Angebote für junge Väter im Landkreis Kitzingen
Autor: Ralf Dieter
Kitzingen, Dienstag, 17. Oktober 2017
Neue Kurse für junge Väter und jung gebliebene Großväter starten an diesem Freitag.
Väter, die nichts mit der Erziehung ihrer kleinen Kinder zu tun haben wollen? Schon lange nicht mehr der Fall. Mehr als 50 000 beantragten im letzten Jahr laut Familienministerium in Bayern Elterngeld. Sie wollten zumindest zwei bis drei Monate daheim bleiben, um möglichst viel Zeit mit ihren Kindern zu verbringen. Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Kitzingen bietet nicht nur für diese Väter spezielle Kurse an. Der Schwerpunkt liegt auf den Themen Bewegung und Ernährung.
Seit 2010 gibt es an den Ämtern im Freistaat Kurse, bei denen junge Eltern lernen, wie sie den ersten Brei zubereiten oder wie sie mit ihren Kleinen Bewegungsspiele machen können. Ein Angebot, das bis dato vor allem die Mütter ansprach. „Es kamen zwar auch immer wieder Männer zu unseren Kursen“, erinnert sich die Koordinatorin in Kitzingen, Thea Schlesinger. Die Mehrzahl der Teilnehmer stellten aber immer die Frauen.
Also reifte im Kitzinger Amt für Ernährung eine Idee heran: Spezielle Kurse, die nur für junge Väter konzipiert sind. „Sie sollten sich nicht so alleine unter lauter Frauen fühlen“, erklärt Schlesinger lächelnd einen Nebeneffekt. Sechs Teilnehmer sollten es mindestens pro Kurs sein, mehr als zwölf sind in der Regel schwierig. „Dann wird es einfach zu unruhig“, erklärt Schlesinger. „Schließlich sollen die meisten Kurse von Kind und Vater gleichzeitig besucht werden.“
An diesem Freitag startet der erste von drei Kursen in diesem Halbjahr: „Ich koche mit Papa.“ Schlesinger verweist auf den Vorbildcharakter, den auch die Väter auf das Essverhalten ihrer Kinder haben. „Ihre Essengewohnheiten prägen den Nachwuchs.“ Ein guter Einfluss sieht bei vielen allerdings anders aus. Laut dem Deutschen Ernährungsbericht nehmen Männer deutlich mehr Fett zu sich als Frauen – dafür weniger Obst und Gemüse.
Die Folgen können langfristig gesundheitsgefährdend sein. Erst in der letzten Woche hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gemeldet, dass sich die Zahl extrem dicker Kinder und Jugendlicher in den vergangenen vier Jahrzehnten mehr als verzehnfacht hat. Während 1975 weltweit etwa elf Millionen Fünf- bis 19-Jährige fettleibig waren, waren es im vergangenen Jahr 124 Millionen. Weitere 213 Millionen Kinder und Jugendliche seien übergewichtig.
Natürlich liegt die Ursache dieses Problems nicht nur an den Essgewohnheiten der männlichen Vorbilder. Auch die Bewegung bleibt bei vielen Kindern und Jugendlichen auf der Strecke. „Auf die Papas, fertig, los!“, nennt sich deshalb das zweite Angebot in der Serie. Väter – und Großväter – können dabei neue Bewegungsideen für den Alltag mitnehmen. Im dritten Kurs lernen Papas und Opas in entspannter Atmosphäre, gesundes Essen zuzubereiten. Die Kinder bleiben an diesem Abend zuhause. Ansonsten können und sollen sie mitgenommen werden.
Die Informationen, die von ausgebildeten Referentinnen männergerecht zubereitet werden, können direkt in die Praxis umgesetzt werden. „Manchen jungen Vätern mangelt es beim Kochen an der Vielfalt“, hat Schlesinger beobachtet. Es fehlen Ideen. Immer wieder greifen sie zur Konserve, anstatt es mit frischen Zutaten aus der Region zu versuchen. An den Kindern scheitert eine Umstellung keinesfalls. „Bereits mit einem Jahr können die Kleinen so gut wie alles mitessen“, versichert Schlesinger. Einzige Einschränkung: Stark gewürzt dürfe das Essen natürlich nicht sein. Kein Problem in der Praxis: Nach der Zubereitung können die Erwachsenen ihre Gerichte ja extra würzen. Und beim Kochen können sie auf die Hilfe ihres Nachwuchses setzen. „Ein bisschen Rühren und Schneiden geht schon“, sagt Schlesinger und schmunzelt. Ist die Geduld aufgezehrt, gibt es an den Veranstaltungsorten extra Spielecken für die Kleinen.