"Gambrinus" schließt - im Kitzinger Traditionslokal ist am Monatsende Schluss
Autor: Diana Fuchs
Kitzingen, Samstag, 15. Februar 2020
Hier wurden Ehen gestiftet, Freundschaften gefeiert, Sorgen geteilt: Das „Gambrinus“ in der Oberen Kirchgasse ist ein Kitzinger Traditionslokal. Nun schließt es.
Auf dem Sims des Kachelofens steht ein großer Blumenstrauß. „Den haben Gäste zum Abschied mitgebracht“, sagt Petra Andres. Ihre dunklen Augen blitzen nicht mehr so fröhlich wie früher, ein bisschen Wehmut spiegelt sich in ihrem Gesicht. Die 55-Jährige wird das Bistro Gambrinus zum Monatsende schließen und das Inventar veräußern. Die Kitzinger Gastro-Szene verliert damit gleich zwei Urgesteine: das Traditionslokal und „die Petra“.
Gesundheitliche Gründe nicht allein die Ursache
„30 Jahre lang war das Bistro mein Lebensinhalt. Aber die letzten zwei Jahre waren richtig hart.“ Petra Andres hatte gesundheitliche Probleme bekommen, arbeitete oft unter Schmerzen. „Das und familiäre Gründe haben am Ende dazu geführt, dass ich mich schweren Herzens verabschiede.“ Einen Nachfolger gibt es nicht. Wie der Besitzer das Haus künftig nutzen wird, steht noch nicht fest, ebenso wenig wie Petra Andres' berufliche Zukunft.
16 Jahre lang hatte die Kitzingerin unter dem früheren Pächter Willy Köhler schon im Gambrinus gearbeitet, ehe sie es in Eigenregie übernahm und zusammen mit einem treuen Team (u.a. Tochter Lena, Mutter Elly, Katja Fischer, Michaela Mauderer, Antje Fexer) weitere 14 Jahre führte. „Mir hat es immer Freude gemacht, Menschen zu bewirten und für sie da zu sein. Für einige war man eine Art Ersatzfamilie, mit der sie ihre Sorgen geteilt haben.“
Paare lernen sich im Bistro kennen - und heiraten dort
Andere hatten im Bistro eine schicksalhafte Begegnung. „Hier sind viele Partnerschaften entstanden! Wir haben auch Hochzeiten von Paaren gefeiert, die sich im Bistro kennengelernt hatten.“
Ob zum gemütlichen Frühstück, zum abendlichen „Ratschen“ oder zu Live-Musik-Events: „Die Stammtische und Stammgäste, die zum Teil aus Rothenburg, Schweinfurt und Würzburg kommen, sind mir im Lauf der Zeit ans Herz gewachsen“, sagt Petra Andres. „Genauso wie manche Touristen, die Jahr für Jahr auf ihrer Urlaubsreise bei uns Station gemacht haben.“ Auch dass sich mittlerweile schon die Kinder von Stammgästen im Bistro trafen, habe sie echt gefreut, erzählt Petra Andres. Von Alt bis Jung, vom Arzt über den Anwalt bis zum Arbeiter sei das Publikum immer gut gemischt gewesen.
Einwohner der Stadt nutzen die Gastronomie nicht
Dennoch: Petra Andres vergisst auch die Probleme nicht. „Generell sind die Gästezahlen nach dem Rauchverbot und der strengen Alkoholgrenze eher nach unten gegangen.“ Verschärfte gesetzliche Auflagen und bürokratische Bestimmungen hätten nicht zur Entspannung beigetragen, im Gegenteil. „Außerdem hat Kitzingen viele Einwohner, die die Gastronomie in ihrer eigenen Stadt nicht nutzen.“ Dazu komme, dass es schwer geworden sei, gutes Personal zu finden. „Wenn dann noch die Fixkosten steigen, ist guter Rat teuer.“
Frank Gimperlein, Vorsitzender des Kitzinger Stadtmarketing-Vereins, hat noch ein anderes Problem ausgemacht. „Die junge Generation wird immer spießiger.“ Immer seltener würden Leute zwischen 25 und 30 abends ausgehen. Ganz allgemein sei der Anspruch der Gäste gestiegen. Die Gastronomie sei Event getrieben, der Beruf vielschichtiger als früher. Petra Andres habe alle diese Anforderungen erfüllt. „Ihr Laden ist immer gelaufen“, sagt Gimperlein und bedauert die Schließung. „Aber klar. Die Gesundheit geht vor.“