Bei Regen und Schnee – tut Fasten weh?

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Der (vermeintliche) Beweis: Ralf Dieter schreitet bei der Fastenaktion dieser Redaktion voran.
Foto: K. Riehle
Top! Gefühlte 1000 Höhenmeter bewältigt und trotzdem blieb Ralf Dieter noch die Kraft, einen Schneemann zu bauen.
Foto: K. Riehle
Eine rote Birne als Zeichen dafür, dass sie den Fastenvorsatz ernst nimmt: Diana Fuchs auf dem laufenden Schreibtisch „Walkolotion“,
Julia Volkamer
Regen und Wind können sie nicht aufhalten: Nina Grötsch fährt fleißig Fahrrad. Vorerst allerdings E-Bike.
Foto: Diana Fuchs

Fest am Fasten: Von einem laufenden Schreibtisch und einem surrenden E-Bike, von ordnender Hand und einem tüchtigen Mann

LANDKREIS

Eine Woche ist vorbei. Und schon sind die ersten Auflösungserscheinungen zu erkennen. Nur der Mann in der Fasten-Runde bleibt eiskalt – behauptet er!

Julia Volkamer

(Fernsehfasten): Das war ja so klar. Nein, ich hab mein Fernsehfasten nicht schon in der ersten Woche gebrochen. Auch deswegen, weil ich von meinem Mann unterstützt wurde und die Glotze am Abend schwarz blieb. So ganz uneigennützig war das von ihm allerdings nicht. Hätte ich eigentlich wissen müssen. Schließlich sind Männer oft so leicht zu durchschauen.

Nehmen wir einmal den „Bachelor“. Ich hab' die letzte Folge ja nicht gesehen und werde auch das große Finale verpassen. Auf der Suche nach der neuen „Guido“-Zeitschrift (Shopping Queen ist tabu, also muss mein persönlicher Quotenliebling Guido Maria Kretschmer auf anderem Wege zu mir kommen) habe ich in einer Klatschzeitung gelesen, wem der Bachelor-Basti die beiden vorletzten Rosen geschenkt hat, und ich muss sagen: Ich hab' es von Anfang an gewusst.

Meinen eigenen Rosenkavalier erlebte ich jedenfalls ganz solidarisch – bis zu folgendem Satz, den er noch mit einem verschwörerischen Zwinkern garnierte: „Dann können wir uns ja abends wieder ein bisschen öfter un-ter-hal-ten“. Ich sag' ja, ich hätte es wissen müssen. Genauso, wie es mir hätte klar sein müssen, dass das mit dem Lesen am Abend nicht so einfach sein wird. Ich muss mich wirklich bei Festtagsbeleuchtung an den Tisch setzen, und selbst da muss ich aufpassen, dass mir nicht nach zehn Minuten der Kopf auf die Platte knallt. Lesen macht mich einfach müde. Also bin ich halt immer früh ins Bett – und am Samstagfrüh um kurz nach 5 raus: Ich hatte ausgeschlafen.

Gut, dass am Wochenende wieder Handball auf dem Programm stand. Die körperliche Anstrengung in Kombination mit minimalem Erholungsschlaf erforderte zwei lange Nächte, um maximalen Muskelkater und Erholungsdefizit auszugleichen.

Den Franken-Tatort vom Sonntagabend habe ich übrigens aufgenommen – ich wäre eh eingeschlafen. Und jede andere Art von „Unterhaltung“ war nach dem harten Wochenende undenkbar. Hätte mein Mann eigentlich wissen können...

Daniela Röllinger

(lässt Überflüssiges und Fleisch weg): Fleisch weglassen? In Woche eins kein Problem. Da musste ich gar nicht mal groß drüber nachdenken. Bei meinem zweiten Ziel ist das anders, das beschäftigt meinen Kopf ganz schön. Mir war gar nicht bewusst, wie viele Dinge sich in meinem Umfeld angesammelt haben, die ich nicht mehr nutze. Bei der Kleidung und den alten Schuhen habe ich angefangen, sie nach brauchbar und unbrauchbar sortiert, zum Container gebracht beziehungsweise weggeworfen. Außerdem habe ich die vielen kleinen Zettelchen aus meinem Geldbeutel verbannt. Kassenbons, Rabattmarken von Geschäften, die ich nur ein einziges Mal besucht habe, Punkte von allerhand Aktionen, die schon Ende letzten Jahres abgelaufen sind. Brauch ich nicht. Deshalb habe ich mir vorgenommen, die kleinen Kärtchen und Aufkleber auch nicht mehr mitzunehmen, egal, wie nett sie mir angepriesen werden. Obwohl, die Verkäufer müssen bestimmt nachweisen, dass sie viele von den Dingern unter die Leute bringen. Was denken die dann über mich, wenn ich ihnen nicht helfe, dieses Ziel zu erreichen? Da meldet sich mein schlechtes Gewissen. Was Quatsch und damit auch schon wieder überflüssig ist. Es bleibt noch viel zu tun.

