Das elektronische Auge
Autor: Jann Weckel
Kitzingen, Dienstag, 31. Januar 2017
Verstärkte Videoüberwachung im öffentlichen Raum bahnt sich an
Wahrscheinlich war das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung lange nicht mehr so instabil, wie derzeit. Anschläge und Gewaltverbrechen haben den Ruf nach zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen in der Öffentlichkeit laut werden lassen. Eine Möglichkeit wäre die verstärkte Videoüberwachung des öffentlichen Raums. Ein Thema, das seit Jahren kontrovers diskutiert wird.
Auch der Würzburger Stadtrat befasst sich mittlerweile damit, ob ausgewählte Straßen und Plätze mit Kameras bestückt werden sollten. In Kitzingen tut sich in dieser Richtung aktuell zwar nichts, der Bayerische Gemeindetag hat sich aber bereits eindeutig für mehr Überwachung ausgesprochen: „Die strengen Datenschutzregelungen müssen dringend abgebaut werden“, fordert Uwe Brandl, Präsident des Gemeindetags.
Widersacher Datenschutz
Der Datenschutz ist bisher der entscheidende Widersacher von Überwachung im großen Stil. Jeder Bürger hat grundsätzlich das Recht, selbst zu bestimmen, welche Informationen er über sich preisgibt. Dazu gehört auch, wo man sich gerade aufhält. In London beispielsweise, wo umfassende Videoüberwachung schon lange Alltag ist, ist das schwierig. Dort taucht man als Passant im Schnitt 300 Mal am Tag auf Kamerabildern auf.
Von diesem Ausmaß ist man in Deutschland und der Region noch weit entfernt, trotzdem trifft man aber auch hier immer wieder auf Kameras. Oft sind diese nicht dafür gedacht, in irgendeiner Form Kriminalität zu bekämpfen. An den wichtigsten Stationen der Würzburger Straßenbahn sind beispielsweise Kameras angebracht, die den geregelten betrieblichen Ablauf unterstützen sollen. Die Bilder werden in der Verkehrszentrale überwacht, aber nicht aufgezeichnet. Die Eingänge aller Parkplätze und Parkgaragen der WVV sind ebenfalls unter Beobachtung. Hauptsächlich, um im Falle eines Unfalls aufklärendes Material zur Verfügung zu haben. Und wem sind noch nie die Kameras an einigen Ampeln aufgefallen, die, je nach Verkehrslage, die Ampelschaltung steuern können?
Videotechnik im Zug
Auch die Deutsche Bahn überwacht einige ihrer Züge und Bahnhöfe. In Unterfranken fährt beispielsweise der Franken-Thüringen-Express mit Videotechnik an Bord. Hier ist tatsächlich Kriminalität der Grund: Das Material, das die Bahn bayernweit in ihren Zügen aufzeichnet, wird im Allgemeinen für 72 Stunden gespeichert und hat sich schon einige Male als nützlich erwiesen, wie ein Bahnsprecher bestätigte.
Übergriffe bei Fahrkartenkontrollen oder auch ganz andere Delikte, bei denen die Bahn als Fluchtmittel benutzt wurde, konnten so aufgeklärt werden. Dass Züge videoüberwacht werden, ist mittlerweile eine feste Vorgabe der Bayerischen Eisenbahngesellschaft, die im Auftrag des Innenministeriums die Streckenausschreibung und -vergabe durchführt. Jedes Neufahrzeug muss über Videotechnik verfügen. Auch Gebrauchtfahrzeuge müssen im Regelfall nachgerüstet werden.
Das Material kann die Polizei bei Bedarf anfordern. Die setzt Videoüberwachung außerdem bei Demonstrationen oder Großveranstaltungen ein, zum Beispiel in Stadien. Auch bei den Würzburger Kickers ist ein aufwendiges Kamerasystem installiert. „Das ist Pflicht in der ersten und zweiten Liga“, erklärt Kickers-Pressesprecher Fabian Frühwirth. Randalierer können so anhand der hochauflösenden Aufnahmen schnell identifiziert werden. Laut Polizei seien hier große Erfolge zu verzeichnen.