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Die wilden Jungs haben's drauf


Autor: Daniela Röllinger

Albertshofen, Mittwoch, 04. Mai 2022

Bei den Wild Boys in Albertshofen tanzen Jungs von sieben bis 17 Jahren und auch die jüngsten sind mit viel Begeisterung dabei. Nach Corona stehen jetzt endlich wieder Auftritte an.
Die Freude ist ihnen anzusehen: Die große Gruppe der Albertshöfer Wild Boys, die Zehn- bis 17-Jährigen, haben sich in Nullkommanichts zur Pyramide formiert.Fotos: Daniela Röllinger


Laute Musik tönt durch die Halle. „Uuunnd zack!“, ruft Sonja Pfeiffer. „Arme strecken!“, „Rechter Fuß!“, „Schneller!“ Konzentriert setzen die Jungs auf der Bühne die Hinweise der Trainerin um. Im Takt bleiben, die Choreografie nicht vergessen, die komplizierten Schritte richtig setzen – bei den Wild Boys gehören Sport, Konzentration und Anstrengung zusammen. Und vor allem haben die jungen Tänzer eines: viel Spaß.

Ein Männerballett gehört seit vielen Jahren zum Fasching. Auch beim Höpper Elfer in Albertshofen. Ein Hobby, das Spaß macht, wie schnell auch die Jüngeren gemerkt haben. Und damit alle Interessierten auch wirklich mitmachen konnten, hat Sonja Pfeiffer, die damals das Männerballett trainierte, 2013 die Wild Boys ins Leben gerufen. Inzwischen ist der Andrang so groß, dass es sogar zwei Gruppen gibt.

Mittwoch, 17.30 Uhr, Gartenlandhalle. Acht Jungs im Alter von sieben bis neun Jahren stehen auf der Bühne, den Blick auf drei Jugendliche gerichtet, die sich wenige Meter vor ihnen platziert haben. „So“, sagt Dominik Sattes, macht mehrere Schritte vor, bewegt dabei den ausgestreckten Arm vor dem Körper von links nach rechts. Danach das Gleiche in die andere Richtung. So ganz geklappt hat die Stelle vorher beim Tanz der jüngsten Wild Boys noch nicht, so dass die Trainer eine kurze „Trockenübung“ einfügen.

Der erste Orden bekommt einen Ehrenplatz

Wenige Minuten später tönt wieder Musik durch die Halle. Alles nochmal von vorn, jeder an seinen Platz, los geht's. Schritte rechts, Schritte links, Drehungen, Strecken, Hüpfen, Pyramiden.... Einfach ist es nicht, was die Jungs da oben absolvieren. „Tanzen ist nicht schwer“, sagt Luca trotzdem. Der Neunjährige hat im Sommer 2020 mit dem Tanzen angefangen. Ein Zettel, mit dem der Albertshöfer Faschingsverein in der Schule auf sein Angebot aufmerksam gemacht hat, hat sein Interesse geweckt – und schon beim allerersten Treffen hat er gemerkt, wieviel Spaß es macht, in der Gruppe zu tanzen. „Manchmal ist es ein bisschen anstrengend“, das will Valentin nicht unterschlagen. „Aber es macht total Spaß!“ Was natürlich von Vorteil ist, denn eigentlich ist der Achtjährige wegen der Medaillen zu den Wild Boys gestoßen. Seine Schwester war bei den „Bobberli“, der kleinsten Mädchentanzgruppe des Höpper Elfer aktiv. „Sie hat immer so tolle Medaillen mit heim gebracht“, erzählt Valentin. Solche wollte er auch. Heute sind Orden für ihn längst zweitrangig geworden, für ihn steht, wie für den achtjährigen Henry und überhaupt für alle Beteiligten, der Spaß im Vordergrund.

Noch konnten die kleinen Wild Boys nicht viele Orden sammeln, bedauert Sonja Pfeiffer. Sie hat die zweite Gruppe erst 2020 gegründet und so gab es wegen der Corona-Beschränkungen keine Auftritte. Am 21. Mai, beim Höpperfest, werden sie zum ersten Mal vor Publikum tanzen, ein zweiter Auftritt ist danach beim „Wild Boys-Fest“ vorgesehen. „Bisher haben noch nicht mal die Eltern gesehen, wie ihre Kinder tanzen“, berichtet Pfeiffer. Weil sie so eifrig trainieren – während des Lockdowns teilweise sogar online – haben auch die Jüngsten kürzlich vom Höpper Elfer schon ihren ersten Orden bekommen. „Der bekommt einen Ehrenplatz“, sagt Luca. „Der ist in meinem Medaillenfach“, erzählt der siebenjährige Alexander stolz.