Nina Grötsch

(Autofasten): Natürlich! Kein Schnee den ganzen Winter und wenn ich töne, aufs Auto zu verzichten und stattdessen Rad zu fahren, wacht Frau Holle aus ihrem Winterschlaf auf. Ich habe es zwar vor dem großen Schneegestöber von der Redaktion nach Hause geschafft, vor ordentlich Regen blieb ich allerdings nicht verschont. Mein erster Tag ohne Auto endete also pitschnass. Angefangen hatte er dagegen super: Stolze vier Kurznachrichten bekam ich morgens aufs Handy. Alle mit sinngleichem Inhalt: Soll ich dich mit dem Auto abholen und mit nach Kitzingen nehmen? Ich musste schmunzeln. Familie und Freunde kennen mich doch zu gut. Ein verlockendes Angebot…

Doch wie hätte das denn ausgesehen: Schlappmachen bevor es richtig begonnen hat?! Da war ich dann doch zu stolz. Das E-Bike meines Vaters statt mein aktuell noch plattes Fahrrad zu nehmen, erschien mir für den Anfang jedoch erlaubt. Man muss ja nicht gleich übertreiben!

Ruckzuck war ich von Sickershausen nach Kitzingen geradelt und die lästige Parkplatzsuche entfiel auch. Ich war somit sogar schneller als sonst. Ich gebe zu, dass es natürlich sehr autofastenfreundlich ist, wenn der Arbeitsplatz nur knappe vier Kilometer von Zuhause entfernt ist und man noch dazu oftmals im Homeoffice arbeiten darf. Der Rest der ersten Woche war ein Kinderspiel. Ich habe Auto gegen Ski getauscht und drei Tage in den Bergen verbracht. So einfach war Fasten noch nie!

Ralf Dieter

(Sport, nichts Süßes): Genau so hatte ich mir das vorgestellt. Die Kolleginnen jammern schon nach einer Woche oder deklarieren ein normales Verhalten als Fastenerfolg, während ich als Einziger echte Strapazen auf mich nehme. Aber diesen Kummer bin ich aus den Vorjahren schon gewohnt. Kollegin Gr. fährt einmal in der Woche (!) mit dem Fahrrad von Sickershausen nach Kitzingen und tut so, als hätte sie die Tour de France gewonnen. Kollegin Fu. spaziert auf ihrem Laufband in einem Tempo, dass mir die Augen beim bloßen Zusehen zufallen, und glaubt tatsächlich, etwas für ihre Gesundheit zu tun. Was die anderen beiden Kolleginnen so treiben, erschließt sich mir sowieso nicht. Beweise für deren angeblichen Verzicht gibt es eh nicht. Ich dagegen habe am Wochenende gefühlte 1000 Höhenmeter in fünf Stunden zurückgelegt, bin durch kniehohen Schnee gestapft, habe einen Schneemann gebaut und süße Verführungen nicht einmal eines Blickes gewürdigt. Klar, dass ich der Wochenkönig bin. Hatte ich mir auch nicht anders vorgestellt.

DIANA FUCHS

(15.000 Schritte täglich und Lügenfasten): Der selbsternannte „Wochenkönig“ (*hüstel*) feiert sich doch tatsächlich dafür, dass er am Wochenende seine Liebste besucht hat, die derzeit in Oberbayern ist. Und dann hatte er doch tatsächlich auch noch diese Überschrift über unseren Bericht gesetzt: „Frauen versagen schon nach sieben Tagen“. Gut, dass ich nochmal auf die Seite geguckt hab'. Ganz ehrlich – und Sie wissen ja, ich darf nicht lügen: Versagt hat bisher niemand. Alle geben Fasten-Gas und die Frauen ganz besonders. Mein persönliches Resümee der Woche: Aschermittwoch 15.011 Schritte (mit Müh' und Not und fünf nächtlichen Schrittsammel-Runden durchs Dorf), Donnerstag 17.700 Schritte (jüppieh und Danke an alle für die ausgiebige abendliche Schneeballschlacht), Freitag 16.020 Schritte (So langsam bekomme ich ein Gefühl für meinen laufenden Schreibtisch, allerdings: Wenn es schnell gehen muss, setz' ich mich halt doch rasch an den alten, fest stehenden Tisch), Samstag und Sonntag zusammen 30.100 Schritte, Montag 18.210 Schritte (allein 6000 Schritte beim Volleyballtraining). Am Dienstagmittag sah es noch ein bisschen mau aus, aber es war ja noch nicht Abend...

Insgesamt denke ich, der Fastenstart war okay. Aber da geht noch mehr! Ich bin noch nicht richtig daran gewöhnt, dass der Laptop beim Laufen auf meinem „Walkolution“-Schreibtisch leicht wackelt. Ab und zu stolpere ich noch, aber immer öfter schaffe ich es auszublenden, dass ich laufe, und mich stattdessen voll auf meine Texte zu konzentrieren. Work & Walk (arbeite & gehe), das Motto des von der Wiesenbronner Firma Ackermann entwickelten „Walkolution“: Es funktioniert von Tag zu Tag besser, Schritt für Schritt sozusagen.