Wenn bei Kindern und Jugendlichen die Schule hoch im Kurs steht
Autor: Daniela Röllinger
Kitzingen, Freitag, 12. Februar 2021
Die Jugendsozialarbeiter an Schulen sind auch im Lockdown für die Schüler da. Sie spüren, wie belastend die Situation für Jugendliche ist und wie sehr sie Schule vermissen.
Kinder und Jugendliche in schwierigen Situationen unterstützen – so lässt sich die Arbeit der „JaSler“ im Landkreis Kitzingen beschreiben. Die Jugendsozialarbeiter an den Schulen sind für sie da, wenn es Probleme gibt, sie hören zu, beraten, vermitteln, bauen Brücken zu Beratungsstellen und Hilfsangeboten. Der Kontakt ist auch in Zeiten des Distanzunterrichts nicht abgebrochen. Für viele Jugendliche ist er sogar wichtiger denn je.
Doris Friederich ist seit 2017 Jugendsozialarbeiterin an der Mittelschule Volkach, seit 2018 Gruppenleiterin der JaSler im Landkreis. Sie kennt die Probleme der jungen Leute aus vielen Gesprächen. Konflikte mit Mitschülern belasten die Schüler, Mobbing, Leistungsdruck und Schulangst, schwierige Situationen zuhause mit Eltern und Geschwistern, Streit mit Freunden, aber auch Probleme im Praktikumsbetrieb oder Zukunftsangst und Krisensituationen.
Dass es sich bei der Coronapandemie um eine Krisensituation handelt, wird niemand abstreiten. Gerade Kinder und Jugendliche leiden besonders unter den Einschränkungen. Seit etwa zwei Monaten dürfen sie nicht mehr in die Schule kommen, sehen weder ihre Lehrer noch ihre Schulkameraden. Der Sport im Verein ist schon lange nicht mehr möglich, treffen darf man sich nur mit jeweils einer Person. An Begegnungen mit der ganzen Clique oder an Partys ist nicht zu denken.
Doris Friederich weiß, wie belastend die Situation für viele Schüler ist. Gerade jetzt sei es wichtig, dass die Jugendlichen merken: Die Jugendsozialarbeiter sind für sie da. Dafür stehen die JaSler aktiv in Kontakt mit den Jugendlichen. „Normalerweise kommen die Schüler zu mir“, erzählt Doris Friederich. Einfach vorbeikommen – so steht es auch auf den Flyern, mit dem die Jugendsozialarbeiter auf ihr Angebot aufmerksam machen. Die Hürden für ein Gespräch sollen möglichst niedrig sein. Lange Anmeldewege, endloses Warten auf einen Termin würde nur abschrecken. Wer nicht persönlich vorbeikommen will, kann auch anrufen oder eine E-Mail schreiben.
Wegen des Lockdowns und des Distanzunterrichts konzentriert sich die Arbeit derzeit auf die beiden letztgenannten Wege. „Wir telefonieren und chatten sehr viel – mit Schülern, aber auch mit Eltern und Lehrern. Wir halten Kontakt über die Cloud, schreiben E-Mails“, erzählt Doris Friederich. Der persönliche Kontakt ist stark eingeschränkt – aber er ist nicht unmöglich. Bei Bedarf trifft sich die Jugendsozialarbeiterin mit einem Schüler zu einem Einzelgespräch. „Dann gehen wir draußen spazieren und reden.“
Normalerweise haben die Jugendsozialarbeiter feste Sprechstunden während der Unterrichtszeit an der Schule, daneben können Termine außerhalb dieses Zeitrahmens ausgemacht werden. „Momentan ist es fast noch mehr Arbeit“, erzählt Doris Friederich aus ihrer Erfahrung und der ihrer Kollegen, mit denen sie sich in regelmäßigen Teambesprechungen austauscht. „Die Schüler sind daueronline – und wir auch.“
Dass die Jugendlichen jetzt noch mehr Unterstützung brauchen als im normalen Schulalltag, liegt unter anderem daran, dass bei Schülern und Eltern Probleme auftauchen, die es sonst nicht gibt. Wie lässt sich aktiv am Online-Unterricht teilnehmen, wenn in der Familie keine oder nicht genug digitale Endgeräte vorhanden sind? Wenn das W-Lan nicht ausreicht? Wenn keiner weiß, wie Teams oder andere Programme eingerichtet werden, die derzeit als Grundlage für den Unterricht dienen?