„Es ist cool, wenn man sieht, wie sie sich entwickeln“, sagt Dominik Sattes über die kleinen Tänzer. Er trainiert die Gruppe aus acht Jungs gemeinsam mit Mario Schmer und Aaron Plömpel. Die Drei tanzen selbst in der Gruppe der Zehn- bis 17-Jährigen und haben gerne die Aufgabe übernommen, sich um den Nachwuchs zu kümmern – von der Auswahl der Musik über die Choreografie, vom Einüben der Schritte über das Bändigen des manchmal doch recht aufgedrehten Haufens. „Manchmal muss man eine Pause machen, weil die Konzentration nicht mehr da ist“, sagt Mario, lobt aber zugleich: „Wenn sie dann wieder auf der Bühne stehen, klappt es wieder gut.“

Gänsehautmomente bei Auftritten vor Publikum

Während die jüngsten Wild Boys ihrem ersten Auftritt also noch entgegen fiebern, haben die 17 Älteren schon eine ganze Reihe davon hinter sich, vor allem diejenigen, die von Beginn an dabei sind, wie Dominik und Mario. Auch Aaron hat 2013 schon mitgetanzt, nach einiger Zeit aber wieder aufgehört. Ein wirklicher Ausstieg war es aber dann doch nicht, Aaron kam nach einer Pause zurück. „Weil es einfach Spaß macht“, wie er lachend sagt. Und weil er die „Gänsehautmomente“ bei den Auftritten vermisst hat. Dafür lohnt es sich, über Monate zu proben, bis jeder Schritt sitzt, jede Handbewegung auf den Zentimeter passt, jede noch so anstrengende Passage von einem Lächeln begleitet wird. „Das ist Adrenalin pur“, beschreibt auch Mario dieses ganz besondere Gefühl, vor Publikum aufzutreten. So wie bei der FEN-Auftaktsitzung in diesem Jahr, bei früheren Auftritten bei eigenen Sitzungen oder befreundeten Fastnachtsgesellschaften. Oder beim Dreh für den Online-Videocup der Deutschen Männerballette. Ihr Tanz kam super an und so wurden die Jungs mit dem 2. Platz beim Publikumsvoting belohnt. „Und wir wurden ganz oft darauf angesprochen“, freut sich Sonja Pfeiffer immer noch.

2017, als die Albertshöfer die bayerischen Meisterschaften der Männerballette in Dettelbach ausgerichtet haben, durften die Wild Boys den Eröffnungstanz präsentieren. „Es ist sensationell, wenn 900 Leute da sind und die Halle bebt“, erinnert sich die Trainerin der „großen“ Gruppe. „Das war superschön.“ Auch bei der Deutschen Meisterschaft in diesem Jahr in Bonn war die Gruppe für den Eröffnungstanz vorgesehen. Auf diesen Auftritt am 14. Mai hatte die Gruppe sich sehr gefreut – doch er wurde kurzfristig abgesagt, fiel wie so vieles in den letzten zwei Jahren der Corona-Krise zum Opfer. Jetzt allerdings soll es wieder richtig losgehen und dafür trainieren die Wild Boys hart. Sie nehmen ihr Publikum mit auf eine tänzerische und musikalische Reise um die Welt, untermalt von Liedern aus ganz Europa. Ob die jungen Tänzer diese Länder vielleicht wirklich mal für Auftritte ansteuern? Dominik, Mario, Aaron und ihre Kollegen hätten ganz bestimmt nichts dagegen.

Wer will mitmachen? Wer Lust hat, mal bei den Wild Boys hineinzuschnuppern oder gleich mitzumachen, kann sich bei Sonja Pfeiffer unter hoepper-wildboys@web.de melden. Bis September/Oktober besteht die Möglichkeit, bei den jüngeren oder den älteren einzusteigen, danach beginnt die Vorbereitung auf die neue Saison.