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Corona und der Tod: Eine Hospizbegleiterin aus Kitzingen berichtet


Autor: Ralf Dieter

Kitzingen, Donnerstag, 11. Februar 2021

Wenn ein geliebter Angehöriger stirbt, ist das immer schwer. In Corona-Zeiten erst recht. Hospizbegleiterin Gisela Ott über das Distanzwahren im Augenblick des Todes.
Gisela Ott rät allen Angehörigen, auch in Corona-Zeiten da zu sein, wenn ein lieber Mensch stirbt.


Sie begleitet Menschen auf ihrem letzten Weg. Gisela Ott ist seit 1992 im Hospizverein Würzburg für den Landkreis Kitzingen zuständig. Ein Gespräch über Sterben in Corona-Zeiten.

Können Sie in diesen Wochen und Monaten Ihre Hilfe genauso anbieten wie vor Corona?

Nahe sein im Moment des Todes: "deutlich schwieriger"

Gisela Ott: Im letzten Jahr konnten wir die Trauerbegleitung für Angehörige leider nur telefonisch anbieten. Unsere monatlichen Treffen fielen Corona zum Opfer.

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Aber den Sterbenden konnten Sie, wenn kein Angehöriger greifbar war, beistehen?

Ott: Am Anfang der Pandemie war das schwierig, alle waren mit der Situation überfordert. Es fehlten Masken und Wissen. Jetzt sind Begleitungen wieder möglich. Aber es ist natürlich nicht mehr so einfach wie vor Corona.

Was ist schwieriger geworden?

Ott: Oft sind die Menschen sehr ängstlich im Augenblick des Todes. Dann ist es wichtig, ihnen ganz nahe zu sein, auch körperlich.

Im Moment unmöglich?

Ott: Unmöglich nicht, aber deutlich schwieriger. Wir können den Sterbenden über den Rücken oder den Oberarm streicheln, aber halt nicht so nahe kommen, wie das früher der Fall war. Für die Angehörigen von positiv Getesteten ist das natürlich am schlimmsten. Im Augenblick des Todes Distanz wahren zu müssen.

Corona überschattet auch das Sterben

Müssen die Angehörigen auch am Totenbett die FFP2-Maske tragen?

Ott: Zu ihrer eigenen Sicherheit, ja. Diese Masken sind ein Schutz für unsere Gesundheit und auch für den Sterbenden – es wäre doch schlimm, wenn der hilfsbedürftige Mensch zu seinem Grundleiden auch noch Corona bekommt, aber für die Menschen, die von uns gehen, sind die Masken verwirrend und störend. Viele sind älter, einige haben Demenz. Gerade denen fehlt die Mimik des Gegenübers, die ja wie ein Spiegel wirkt. Hat der Angehörige am Totenbett keine Angst, strahlt er Zuversicht aus, dann wirkt sich das auf die Menschen aus, die von uns gehen.

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Was raten Sie Angehörigen?

Ott: Auch in Corona-Zeiten da zu sein, wenn ein lieber Mensch stirbt. Am besten, man macht vorher einen Schnelltest, das gibt allen Anwesenden mehr Sicherheit. Auch die Pflegekräfte in Kliniken oder in Altenheimen müssen ja geschützt werden – wenn die Pflegekräfte krank werden, sieht es schlimm in den Einrichtungen aus. Die leisten in diesen Zeiten eh sehr viel.

Sind die Besuchsverbote in Altenheimen, in denen Corona ausgebrochen ist, richtig?

Ott: Sicher, die müssen rigoros schließen, damit sich das Virus nicht weiter ausbreitet. Wenn ein Bewohner dort im Sterben liegt, gibt es für die Angehörigen in der Regel ja eine Ausnahme und sie dürfen ihn begleiten. Ein wenig einfacher ist es für die Menschen, die im häuslichen Umfeld gepflegt werden. Es sind nicht so viele Menschen da, auf die man Rücksicht nehmen muss und die pflegenden Angehörigen passen sowieso gut auf und kommen nicht oft aus dem Haus.

Müssen mehr Menschen als vor Corona ohne Begleitung sterben?

Ott: Ich denke schon. Die Qualität und Intensität der Begleitung hat sich geändert. Die nötige und wohltuende Nähe ist nicht möglich, wenn der Sterbende an Corona erkrankt ist. Auch deswegen wäre es gut, wenn es mehr Impfstoff gäbe, wenn die Impfrate möglichst schnell steigen würde.

 

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