„Diese Tage werde ich nie vergessen“
Autor: Ralf Dieter
Kitzingen, Donnerstag, 09. Sept. 2021
Zwei Männer aus dem Landkreis waren vor 20 Jahren in den USA. Sie erinnern sich an den Anschlag auf das World Trade Center: „Es war, als hätte das Leben gestoppt.“
Landkreis Kt/New York
Es gibt nicht viele Tage, die sich ins Gedächtnis der Weltbevölkerung eingebrannt haben. Nicht viele Momente, die das Weltgeschehen veränderten. Der 11. September 2001 gehört sicherlich zu diesen Tagen. Die Türme des World Trade Centers sind nach einem Terroranschlag in sich zusammengefallen, 2759 Menschen starben. Zwei Männer aus dem Landkreis Kitzingen erlebten diese Stunden hautnah in den USA.
Heinrich Paulus, Iphofen:
„Ich war mit meinem Mitarbeiter Helmut Spamer dienstlich in New York. Am Abend des 10. September standen wir noch oben, auf einem der Türme, wahrscheinlich als zwei der letzten Menschen überhaupt. Am 11. September sollte uns ein Taxi um 9 Uhr zum Kennedy-Flughafen fahren. Der Taxifahrer war, eine absolute Seltenheit in New York, eine Viertelstunde früher da. Wir waren auch schon abreisefertig und deshalb sind wir noch durch den Hudson-Tunnel gekommen, bevor das Chaos losbrach. Auf der anderen Seite habe ich dann gesehen, wie ein Tower brennt. Der Fahrer meinte, ein Sportflugzeug sei hineingeflogen. Als der zweite Tower zu brennen anfing, war mir klar, dass es sich um einen Anschlag handeln musste. Der Hudson-Tunnel war da schon gesperrt. Wären wir später gefahren, hätten wir die Verwüstung in Manhattan hautnah mitbekommen.
Drei Tage am Flughafen
So sind wir bis zum Kennedy-Airport gekommen, aber es ging keine Maschine mehr. Wir haben das letzte Doppelzimmer am Flughafenhotel erhalten. Über Manhattan waren da nur noch schwarze Wolken zu sehen. Drei Tage und Nächte saßen wir am Flughafen fest, durften nicht einmal ins Ausland telefonieren. Zum Glück habe ich eine Tante in Minnesota, der habe ich Bescheid gegeben, dass wir wohlauf sind und sie hat die besorgten Verwandten in Deutschland informiert.
Diese drei Tage werde ich nie vergessen. Noch heute bekomme ich eine Gänsehaut, wenn ich davon erzähle. Keiner wusste, ob es weitere Anschläge geben wird, es herrschte eine Totenstille am Flughafen, im Hotel waren alle Speisesäle und verfügbaren Räume mit Feldbetten belegt. Nach drei Tagen sind wir mit einem Mietwagen nach Toronto und von dort nach Frankfurt geflogen. Ich war seither nur noch einmal in New York. Die vielen Blumen an der Gedenkstätte. Das alles ist schon sehr bedrückend.“
Weil er Urlaub in den USA machen wollte, flog der Kitzinger Uwe G. Hartmann zunächst von Frankfurt aus nach Toronto. Von der kanadischen Stadt aus sollte es eigentlich weitergehen nach North Carolina. Doch dann erschütterten die Anschläge in New York die Welt – und brachten die Flug- und Urlaubspläne des 58-jährigen Angestellten beim Blutspendedienst durcheinander.