Eine neue sakrale Landschaft wünscht sich Dr. Hermann Kolesch. Er hofft, dass viele Winzer mitmachen - aus Dankbarkeit
Es ist an der Zeit, etwas zurückzugeben. Alle, die in den letzten Jahrzehnten gut gelebt haben vom Weinbau in Franken, ruft Dr. Hermann Kolesch jedenfalls dazu auf. Seine Vision: Eine neue sakrale Landschaft in Mainfranken erschaffen.
Seine Pläne stellte der Präsident der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG) am Montagnachmittag während der Fachtagung des Fränkischen Weintourismus Symposiums in Iphofen vor. Kolesch sprach von einem „Erweckungserlebnis“ in Armenien. Als er den schneebedeckten Berg Ararat und im Vordergrund das Kloster Chor Virap mit eigenen Augen sah, war ihm klar, wie viel Potenzial und Bedeutung in einer Sakral-Landschaft liegen kann. „Die Frage ist doch, welche Rolle unsere Sakralbauten künftig spielen sollen“, meinte Kolesch in der voll besetzten Knauf-Halle zu Iphofen.
Natürlich sei die fränkische Weinlandschaft seit Jahrhunderten von sakralen Bauten durchzogen. Ob Klöster, Kreuze, Kirchtürme oder Kapellen: Sie alle prägen schon jetzt die hiesige Weinlandschaft. „Denken Sie nur an das Käppele in Würzburg oder den Hot Spot überhaupt, die Alte Mainbrücke in Würzburg.“ Die ist bekanntermaßen von Darstellungen Heiliger gesäumt.
In einer „diffusen und orientierungslosen Gesellschaft“ hätten diese Bauten eine wichtige Funktion – auch und gerade im Hinblick auf die Zukunft. „Sie vermitteln zwischen den Besuchern der Gegenwart und der Idee einer höheren Ordnung.“ Vor etlichen Jahren hatte die LWG das Projekt „Magische Orte des Frankenweins - terroir f“ ins Leben gerufen. Rund 15 so genannte „Magische Orte“ sind seither entstanden. Im Landkreis Kitzingen beispielsweise in Iphofen und Großlangheim. Das Projekt sei ein Erfolg, wie die vielen Besucher und Nutzungen für Hochzeiten oder andere Feierlichkeiten zeigen. „Aber dieser erste Ansatz reicht nicht“, meinte Kolesch. Ihm geht es um die künftige Gestaltung von Orten mit einer inneren Ausstrahlung. „Auch um eine architektonische Avantgarde.“
Als positive Beispiele hatte der LWG-Präsident nicht nur Bilder aus Armenien mitgebracht. In Südtirol, in Österreich, in Frankreich oder in der Eifel hat er etliche Beispiele für eine gelungene Einbettung von modernen sakralen Bauen in die Landschaft gefunden. Orte, an denen eine „moderne Spiritualität deutlich rüber kommt.“ Die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz wählt alljährlich die Landschaft des Jahres. 2018 ist dieser Preis erstmals aufgrund der besonderen spirituellen Dimension einer Landschaft vergeben worden. Die Jury kürte die Sakrallandschaft im Saane-Becken mit ihren Abteien und Klöstern zum Sieger.
Auch in Franken gibt es Beispiele moderner Bauten von Weinbergskapellen. Beispiele aus Bergtheim, Gambach, Himmelstadt und anderen Orten zeigte Kolesch in seiner Präsentation. Initiativen, die er begrüßt, Kapellen, die aber überwiegend historisierend gebaut wurden. „Da fehlt was“, meinte er. Kolesch möchte das Thema „Kapellen in der Landschaft“ neu interpretieren und umsetzen und freut sich über möglichst viele Mitstreiter aus der fränkischen Weinwirtschaft. „Wir sollten diesem Land etwas zurückgeben“, meinte er. „Aus Dankbarkeit.“ Im Arbeitskreis „Wein.Schöner.Land“ soll die Idee weiter diskutiert und konkretisiert werden.
Ob in absehbarer Zeit tatsächlich neue sakrale Gebäude in der fränkischen Weinlandschaft entstehen, ob es zu einem erneuten Umbau der fränkischen Weinlandschaft kommt, wie ihn sich Kolesch wünscht, ist nicht absehbar. Eine Förderung wird es – im Gegensatz zum Projekt „Magische Orte des Frankenweins – terroir f“ – für den Neubau von Weinbergskapellen jedenfalls nicht geben.