Wenn Corona im Kindergarten für Ärger sorgt
Autor: Von Julia Volkamer
Volkach, Dienstag, 08. Februar 2022
Wenn Kindergartenkinder geimpft sind, müssen sie sich nicht mehr testen lassen. Wer diese Regelung für unsinnig hält. Und wem die Hände gebunden sind.
           
Maria Weidinger ist sauer. Ein bisschen ratlos. Und ziemlich enttäuscht. „Ich kann es einfach nicht nachvollziehen“, sagt die zweifache Mutter, deren älteres Kind den Kindergarten in Obervolkach besucht – zusammen mit einem Fünfjährigen, der bereits durchgeimpft und damit gemäß Verordnung des Ministeriums für Familie, Arbeit und Soziales von der Testpflicht in der Kita entbunden ist. Dass die Familie direkt von dieser Befreiung Gebrauch machte, hat für Ärger gesorgt. Nicht nur rund um den Kindergarten.
Omikron rauscht einfach durch
So lange der Gesetzgeber es also – wie in diesem konkreten Fall – nicht vorschreibt, dass auch geimpfte Kinder getestet werden müssen, könne man die Familien nicht dazu zwingen – auch wenn in den politischen Gremien darüber durchaus lebhaft diskutiert worden sei.
Maria Weidinger stellt diese Begründung nicht zufrieden. „Das geimpfte Kind kann das Virus doch trotzdem übertragen.“ Sie denkt vor allem an das Personal, das im Obervolkacher Kinderhaus durchweg geimpft und geboostert ist, sich aber trotzdem jeden zweiten Tag testet. Und an diejenigen, die sich nicht impfen lassen können. An Omas und Opas oder auch die vielen Schwangeren, die derzeit in ihrem Ort unterwegs sind. „Für sie kann eine Infektion trotz Impfung lebensgefährlich werden“, warnt Simone Weidinger und fragt sich: „Was ist denn schon so ein Test gegen eine Infektion?“
Ähnlich sieht es auch Kinderarzt Dr. Stephan Küntzer. Er kann es nicht nachvollziehen, warum geimpfte Kinder nicht weiterhin regelmäßig getestet werden sollten. „Übertragen können sie das Virus nämlich trotzdem“, weiß der Mediziner. „Und Omikron schert sich gerade nicht im Geringsten darum, ob jemand geimpft ist oder nicht. Es rauscht einfach durch.“
Was Küntzer nachdenklich stimmt: In seiner Praxis bekommt er nicht selten falsche positive oder negative Schnelltests zu Augen. Der Grund: Die Menschen sind oft schon ein bis zwei Tage vor einem positiven Test ansteckend. Für ihn stellt sich deshalb die Frage, ob die aktuellen Massentestungen in Gemeinschaftseinrichtungen für Kinder wirklich sinnvoll sind. Die mittlerweile sehr hohe Durchseuchung wie auch die deutlich weniger und leichter werdenden Komplikationen machen diese Massentests in seinen Augen überflüssig.
Querelen bei Eltern
Noch kritischer steht er allerdings der Impfung der jüngsten Altersklasse gegenüber. „Bisher zählte das Argument, dass diejenigen, die sich impfen lassen, nicht nur sich, sondern auch alle anderen mit schützen.“ Inzwischen seien aber vor allem die Menschen in den Risikogruppen zum Großteil geimpft („Für diese Gruppe ist die Impfung definitiv wichtig“), Omikron bringe weniger schwere Verläufe und eine Übertragung erfolge oft auch trotz Impfung. „Beim Impfen der Kinder fehlt mir der Mehrwert für sie selbst, da sie nur in Einzelfällen und schweren Komplikationen oder Long Covid leiden“. In seiner Praxis habe er täglich mit den verschiedensten bakteriellen und viralen Erkrankungen zu tun. Gemessen an der Schwere sei Corona da nur eine unter vielen.
Christine Sendner, die Leiterin des Obervolkacher Kindergartens, wäre trotzdem leichter ums Herz, wenn ihre Schützlinge weiterhin getestet würden. Sie kann es nicht nachvollziehen, dass es keine klaren, für Kindergärten und Schulen einheitlichen Richtlinien von den zuständigen Ministerien gibt. „So haben wir keine Handhabe. Die geimpften Kinder sind von der Testpflicht ausgenommen und fertig“, sagt die Erzieherin. „Wir können nur an die Eltern appellieren.“