sie beim Kreisheimattag in Hüttenheim vorgestellt haben, „Käse-Knusper-Burger“ aus Haferflocken, geriebenem Käse, Eiern, Zwiebeln und Gewürzen. Blumenkohl-Rohkostsalat, Bohnen im Speckmantel oder italienischen Brotsalat. Allein beim Lesen bekommt man Lust auf die gesunden Gerichte.
In wenigen Wochen wird der Garten abgeerntet sein, die Gartenarbeit ruhen. Im Sommer nächsten Jahres steht die Abschlussprüfung an, mitten in der Gartensaison und lange vor einer möglichen Ernte. Damit wird der Schulgarten wohl ein Jahr pausieren und damit auch der Blog. Dass die Beiträge im Internet ganz enden, mag Andrea Ortner sich nicht vorstellen: „Ich hoffe, dass die Schülerinnen des nächsten Kurses den Gartenblog weitermachen.“