Ein ausgezeichneter Abend
Autor: Ralf Dieter
Kitzingen, Montag, 05. März 2018
Der Kulturförderpreis der Stadt Kitzingen wird am Freitag überreicht.
Die Freude ist ihnen anzusehen. Die Auszeichnung erfüllt sie mit Stolz. Judith Filip und Mary Lynn Zack erhalten den Kulturförderpreis der Stadt Kitzingen – oder exakter formuliert: das Klavierquartett „Tastenfeuer“ und das Streichorchester der Musikschule Kitzingen, die von den beiden Vollblutmusikerinnen geleitet werden.
Die Verleihung eines Kulturförderpreises ist im Jahr 2011 in die Satzung der Stadt Kitzingen aufgenommen worden. Seither ist er nur einmal vergeben worden: 2015 an die BigKitzBand. Die beiden Ensembles der Musikschule Kitzingen sind demnach erst die Preisträger Nummer 2 und 3. Verdient haben sie die Auszeichnung allemal.
Fünf bis sechs Stunden pro Werktag verbringt Judith Filip an der Musikschule, um ihre Schüler zu unterrichten. Jeden Nachmittag führt sie Kinder und Erwachsene in das Geheimnis des Klavierspielens ein. Ob Anfänger oder Fortgeschrittene: Die Übungsstunden stellen immer eine Herausforderung dar. Eine Herausforderung der besonderen Art war für sie von Anfang an das Klavierquartett „Tastenfeuer“.
Bao Trung Nguyen, Julian Hiebl, Linus Schiebl und Tong Thu Huong sind zwischen 15 und 17 Jahre jung – und nehmen dennoch schon seit mehr als zehn Jahren Klavierunterricht bei Judith Filip. Als „Sternstunden“, bezeichnet die Lehrerin die Übungsstunden und die Konzerte. „Die vier sind nicht nur sehr talentiert, sondern auch äußerst motiviert“, erklärt sie. Und außerdem diszipliniert. Anders geht es auch nicht, denn beim achthändigen Spiel am Klavier kommt es auf feine Nuancen an. Die vier Spieler müssen ständig aufeinander hören, die Stimmführungen der Partner übernehmen und quasi wie ein Streichquartett agieren, erläutert ihre Lehrerin. Kurz gesagt: Vier junge Menschen müssen eine Einheit bilden, um die 88 Tasten gut miteinander zu teilen. „Das geht nur, wenn sie auch eine stabile emotionale Verbindung zueinander haben“, sagt Judith Filip.
Die Fingerfertigkeiten von „Tastenfeuer“ haben sich mittlerweile herumgesprochen. Immer wieder werden sie für Auftritte gebucht. Beim Neujahrsempfang haben sie genauso gespielt wie auf Freisprechungen oder beim Ehrungsabend des BRK. „Solche Auftritte sind ganz wichtig“, weiß ihre Musikschullehrerin. Die Motivation wird hochgehalten, die Übungsstunden im Vorfeld werden intensiviert.
Eine ähnliche Erfahrung macht auch Mary Lynn Zack, die in Ohio geboren wurde und seit 1998 in Kitzingen lebt. Seit 2011 führt sie das Streichorchester der Stadt Kitzingen und hat sich damit einen Kindheitstraum verwirklicht. „Ich wollte schon immer ein Orchester dirigieren“, sagt sie. Das rund 20-köpfige Streichorchester zeichnet sich durch eine große Heterogenität aus. Das jüngste Mitglied ist neun Jahr jung, das älteste 73. Sie alle eint die Liebe am gemeinsamen Musizieren. „Das Orchester hat sich zu einem Aushängeschild der Musikschule gemausert“, freut sich deren Leiterin Sigrun Reeder. Zum Abschluss der unterfränkischen Kulturtage 2017 begeisterten die Musiker am Stadtbalkon mit einer „Cinema-Serenade“. In diesem Sommer soll ein weiterer Auftritt am Etwashäuser Mainufer folgen.
Drei Konzerte gibt das Orchester pro Jahr – und ist für weitere Überraschungen gut. 2017 waren die Kitzinger ein Teil des erfolgreichen Rekordversuches „Das größte Orchester der Welt“ in Frankfurt. Mehr als 7000 Musiker hatten sich dort eingefunden. „So etwas schweißt natürlich zusammen“, freut sich Mary Lynn Zack, die Wert auf ein abwechslungsreiches Repertoire legt: Moderne und klassische Stücke studiert sie genau so ein wie bekannte Filmmelodien. Dafür holt sie ihre Musiker einmal pro Woche zu einer rund eineinhalbstündigen Probe zusammen.