Brandeilig darf man es nicht haben
Autor: Daniela Röllinger
, Donnerstag, 21. Dezember 2017
Einst ging es um den Alkohol, heute um den Geschmack: Bei Geisten und Bränden steht das Aroma im Vordergrund. Was man dafür beim Vorbereiten und Brennen beachten muss, weiß der Nordheimer Günter Höhn genau. Er führt eine Edelobstbrennerei in der fünften Generation.
Günter Höhn hat Zeit. In der nächsten halben Stunde wird sich nicht viel tun. In Ruhe lehnt er sich an den Tisch, erzählt vom Wegfall des Branntweinmonopols zum Jahresende, von Medaillen und von der Brenner-Tradition in seiner Familie. Immer wieder wandert sein Blick derweil auf die Thermometer. Er darf den Mittellauf nicht verpassen.
Dass Günter Höhn Zeit hat, ist eher selten. Er ist Haupterwerbswinzer, baut auf 14 Hektar Rebfläche Wein an, arbeitet als Lohnunternehmer, ist Vorstandsvorsitzender der Divino Nordheim Thüngersheim. Und er brennt Schnaps. Obwohl: Fachlich ist das so nicht richtig. Der 39-Jährige stellt in seiner Edelobstbrennerei Brände und Geiste her. Dazu nutzt er die Zeit um den Jahreswechsel, in der es im Weinberg ruhiger zugeht.
Der diesjährige Jahreswechsel ist für Brenner ein besonderer. Nach dem vor Jahren beschlossenen stufenweisen Ausstieg fällt das Branntweinmonopol nun auch für Abfindungsbrenner, Stoffbesitzer und Obstgemeinschaftsbrennereien. Für viele Klein- und vor allem Kleinstbrenner – alleine in Nordheim gibt es 80 Brennereien, bei knapp 1000 Einwohnern – kann die Regelung das Aus bedeuten.
Das Monopol fällt
Bislang hatten die Brenner die Möglichkeit, die Steuer auf ihre Produkte entweder normal zu bezahlen, oder Alkohol abzugeben. Für kleine Betriebe war das eine gute Lösung. Sie hatten eine Verwertung für den so genannten Vorlauf und auch für den Nachlauf. Denn was zu Beginn des Brennvorgangs aus der Anlage tropft, ist nicht zum Trinken geeignet. „Vorlauf ist gesundheitsschädlich, er schmeckt scharf, brennend und beißend“, erklärt Höhn.
Der Staat hat den Vor-, Mittel- und Nachlauf gekauft, mit der Steuer verrechnet und an die Industrie verkauft. Diese Möglichkeit entfällt jetzt. Die Steuer muss mit Geld gezahlt werden, zugleich muss der Brenner selbst überlegen, wie er den Vor- und Nachlauf an den Mann bringt. Wer nur wenig produziert, wird wohl Schwierigkeiten haben, Abnehmer zu finden. Das Brennen lohnt sich für kleine Brennereien nicht mehr.
Für Günter Höhn ist das nicht der Fall. Er brennt nicht nur für sich selbst und auch nicht nur ab und zu. Die Brennerei ist ein wichtiges Standbein, er will sie erhalten. In der großen Blase der Brennerei-Anlage brodelt Weinhefe vor sich hin, während Höhn erzählt. Das dickflüssige Material hat er kurz zuvor in die Anlage gepumpt. Er hat im Ofen Holz nachgelegt, das ein Wasserbad zum Kochen bringt und damit die Maische in der darüberliegenden Blase erhitzt. Jetzt heißt es warten, bis der Alkohol verdampft und hochsteigt, in den ersten Boden, dort über die sogenannte Glocke läuft und kondensiert, wieder verdampft, in die nächste Glocke, den nächsten Boden. Dreimal das Ganze, so wird der Alkohol gereinigt und verstärkt. Schließlich geht es durch ein Kupferpaket – die letzte Reinigungsstufe, bevor der Dampf erneut kondensiert und in einen Behälter tropft. Verstärkerbrennerei heißt das Gerät, damit muss er nur einmal brennen und erhält höchste Qualität.
Den Beleg dafür erhält Günter Höhn alljährlich bei der Prämierungsfeier der Fränkischen Klein- und Obstbrenner. Seit Jahren macht er mit und erhält regelmäßig Medaillen. Dieses Jahr bekam er sieben Auszeichnungen, darunter Gold für einen Haselnussgeist und den im Eichenfass gereiften Weinhefebrand. Eben jene Sorte, die gerade in der Anlage entsteht und doch noch lange nicht fertig ist. Bis zu acht Jahre wird der Weinhefebrand in kleinen Barriquefässern gelagert, bis er in den Verkauf kommt.