Rene Kinstle hat in den letzten Monaten 18 Heime bei der Einrichtung von Pandemie–Bereichen beraten. Er stellt sich auf neue Einsätze ein.
Das Büro gleicht einem Warenlager. Auf dem Weg zu seinem Schreibtisch muss Rene Kinstle schon beinahe über die eingelagerten Kisten steigen. Masken, Schnelltests, Schutzanzüge liegen bereit. „Es kann ganz schnell gehen“, weiß der 49-Jährige. Und dann will er bereit sein. Die Pandemie ist auch in den Seniorenheimen längst nicht besiegt.
Kinstle ist nicht nur Einrichtungsleiter des Hauses Mühlenpark in der Kitzinger Siedlung. Er ist auch Geschäftsführer von SKW Hygienemanagement und war viele Jahre als Notfallmediziner tätig. Aufgrund dieser Qualifikationen war er in den letzten Monaten ein gefragter Mann. In 18 Seniorenheimen – von Großostheim bis Kitzingen – hat er die Einrichtung von Pandemiebereichen koordiniert. Er kennt die Risiken und die Herausforderungen.
„Ein Seniorenheim ist keine JVA“
Rene Kinstle, Pandemie-Koordinator „Häufig ist Corona ein Zufallsbefund“, sagt er. Immer muss es dann ganz schnell gehen. Panik sei deshalb aber nicht angesagt. „Das Kind ist ja schon in den Brunnen gefallen“, formuliert es Kinstle. Wichtig sei es, die Ruhe zu bewahren, strukturiert vorzugehen. Und vor allem: alle Beteiligten mitzunehmen.
Den Infektionsherd finden und die Verbreitung des Virus so schnell wie möglich stoppen: Das ist das oberste Ziel. Zunächst muss das Ergebnis der PCR-Tests abgewartet werden. „Erst dann können wir handeln.“
Feuerwehr und BRK als Partner
In Großostheim war Kinstle vor fast genau einem Jahr tätig, es war sein erster Einsatz als Pandemie-Koordinator. Die örtliche Feuerwehr und das Bayerische Rote Kreuz hat er mit ins Boot genommen, kleine Teams mit je vier Leuten gebildet. Das hat sich auch für spätere Einsätze bewährt. „Die Feuerwehr ist auf Einsätze mit kontaminiertem Material vorbereitet“, erklärt er. Und das BRK hat viel Erfahrung in Sachen Organisation und Medizin.
Zusammen mit den Einrichtungsleitern schaut sich Kinstle als Erstes den Bauplan an, entscheidet, welcher Bereich abgetrennt werden kann. „Jedes Haus ist anders“, sagt er. Eine Blaupause gibt es nicht. Eine Bedingung bleibt allerdings gleich, egal in welchem Objekt er bislang tätig war: Der Pandemiebereich muss wachsen können, schließlich steigt die Zahl der Patienten in den ersten Tagen erfahrungsgemäß rasant an. Ist der Plan gefasst, sind die Schleusen zwischen Pandemie- und normalem Bereich angebracht, beginnt der schwierigste Teil der Aufgabe: die Verlegung der Patienten.
Drei bis vier Umzüge schaffen die Helferteams pro Tag – höchstens. „Man stellt sich das so einfach vor“, weiß Kinstle. Die Realität sieht anders aus. Ein Seniorenheim ist keine Klinik. Im Heim leben die Bewohner, haben ihre Zimmer mit persönlichen Sachen eingerichtet. „Das ist jedes Mal ein kleiner Umzug“, erinnert der 49-Jährige. Und der erfolgt nie direkt von einem Zimmer ins andere. „Wir müssen das Ziel-Zimmer ja erst einmal ausräumen“, erinnert der 49-Jährige. Also werden die Bewohner „zwischengelagert“.