Die Jubilarin zeigt, was sie kann
Autor: Daniela Röllinger
Kitzingen, Montag, 06. Sept. 2021
Die Vleugels-Orgel in Kitzingen gehört zu den führenden Instrumente ihrer Art in Deutschland. Jetzt erst recht. Zum 25-jährigen Geburtstag ist eine Veranstaltungsreihe geplant.
Sie hat sich schick gemacht zu ihrem 25-jährigen Geburtstag: Die Vleugels-Orgel in der Pfarrkirche St. Johannes in Kitzingen wurde in diesem Sommer aufwändig ausgereinigt und um zwölf Pfeifen erweitert. Jetzt können sich alle Zuhörer vom neuen Domorgelcharakter des Instruments überzeugen: Das 25-jährige Orgeljubiläum wird mit Konzerten hochrangiger Musiker, einem Festgottesdienst und einem ganz besonderen Evensong mit Bischof Dr. Franz Jung gefeiert.
Es ist nur ein kurzer Liedeinstieg, den Christian Stegmann spielt. Einmal ohne die zwölf neuen Pfeifen, einmal mit der Bass-Erweiterung. Selbst bei diesem kleinen Ausschnitt und selbst für den Laien ist der Unterschied erkennbar: Das 25 Jahre alte Instrument hat deutlich an Klangvolumen und Kraft gewonnen.
Passend zur gotischen Asymmetrie des Gotteshauses
Modern und doch passend zur gotischen Asymmetrie des Gotteshauses, die Farbgebung angelehnt an das 1995 gestaltete Altarbild des Künstlers Jacques Gassmann: Die Vleugels-Orgel der St. Johanneskirche ist schon vom Anblick her etwas Besonderes.
Sowohl klanglich als auch von der Gestaltung her wird die 1996 gebaute Vleugels-Orgel in Orgelführern vielfach gelobt und zählt zu den schönsten Orgeln Deutschlands. Wobei sich das Instrument in den 25 Jahren seines Bestehens verändert hat: 2007 wurde ein Schwellwerk eingebaut und in diesem Sommer bekam es, „als Tüpfelchen auf dem i“, wie Regionalkantor Christian Stegmann sagt, eine Bass-Erweiterung um zwölf Pfeifen, die auf der Empore seitlich platziert und so von unten kaum zu sehen, sehr wohl aber zu hören sind.
Das Instrument hat seinen Klang und seine Stimmung zurück
Nach etwa 20 bis 30 Jahren sollte eine Orgel ausgereinigt werden. So lautet die grobe Richtlinie. Die Pfeifen werden ausgebaut, überprüft und vom Staub befreit, der sich mit der Zeit in ihnen festsetzt und den Klang trübt. Bei den 55 Registern und 3100 Pfeifen der Kitzinger Orgel eine Mammutaufgabe, mit der vier Mitarbeiter der Firma Vleugels mehrere Wochen beschäftigt waren.
Etwa 100.000 Euro haben Ausreinigung und Erweiterung der Orgel gekostet. Von der Kirchenstiftung alleine wäre das nicht zu finanzieren gewesen, sagt Pfarrer Gerhard Spöckl. Also wird das nötige Geld seit mehreren Jahren nach und nach zusammengesammelt.
Weil es nicht klar war, wie lange es in der Diözese noch Zuschüsse für derartige Projekte gibt, galt es, keine Zeit zu verschwenden. Dass Pfarrer und Kantor sich „ein bisschen beeilt haben“ mit den Zuschussanträgen, hat sich gelohnt. Die Diözese übernimmt 20 Prozent der Kosten, der Förderverein Kirchenmusik schießt 15.000 Euro zu. „Dafür bin ich wirklich sehr dankbar“, betont Spöckl, „und genauso für den Zuschuss der Stadt.“ Die steuert zehn Prozent der Kosten bei, gedeckelt allerdings auf 9.000 Euro. Die Sparkassenstiftung beteiligt sich und auch die Gemeindemitglieder leisten ihren Beitrag, sei es über Patenschaften für die neuen Orgelpfeifen oder über den Spendenbrief der Pfarrgemeinde, der im Juli verteilt wurde. „Auch kleine Beträge sind gut“, sagt der Pfarrer, für die sei er genauso dankbar. Zumal ja parallel auch noch die Außensanierung der Kreuzkapelle zu finanzieren sei. „Zwei große Projekte sind schon eine Hausnummer“, so Spöckl. Warum so viel Geld in ein Instrument stecken? Spöckl und Stegmann haben mehrere Antworten auf diese Frage. Zum einen sei Kitzingen mit der evangelischen und der katholischen Kirche und den beiden Kantoren Martin Blaufelder und Christian Stegmann ein Schwerpunkt der Kirchenmusik im Dekanat. In einer Kreisstadt sei es wichtig, auch große Gottesdienste und Konzerte anbieten zu können.