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Die Rückkehr der Festivals


Autor: Caroline Münch

Dettelbach, Freitag, 06. August 2021

Erstmals seit langem fand im Landkreis Kitzingen eine Festivalshow nicht als Autoveranstaltung statt. Was war dort erlaubt und wie wurde sie angenommen?
In Dettelbach an der Frankenhalle fanden kürzlich drei Festivalshows statt, organisiert von Project Germany. Trotz des vorgegebenen Hygienekonzepts und des Abstands war die Stimmung bestens: Die Leute waren froh, mal wieder feiern zu dürfen. Fotos: Caroline Münch


Eine schon fast ungewohnte Szenerie: Laute Musik, Funken, Flammen, Feuerspucker und Lasershows gab es vergangenes Wochenende an der Frankenhalle in Dettelbach. Insgesamt 1500 Festivalgänger konnten bei drei Shows feiern. Es war eine der ersten Open-Air-Veranstaltungen im Landkreis nach dem Corona-Lockdown, bei der DJs auflegten und die Besucher an einem festen Platz am Tisch tanzen konnten, ohne im Auto oder Strandkorb sitzen zu müssen.

Das Konzept

Veranstaltet wurde die Open-Air-Festivalshow am Freitag und Samstag in Dettelbach von der DFC Group Germany – und da Bühnenshows organisiert waren, galt sie als Kulturveranstaltung und konnte so unter Einhaltung der Corona-Maßnahmen und Vorlegung eines Hygienekonzepts beim Landratsamt stattfinden. Nach Einschätzung der Stadt Dettelbach war die Veranstaltung deshalb nach den aktuellen Vorgaben und Möglichkeiten als „so sicher wie momentan möglich“ einzustufen.

Das Ziel

Die Project Germany-Tour der DFC Group Germany fährt dieses Jahr mit mobiler Eventproduktion unter dem Motto „Back to Life! Aber Corona-konform“ durch Deutschland. Die Veranstalter wollen den Menschen durch Open-Air-Festivalshows das Festivalgefühl zurückgeben und durch DJs, Moderation, Überraschungsmomente sowie eine Bühnenshow beeindrucken. Und das gelang ihnen auch, die Zuschauer in Dettelbach waren begeistert und freuten sich, endlich mal wieder frei, nicht nur im Auto, feiern zu können. „Es war einfach mal wieder total cool nach dem langen Lockdown und der kompletten Abstinenz von Veranstaltungen unbeschwert feiern zu können und so einen Teil der Freiheiten im Rahmen der Corona-Möglichkeiten zurückzubekommen“, so ein Besucher.

Was erlaubt war und was nicht, war im Vorfeld genau festgelegt. So mussten sich die Besucher registrieren und hatten feste Plätze. Bis zu zehn Leute konnten sich gemeinsam einen Biertisch reservieren, zwischen den Tischen war ein Abstand von mehreren Metern. Die Besucher wurden im Laufe der Veranstaltung am Samstag kreativ und funktionierten die Tische zu einer Art Bartresen um, indem sie den Tisch auf die zwei zusammengestellten Bierbänke stellten. Zwischendurch wurde zur Polonaise um die Tische animiert, aber gleichzeitig erinnerten die Veranstalter auch immer wieder daran: „Bleibt an den Tischen!“ Getränke und Essen mussten alle per Handy an den jeweiligen Tisch bestellen, um Schlangen vor den Ausgabeständen zu vermeiden. Über den Platz durfte jeder nur einzeln und mit FFP2-Maske laufen. Damit die Zuschauer auch an ihren Tischen blieben, war die Zahl der Sicherheitsleute höher als bei normalen Veranstaltungen.

Die Shows und kleine Zugaben

Die Veranstalter verteilten am Samstag passend zum Motto Hawaiiketten und Süßigkeiten. Trommler aus dem DFC-Team spielten am Mittag auf den Tischen, während Flammen, Funken und jede Menge Konfetti auf der Bühne in die Höhe schossen. Abends begeisterten die Veranstalter das Publikum mit einer Lasershow und verschiedenen Auftritten. „Besonders gut gefallen hat mir die Lasershow am Abend, die den ganzen Nachthimmel erleuchtet hat. Beeindruckend fand ich auch den großen LED-Stelzen-Mann. So etwas habe ich bis jetzt noch nicht gesehen“, staunte ein Zuschauer.

