Das heißeste Gfrierhäusle Frankens
Autor: Diana Fuchs
Castell, Mittwoch, 06. Februar 2019
Seit 25 Jahren funktioniert der selbst verwaltete Jugendtreff in Wüstenfelden. Mittlerweile sind die Kinder der Gründungsmitglieder aktiv
Die Holzscheite knistern laut. Der alte Bollerofen macht seinem Namen Ehre und sorgt für behagliche Wärme. Und das mitten im „Grierhäusle“. Dem eisigen Namen zum Trotz werden hier heiße Feten gefeiert, spannende Spiele gespielt und an der „Magic“-Theke die schönsten Diskussionen geführt. Der „Treffpunk Gfrierhäusle“ funktioniert seit einem Vierteljahrhundert in Eigenverantwortung der Wüstenfelder Bürger, inklusive Einkaufs-, Putz- und Thekendienst. Längst sind die Kinder derjenigen aktiv, die 1993 in Eigenregie die einstige Gemeinschafts-Kühlanlage umgebaut haben. Der kleine Ort Wüstenfelden ist in Sachen Jugendarbeit und Traditionspflege ganz groß.
Das freut Jochen Kramer, zu dessen Wirkungsbereich als Casteller Bürgermeister der Ortsteil Wüstenfelden mit seinen rund 80 Einwohnern gehört: „Generationsübergreifend ist hier Alt und Jung beisammen. Die Jungen werden bestens integriert und wachsen so in die vielfältigen Aufgaben einer Dorfgemeinschaft hinein.“ Der Bürgermeister lobt, „dass hier aus einem alten Zweckgebäude ein zukunftsfähiges Modell für alle Generationen in Wüstenfelden entstanden ist – und das in Eigenleistung!“
Jeder gibt Geld dazu
Jürgen Weber war einer der jungen Burschen, die Anfang der 90er Jahre die Gunst der Stunde nutzten. Bis dato waren im gemeindeeigenen „Gfrierhäusle“ große Kühltruhen aufgereiht gewesen, in denen die Wüstenfelder ihre Vorräte aufbewahrten. Im Kühlraum nebenan war frisches Schlachtgut gelagert. „Irgendwann hatten aber alle Familien ihre eigenen Kühltruhen daheim und das Gemeinschaftshäusle wurde nicht mehr gebraucht.“ Der Jugend kam es wie gerufen. Sie gründete einen Verein, die „Dorfjugend Wüstenfelden“, die sich dem Erhalt des örtlichen Brauchtums verschrieb und einen Pachtvertrag mit der Gemeinde abschloss.
„Als die Wiesentheider Disco 'Magic' umgebaut wurde, haben wir zugeschlagen: Tische, die Bar, Hocker, Sitznischen, Wandverkleidungen, sogar Kabel – das konnten wir alles brauchen“, erzählt Vereinsvorsitzender Jürgen Weber. Mehrere Bulldogwagen voller Utensilien transportierten die jungen Leute nach Wüstenfelden. „Jeder von uns hat 50 Mark eingelegt – Lehrlinge 20 Mark –, so dass wir Schrauben, Lampen, Farbe und so weiter kaufen konnten. Damit haben wir unser Domizil hergerichtet und danach mit der Inneneinrichtung aus der Disco bestückt.“
Die Oma sponsert den Ofen
Im Dezember 1993 feierte das neue „Gfrierhäusle“ Eröffnung. Thomas Hüßner, damals ein Teenie, erinnert sich noch genau daran: „Alle, die irgendwas gespendet hatten, waren eingeladen, auch mein Opa Nikl; der hatte die Ofenrohre gesponsert.“ Der passende Bollerofen, der auch heute noch für Wärme sorgt, kam von Jürgens Oma Bärbel.
Das Generationsübergreifende ist in Wüstenfelden noch immer der große Pluspunkt. Die 25 Mitglieder des Vereins, der inzwischen „Gfrierhäusle e.V.“ heißt, sind zwischen 15 und 53 Jahre alt und kümmern sich darum, dass der Betrieb reibungslos läuft, dass alles sauber ist („inklusive der Klos“), dass Holz und genügend Getränke sowie Knabberzeug da sind und so weiter. Die Altersspanne der Gäste reicht noch weiter. Dienstags wird gewürfelt (zum Beispiel „Chicago“ oder „Mäxle“), donnerstags ist Karteln angesagt. Freitag- und Samstagabend trifft sich die Jugend, Samstagnachmittag läuten oft einige Rentner das Wochenende ein. „Die schüren schon mal den Ofen an, das is' gut“, sagt Jürgen Weber grinsend.
Immer wieder kommen Einheimische und manchmal auch Auswärtige dazu. „Ab und zu organisieren wir Ausflüge oder gehen mit unseren Helfern zum Essen“, berichtet Thomas Hüßner aus dem Vereinsleben.