Bierig nach Mehr
Autor: Ralf Dieter
Kleinlangheim, Freitag, 02. November 2018
Christoph Vasicek nähert sich seinem ganz persönlichen Lebenstraum
Christoph Vasicek hat es geschafft. „Ich wollte immer Brauer lernen“, sagt der 28-Jährige. Den Ausbildungsplatz hat er in der Tasche. Und mehr noch: Mit seinem Kumpel Benjamin Stix hat er einen eigenen Bierladen in Würzburg aufgemacht. Fehlt eigentlich nur noch ein Traum, der Realität werden muss.
Christoph Vasicek ist in Kleinlangheim aufgewachsen. Das Geräusch von Bier, das sich aus Zapfhähnen in Biergläser ergießt, hat ihn nicht gerade durch die Kindheit begleitet. Dann schon eher das Wimmern von Kreissägen. Vasiceks' Eltern besitzen ein Sägewerk. Nach der Schulzeit war er dort fast acht Jahre lang tätig. Im Hinterkopf immer die Hoffnung, dass sein Traum vom Brauer-Beruf doch noch in Erfüllung geht. „Bis zu meinem 30. Geburtstag habe ich mir Zeit gegeben“, erzählt der Kleinlangheimer. Spätestens bis dahin wollte er einen Ausbildungsvertrag zum Brauer in der Tasche haben. Oft hat er sich beworben, immer gab es Absagen. „Es gibt halt nicht allzu viele Ausbildungsplätze in diesem Beruf“, sagt er.
Fränkische Biervielfalt
Jetzt hat es doch noch geklappt. Gerade noch rechtzeitig. Am 6. Dezember wird Christoph Vasicek 29. Seit kurzem arbeitet er als Lehrling im Brauhaus Bergmann in Glattbach bei Aschaffenburg. Er dürfte einer der überqualifiziertesten Lehrlinge sein, die es in der Bierbranche gibt.
„Ich war schon immer ein leidenschaftlicher Biertrinker und habe gerne die fränkische Vielfalt erkundet“, sagt Vasicek. Als dann ein guter Freund von Castell nach Schottland zog, um dort als Brauer zu arbeiten, hat er noch einmal eine ganz neue Welt der Biere für sich entdeckt. Mit Hilfe von Fachzeitschriften und auf Biermessen bildete er sich fort. Doch das war dem Kleinlangheimer nicht genug. An der Doemens-Academy in Gräfelfing und im Bierkulturhaus in Obertrum im Salzburger Land hat er sich zum Biersommelier ausbilden lassen. Zwei Wochen geballte Theorie. Montag bis Samstag, immer von früh um 8 bis abends um 23 Uhr. Danach fünf Prüfungen. Seither ist Christoph Vasicek einer von rund 40 fränkischen Biersommeliers.
Galerist und Maler
Was ein Biersommelier können muss? Vasicek hat einen Vergleich mit der Kunstszene. „Als Sommelier bist du eine Art Galerist, präsentierst die Kunstwerke in einem möglichst ansprechenden Rahmen.“ Der Brauer ist dagegen der Maler, derjenige, der das Kunstwerk herstellt – und sich dabei möglichst kreativ zeigen soll. Vasicek möchte in der Bierwelt beides sein. Galerist und Maler.
Miteigentümer eines Fachladens ist er eher zufällig geworden. Der eigentliche Partner ist kurzfristig abgesprungen, Christoph Vasicek hat die Chance ergriffen. An Wissen mangelt es dem 28-Jährigen nicht. Seit Jahren ist er Gast auf einschlägigen Biermessen, hat Kontakt zu kleinen und großen Brauereien aufgenommen, kennt nicht selten den Chef persönlich.
Etwa 250 verschiedene Biersorten bieten Vasicek und Stix in ihrer „Bierothek“ in der Würzburger Innenstadt an. „Die allermeisten habe ich probiert“, sagt er und schmunzelt. Die wenigen, die er noch nicht getrunken hat, kann er trotzdem anpreisen. Eine Geschichte kennt er zu jedem Brauer und zu jeder Brauidee allemal. Und das muss auch so sein. Die Kunden sind neugieriger geworden, anspruchsvoller. Viele Frauen sind darunter und auch etliche Senioren. „Die freuen sich, dass es endlich eine größere Vielfalt an Biersorten und Geschmack gibt“, weiß der 28-Jährige aus vielen Kundengesprächen. Und die Frauen? „Die sind in Sachen Bier von jeher viel offener als Männer“, versichert er.