„Die Extreme werden extremer“
Autor: Ralf Dieter
Kitzingen, Donnerstag, 13. Juli 2017
Uwe Kirsche über die Unwägbarkeit von Vorhersagen und das Chaotische am Wetter
Über das Wetter kann jeder reden. Aber kaum einer so gut wie Uwe Kirsche, Pressesprecher des Deutschen Wetter Dienstes. Kirsche erklärt, warum das Wetter immer chaotisch ist, was der Schmetterlingseffekt mit einem möglichen Sturm zu tun hat und warum Vorhersagen auch in 100 Jahren eine gewisse Ungenauigkeit haben werden.
Uwe Kirsche (lacht): Die so genannten Jahreszeitenvorhersagen sind extrem schwer. Ganz ehrlich: Ich würde meine Urlaubsplanung nie auf Basis dieser Vorhersage machen. Die Trefferquote liegt bei maximal 70 Prozent. Immerhin lässt sich ein Trend erkennen: Der Sommer 2017 könnte wärmer ausfallen als im langjährigen Mittel.
Sie sagen „könnte“ und sprechen von Trend. Das Wetter bleibt also auch im Jahr 2017 unvorhersehbar?Kirsche: Wie gesagt, auf lange Sicht sind eindeutige Aussagen unmöglich. Das wird wohl auch in 100 Jahren so sein.
Kirsche: Wir können nicht alle Daten exakt erfassen, die wir für eine Vorhersage brauchen. Es gibt immer weiße Flecken. Insofern ist und bleibt das Wetter chaotisch.
Kirsche: Das ist einerseits unerfreulich, andererseits aber auch der Reiz an der Sache. Wir können nicht jeden Punkt auf der Erde mit unseren Messinstrumenten überwachen. Es werden immer irgendwo lokale Einflüsse entstehen, die sich dann regional auswirken und sich fortpflanzen – der so genannte Schmetterlingseffekt.
Dann lässt sich eine Klimaveränderung auch nicht verlässlich vorhersagen? Hat Donald Trump doch recht?Kirsche: Das ist was anderes. Wir sagen ja nicht voraus, wann es in 30 Jahren wo am meisten regnen wird. Aber wir wissen, was sich über die letzten Jahre in der Atmosphäre und in den Ozeanen verändert hat und können einen belastbaren Trend für die kommenden Jahre vorhersagen.
Und der besagt?Kirsche: Wir erwarten, dass die Temperaturen global gesehen weiter steigen werden. Die Atmosphäre hat sich aufgeheizt und kann deshalb mehr Luftfeuchtigkeit aufnehmen. Damit ist auch mehr Energie in der Atmosphäre und die tobt sich aus, beispielsweise in Gewittern.