Die Sprache, die alle verstehen
Autor: Daniela Röllinger
Iphofen, Mittwoch, 11. Mai 2022
Gemeinsam musizieren für den Frieden: Das Kreisorchester Kitzingen im Nordbayerischen Musikbund lädt zu einem Platzkonzert vor dem Iphöfer Rathaus ein.
Man hört Dieter Lenzer die Vorfreude an. Endlich wieder zum Tenorhorn greifen und mit anderen Musikern spielen. Endlich wieder dem Publikum eine musikalische Freude bereiten. In wenigen Tagen kann er das alles tun, noch dazu quasi in seinem „Wohnzimmer“: Das Kreisorchester Kitzingen lädt ein zu einem Platzkonzert am Sonntag, 22. Mai, um 15 Uhr auf dem Rathausvorplatz von Iphofen.
Vereinsübergreifend musizieren
Die Corona-Pandemie hat die Kulturwelt gebeutelt. Es gab weder große Konzerte noch kurze Auftritte. Lange waren noch nicht mal Proben möglich und wenn, dann ging nichts ohne Desinfektion, Trennwände und Abstand. Wer selbst singt oder ein Instrument spielt, weiß um den Frust, der da entstanden ist. Doch auch all jene, die gerne Konzerte besuchen, litten unter den Beschränkungen. Nach und nach erwacht das kulturelle Leben jetzt wieder und auch das Kreisorchester Kitzingen im Nordbayerischen Musikbund kann endlich aktiv werden.
15 Kapellen aus dem Landkreis Kitzingen sind Mitglied im Nordbayerischen Musikbund. Ein Teil der Musiker tritt im zweijährigen Rhythmus bei großen Konzerten vereinsübergreifend gemeinsam auf. 2019 begeisterte das Kreisorchester zuletzt in Iphofen über 300 Zuschauer bei einem gemeinsamen Konzert mit dem Orchester des benachbarten Landkreises Neustadt/Aisch. Danach herrschte erst einmal Stillstand. Der soll jetzt – wiederum in Iphofen – beendet werden. Nicht mit einem großen Abendkonzert, sondern mit einem Platzkonzert an einem Sonntagnachmittag. Am 22. Mai um 15 Uhr greifen 60 bis 80 Musiker zu ihren Instrumenten und präsentieren etwa zwei Stunden lang bekannte Stücke – „einen bunten Strauß an bekannten Melodien“, wie Kreisvorsitzende Sibylle Säger im Vorfeld sagt. Die Zuhörer können sich also zurücklehnen und genießen – „bei bester Blasmusik und einem guten Gläschen Wein“, wie Dieter Lenzer erklärt.
Der Iphöfer Bürgermeister ist begeisterter Musiker, spielt Tenorhorn und leitet den Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Iphofen. Als stellvertretender Kreisvorsitzender des Nordbayerischen Musikbundes ist er nicht nur an den Vorbereitungen für das Platzkonzert beteiligt, sondern wird auch selbst am Tenorhorn mitspielen und vielleicht sogar das eine oder andere Stück dirigieren.
Musik für den Frieden
Die Leitung des Platzkonzertes liegt wie immer bei Kreisdirigent Siegfried Graf. Er stellt das zweistündige Konzert unter das Motto „Gemeinsam musizieren für den Frieden“. Die Coronapandemie und die jüngsten Kriegsereignisse in der Ukraine haben vieles in unserer Gesellschaft und in unserem Leben verändert, so die Organisatoren. Trotzdem wollen sich die Musikerinnen und Musiker die Freude und Begeisterung, die sie beim gemeinsamen Musizieren empfinden, nicht nehmen lassen. Lenzer blickt mit Vorfreude auf das Konzert und zitiert dafür den Musiker und Dirigenten Nikolaus Harnoncourt: „Die Musik ist die einzige Sprache der Welt, die alle Menschen verstehen können.“
Weil durch den Lockdown und die Beschränkungen lange nicht gemeinsam geprobt werden konnte, haben die Organisatoren ein Potpourri bekannter und beliebter Melodien zusammengestellt: von der Vogelwiese und dem Frankenlied-Marsch über die Toten Hosen und Peter Maffays Tabaluga bis hin zur weltberühmten Polka, dem Böhmischen Traum. „Alle Mitwirkenden haben das Programm im Vorfeld bekommen, konnten schauen, ob sie die Noten haben und schon mal üben“, erklärt Dieter Lenzer. Am Freitag treffen sich die Mitwirkenden zu einer Probe, und am 22. Mai werde das Kreisorchester dann „ein Feuerwerk der Blasmusik zünden“, verspricht Lenzer.
Doch wieder anfangen?
Der stellvertretende Kreisvorsitzende ist froh, dass nun endlich wieder Proben und Konzerte möglich sind. In der Corona-Zeit habe es durchaus einige „Reibungsverluste“ in manchen Vereinen gegeben. Einige Jugendliche, die vor der Pandemie gerade mit in die Musikgruppen eingestiegen waren, haben wieder aufgehört. „Ich habe ein paar angesprochen, ob sie wieder mitmachen wollen“, so Lenzer. Beim Platzkonzert werden sie auf jeden Fall erleben, wie viel Spaß Musik macht.