Aber bislang haben sich die Tierchen zurückgehalten.
Dr. Wende: Weil ihnen das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Die Witterung 2018 war für die Kirschessigfliege sehr ungünstig, sehr heiß und sehr trocken. Wir hatten ein Viertel weniger Tiere in den Fallen. Sie sind lieber am Waldrand und in den Hecken geblieben.
Wo sie sich bevorzugt aufhalten?
Dr. Wende: Das kühlere und feuchtere Mikroklima am Waldrand behagt ihnen. Dort finden sie in der Regel auch genügend Eiablageorte an Holunder und Brombeeren oder fallen über Wildkirschen her.
Wo genau überwintern die Tiere? In der Rinde der Bäume?
Dr. Wende: Mit dieser Fragen befassen sich weltweit KEF-Forscher. Doch bisher konnte diese noch nicht abschließend geklärt werden. Und das ist extrem ärgerlich, weil wir den Schädling sonst viel gezielter bekämpfen könnten.
Welche Bekämpfungsmöglichkeiten gibt es für die Obst- und Weinbauern?
Dr. Wende: Es gibt riesige und engmaschige Netze, die man über die Anlagen stülpen kann. Der Nachteil: Sie sind extrem teuer und für das Landschaftsbild nicht gerade ein Gewinn.
Und sonst lässt sich nichts unternehmen?
Dr. Wende: Wir haben mit vielen Möglichkeiten experimentiert. Mit Bitterstoffen beispielsweise und mit öligen Oberflächen, auf denen die Tiere abrutschen. Richtig hilfreich war allerdings nur die Aufbringung einer Gesteinsmehlbrühe, also von weißer Heilerde. Die mag die Kirschessigfliege offensichtlich nicht. Sie blieb den derart behandelten Anlagen jedenfalls fern.
Und der Belag lässt sich leicht wieder entfernen?
Dr. Wende: Leider nicht. Zumindest nicht beim Obstanbau. Deshalb ist diese Methode dort auch nicht anwendbar. Bei den Keltertrauben schon.
Das heißt: Sie haben noch genug zu forschen?
Dr. Wende: Für den Kelterweinbau haben wir mit den Gesteinsmehlen eine praktikable Lösung gefunden. Dies war das Ziel des Forschungsprojektes an der LWG. Im Obstbau ist dies leider noch nicht der Fall. Dort wäre weitere Forschung, zum Beispiel über die Anlockung, nötig, um eine effiziente und spezifische Lockfalle zu entwickeln.
Biologie: Die Kirschessigfliege stammt aus Asien. Optimale Lebensbedingungen liegen bei 20 bis 25 Grad Celsius und höherer Luftfeuchtigkeit vor. Die erwachsenen Tiere ernähren sich von Blatt- und Nadelausscheidungen, Hefen, Bakterien oder Pollen. Temperaturen über 30 Grad Celsius mögen die Tiere genauso wenig wie lange Frostperioden.
Gefährdung: 2014 war das erste Jahr mit stärkeren Fängen im Weinbau. Von rund 300 Proben auf Verdachtsflächen war die Hälfte positiv. Vor allem frühe Rotweinsorten sind stark gefährdet. Ein Gefährdungspotenzial sieht die LWG bei rund 20 Prozent der fränkischen Anbaufläche. 2019 trat die Kirschessigfliege wieder am Ende der Erntezeit in Erscheinung. Bei den Weinbaugebietsversammlungen in diesen Tagen wird sie thematisiert.
Versammlungen
Weinbaugebietsversammlungen: Mittwoch, 22. Januar in Ipsheim, ab 19 Uhr im Gasthaus Kreislmeyer; Donnerstag, 23. Januar, in Nordheim ab 19 Uhr in der Turnhalle und Dienstag, 28. Januar, in Iphofen, ab 19 Uhr in der Karl-Knauf-Halle.
Die Themen: Klimawandel, Biodiversität und Nachhaltigkeit – die Herausforderungen für einen umweltverträglichen Weinbau; Dünge-Verordnung (DüV) die Dritte; Kirschessigfliege – wirksame Bekämpfungsstrategien; Gesundheit geht vor – Schutz des Anwenders und Aktuelles aus dem Haus des Frankenweins.