Die Viren melden sich zurück
Autor: Ralf Dieter
Kitzingen, Dienstag, 02. November 2021
Nach eineinhalb Jahren ohne nennenswerte Infekte steigen die Krankmeldungen wieder an. Mediziner warnen auch vor einer Grippewelle. Oberärztin Dr. Stefanie Held von der Klinik Kitzinger Land erklärt, wer jetzt über eine Grippe-Impfung nachdenken sollte.
Landkreis Kitzingen Die Wartezimmer in den Hausarztpraxen sind voll, die Erkältungswelle rollt über Deutschland hinweg. Das Robert-Koch-Institut berichtet von einer besonders hohen Rate an Atemwegserkrankungen für diese Jahreszeit. Auch für die „echte Grippe“ (Influneza) wird ein Anstieg im Vergleich zum Vorjahr erwartet. Was diese Entwicklung mit Corona zu tun hat und wer sich jetzt über eine Grippe-Impfung Gedanken machen sollte, erklärt Oberärztin Dr. Stefanie Held von der Klinik Kitzinger Land.
Stefanie Held: Geschwächt ist das falsche Wort, aber tatsächlich beobachten wir zurzeit eine Art Nachholeffekt. Nach eineinhalb Jahren ohne nennenswerte Infekte kommen die Viren jetzt wieder durch. Spürbar wird dies zum Beispiel in deutlich mehr saisonal bedingten Krankmeldungen als im Vorjahr.
Sind wir anfälliger für diese Viren geworden?Held: Nein, Atemwegsinfekte kommen gerade in den Herbst-/Wintermonaten üblicherweise vermehrt vor. Eher gab es seit Einführung der Abstandsregeln und insbesondere des Mund-Nasenschutzes im Rahmen der Corona-Pandemie auffallend weniger virale Infekte.
Held: Eine gesunde Lebensführung ist essenziell. Ausdauerbewegung an der frischen Luft, lüften, auf eine gesunde Ernährung achten: all das stärkt unser Immunsystem. Es hilft auch, einige Verhaltensweisen aus der Corona-Zeit zu übernehmen.
Held: Abstand halten, beispielsweise beim Einkaufen im Supermarkt. Sich nicht so oft ins Gesicht fassen. Und am wichtigsten: Die regelmäßige Händehygiene. All das kann uns vor Viren schützen.
Sollten wir deshalb auch weiterhin eine Maske tragen?Held: Der Mund-Nasenschutz schützt effektiv vor der Übertragung viraler Erreger. Momentan ist er in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens aufgrund der immer noch unsicheren Corona-Situation weiterhin sinnvoll, in sensiblen Bereichen wie der Pflege, Seniorenheimen und im Krankenhaus bis auf Weiteres unerlässlich. In manchen Kulturkreisen sind Mund- und Nasenschutz ein Teil des öffentlichen Lebens. Dass sich das auch bei uns dauerhaft so entwickeln wird, denke ich eher nicht.
Werden wir auch andere Verhaltensweisen auf Dauer übernehmen? Ein Handschlag ist in vielen Ländern Asiens verpönt.Held: Für unsere Gesundheit wäre es tatsächlich besser, wenn wir uns nicht mehr per Handschlag begrüßen würden. Aber wir dürfen bei all dem nicht vergessen, dass es auch um unser psychisches Wohlergehen geht. Und dafür sind soziale Kontakte und Nähe ganz wichtig.