Der Herr der Namen
Autor: Diana Fuchs
Kitzingen, Montag, 21. Februar 2022
Hassdenteufel und Morgenschweiss: Oliver Ultsch weiß, warum Menschen auch in Franken teils kuriose Namen tragen – oder eben Güntner, Bischof und Vierrether heißen.
Namen sind Schall und Rauch. Für einen solchen Satz erntet man bei Oliver Ultsch pure Missbilligung. Der Coburger beweist: Jeder Name hat eine Geschichte – und viele davon sind richtig spannend. Vor allem die fränkischen.
OLIVER ULTSCH: Früher war das auf jeden Fall so. Jeder Name hatte einst einen Hintergrund und half, die Menschen zu unterscheiden. Heutzutage wäre es unfair, den Namensträger so eindimensional zu behandeln. Denn in jedem steckt ja mehr als „nur“ der eine Nachname. Ich heiße zwar Ultsch – aber ich bin viel mehr als diese thüringische Variante des Vornamens Ulrich.
Jetzt bin ich neugierig. Was sind Sie noch alles?Ich bin auch ein Müller und ein Fischer, ein Steiner und ein Faber, ein Eckstein und ein Schultheiß und ein Koch und ein Morgenroth. Diese Namen trugen meine Vorfahren. Und noch Hunderte mehr. Im Prinzip bin ich ein buntes Sammelsurium. Und wenn man dann von Schicksalsschlägen liest, gerade während des 30-jährigen Kriegs, und dass nur ein einziges Kind – mein Vorfahre – aus der ganzen Familie überlebte, dann stellt man fest: Wäre eine einzige Sache mal anders ausgegangen, gäbe es mich so, wie ich bin, gar nicht.
Das ist mein Hobby, ja. Die Ahnenforschung war schuld daran, dass ich mich überhaupt für Nachnamen interessiert habe. Es steckt so viel in einem. Mir fiel auf, dass je nach Herkunft die Nachnamen doch gehörig variierten.
Ja. Jeder Landstrich hat so seine typischen Namen, die 50 Kilometer entfernt gar nicht vorkommen.
Dann gibt es also auch typisch fränkische Namen?Tatsächlich bin ich bei meinen Recherchen auf über 500 Namen gekommen, die es ausschließlich oder größtenteils in Franken gibt. Auffällig: In größeren Städten gehen diese eher unter und werden von den 08/15-Namen locker überholt. Im Ländlichen hingegen bleiben sie, zum Glück, erhalten.
Haben Sie ein paar Beispiele für echt ober-, mittel- und unterfränkische Namen parat?In Oberfranken sind Hacker, Dörfler, Zapf und Will extrem häufig, in Unterfranken Endres, Albert, Wehner und Seufert und in Mittelfranken Fleischmann, Lechner, Schuh und Eberlein.