Fans auch von außerhalb

Viele Festivalbesucher aus dem direkten Umkreis nutzten die Gelegenheit, wieder einmal zu feiern. Einige Fans hatten aber auch weitere Wege auf sich genommen. Sie kamen zum Beispiel aus Aschaffenburg, Nürnberg und auch aus Baden-Württemberg. Eine Gruppe junger Frauen aus Bamberg feierte am Samstag auf der 90/2000er Supershow einen 30. Geburtstag. Die 90er-Party zog also nicht nur ganz junge Leute an, sondern auch die Generation Ü30. Bei den Abendshows, wie der Project Germany Open-Air-Festivaleröffnungsshow am Freitag und der vom Capitol Music Palace präsentierten Baller Malle Show am Samstag, war vorwiegend junges Publikum vertreten. Ein Highlight am Samstagabend war der Auftritt des Künstlers „Kreisligalegende“, eines deutschen Partyschlager-Sängers, der unter anderem mit einer Hymne auf den Fußballer Anthony Modeste bekannt wurde.

Die Lust auf Feiern ist groß

Die Nachfrage nach Public-Viewing oder Feiern vor Ort ist in diesem Sommer besonders hoch. „Die Abendshows an der Frankenhalle waren schnell ausverkauft“, sagt der Geschäftsführer der DFC Group, Dominik von Falkenhausen. Die Menschen wollen wieder in Bars und auf Festivals. „Livestreams werden nicht mehr so geschaut, im Sommer wollen die Leute mehr raus und die Autokonzerte haben sich für die Veranstalter kaum rentiert, sodass diese größtenteils auch wegfallen diesen Sommer“, erklärt Lukas Grebner alias DJ Dropixx aus Großlangheim, der mit vielen Veranstaltern im Landkreis im Kontakt steht und selbst auf Autokonzerten gespielt hat.

Nichts geht in Clubs und Diskos

Seit kurzem dürfen Bars unter bestimmten Bedingungen in Bayern wieder öffnen, für Clubs sowie Diskotheken gab es bisher noch kein grünes Licht. Feiern in Clubs wird in der aktuellen Lage nicht als Kulturveranstaltung eingestuft, da dort aus verschiedenen Gründen besonders hohe Risiken von Infektionsübertragungen bestehen. „So entstehen beim Tanzen durch die körperliche Aktivität vermehrt Aerosole, die sich insbesondere in Innenräumen anreichern können und somit eine Infektionsübertragung begünstigen. Mindestabstände sind beim Tanzen in der Regel nicht sicher einhaltbar“, so ein Sprecher des Bayerischen Gesundheitsministeriums. Laute Musik führe außerdem dazu, dass eine sprachliche Kommunikation bei Einhalten der Mindestabstände kaum möglich ist. Der Konsum von Alkohol, der in Diskos und Clubs üblich sei, trage dazu bei, Hygienevorgaben nicht konsequent einzuhalten. „Die generelle Intention von Geselligkeit und Kommunikation in Clubs und Diskotheken läuft einer Kontaktreduktion und dem Einhalten von Mindestabständen und Hygienevorgaben zuwider“, so das Ministerium. Doch all dies sei besonders vor dem Hintergrund gefährlicher Virusvarianten unerlässlich. Hinzu komme, dass Clubs und Diskotheken häufig von einem wechselnden und beliebigen Personenkreis besucht werden. Diese mache das Infektionsrisiko nicht eingrenzbar. „Eine Nachverfolgbarkeit von engen Kontaktpersonen ist in einem solchen Setting bei etwaigen Infektionsfällen, die erst später bekannt werden, nicht zu gewährleisten.“ Öffnungen von Clubs und Diskotheken seien aus Sicht des Infektionsschutzes als „sehr kritisch“ zu bewerten.