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Aufregend und anregend: Der Dorfschätze-Express


Autor: Daniela Röllinger

Wiesentheid, Montag, 22. Mai 2017

10 000 Fahrgäste haben das kostenlose Bus-Angebot schon genutzt. Er ist auch für Einheimische interessant.
Durch die schöne Landschaft in die schönen Orte Iphofen, Rödelsee, Wiesenbronn, Castell, Rüdenhausen, Abtswind, Wiesentheid und Prichsenstadt: Mit dem Dorfschätze-Express können auch Einheimische an den Wochenenden die Region erkunden. Ab Prichsenstadt gibt es zudem eine Anbindung zum Steigerwaldzentrum und zum Baumwipfelpfad.


Um zu wandern oder einzukaufen. Um Essen zu gehen oder Freunde im Nachbarort zu treffen. Um einen Schoppen zu genießen oder ein Fest zu besuchen. Ja sogar, weil Busfahren einfach aufregend ist. Es gibt die verschiedensten Gründe für eine Fahrt mit dem Dorfschätze-Express.

Dieser Samstag Anfang Mai ist für Lias Müller ein ganz besonderer Tag: Gemeinsam mit seinem Papa Peter Kokorsch aus Wiesentheid darf der knapp Zweijährige mit dem Bus fahren. Unter der Woche schaut Lias mit Vorliebe von der Wohnung aus den an- und abfahrenden Schulbussen zu, erfährt Dorfschätze-Busbegleiterin Monika Conrad im Gespräch mit den beiden. Und so kam seinen Papa auf die Idee, das Angebot des Dorfschätze-Express zu nutzen und eine Runde mitzufahren. Eineinhalb Stunden dauert die Fahrt und verschafft Lias nicht nur einen spannenden Ausflug, sondern seinem Vater auch viele neue Informationen über die Region, in der er zuhause ist.

Seit einigen Jahren bietet der Dorfschätze-Express allen Touristen und Einheimischen an den Wochenenden und Feiertagen die Möglichkeit, die nähere Umgebung kostenlos zu erreichen und auf vielfältige Art und Weise zu erkunden. Am 1. Mai ist der Express wieder gestartet und das auf neuer Route: Gegenüber den vergangenen Jahren wurde die Strecke verkürzt und damit den Wünschen vieler Fahrgäste angepasst. Kleinlangheim, Großlangheim und Schwarzach werden nicht mehr angefahren. Die Fahrt führt jetzt vom Iphöfer Bahnhof nach Prichsenstadt, der Bus hält dabei in Iphofen, Rödelsee, Wiesenbronn, Castell, Rüdenhausen, Abtswind und Wiesentheid, dann geht es wieder zurück Richtung Iphofen. Drei Runden dreht der Bus jeden Samstag, Sonntag und Feiertag, die Saison dauert bis zum 1. November.

Samstags ist bei der ersten Fahrt – sie startet wegen Bauarbeiten derzeit um 10.40 Uhr, ab 25. Juni dann wieder regulär um 10.15 Uhr – immer einer der Gästeführer mit von der Partie. „Sie erzählen über die Region und machen Lust, die Gegend zu erkunden“, sagt Inge Thomaier, Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft Dorfschätze, zu der sich neun Gemeinden zusammengeschlossen haben. Nicht nur um die Geschichte, die Architektur, Sagen oder sonstige Informationen über die Dörfer und die Region geht es da, sondern auch um die Veranstaltungen. „Wir stellen jede Woche Hinweise zusammen, damit die Gästeführer darauf hinweisen können, was geboten ist“ – aktuell, aber auch in nächster Zeit. „Wir wollen ja, dass die Gäste da bleiben.“

Schon seit dem Start des Dorfschätze-Express ist Monika Conrad als Busbegleiterin dabei. Sie fährt gerne mit, weiß Einheimischen und Gästen auf der Route viel zu erzählen. „Anschließend bin ich immer ganz heiser“, sagt sie lachend. „Und auch mir fällt bei der Runde immer auf, wie schön es bei uns ist.“ Einheimische übersehen das oft, und deshalb würde sich Conrad freuen, wenn auch Bürger aus dem Landkreis das Angebot des Dorfschätze-Express noch stärker nutzen würden: „Man kann ja überall aussteigen, sich umsehen und später wieder zurückfahren. Oder man wandert zum Ausgangspunkt zurück.“

Die Wanderfreunde Geisberg Wiesenbronn werden das zum Beispiel am 21. Mai machen, verrät Conrad. Los geht die Fahrt um 12.57 am Wiesenbronner Seegarten, in Wiesentheid macht sie eine Führung zur Barockresidenz und zum Landschaftsgarten. „Danach kann man heimwandern oder, wer nicht so gut zu Fuß ist, mit dem Bus zurückfahren.“ Dann ist Abfahrt um 18.31 Uhr in Wiesentheid. Es bleibt also genug Zeit, um den Ort mit den vielen beeindruckenden Gebäuden ausgiebig zu erkunden, irgendwo einzukehren oder in einer Heckenwirtschaft einen Schoppen zu genießen.

Die Nachfrage nach den kostenlosen Fahrten ist unterschiedlich groß, abhängig vom Wetter und natürlich vom Veranstaltungsprogramm. „Am 1. Mai, beim Schwandertag, ist das immer der Wahnsinn“, sagt Monika Conrad. Dann laden die Gemeinden rund um den Schwanberg zum Wandern und zur Einkehr in Weinbergshütten ein.

Bei ihrer ersten Fahrt im Bus treffen Lias und sein Vater auf eine erfahrene Dorfschätze-Express-Mitfahrerin. Christine Werbe, die ebenfalls in Wiesentheid wohnt, freut sich über die einheimischen Mitfahrer. „Sie fährt seit dem Bestehen der Linie fast jedes Wochenende die Runde mit“, erzählt Monika Conrad. Längst kennt die gebürtige Rheinländerin Werbe deshalb nicht nur die bekannten Sehenswürdigkeiten, sondern hat auch schon die Geheimtipps entdeckt.

Knapp 10 000 Menschen sind in den vergangenen vier Jahren mit dem Dorfschätze-Express gefahren. „Das ist schon ein Wort“, sagt Inge Thomaier. Doch auch sie würde, ebenso wie die Bürgermeister der beteiligten Gemeinden, gerne sehen, dass noch mehr Bürger das Angebot nutzen. So könnte man die Linie mit den Hin- und Rückfahrten zum Beispiel am Samstag auch zum Einkaufen nutzen, um am Wochenende eine der Traumrunden zu erkunden oder für einen Ausflug zum Baumwipfelpfad. Ab Prichsenstadt fährt ein gesonderter Bus dorthin, diese Linie ist dann allerdings kostenpflichtig. Auch vom Baumwipfelpfad oder vom Steigerwaldzentrum aus kann man dann entweder zu einer anderen Haltestelle wandern oder wieder mit dem Bus zurück fahren.

Sieben der neun Dorfschätze-Gemeinden sind an die Strecke des Dorfschätze-Express angeschlossen, die Kosten teilen sich die Gemeinden. Eine finanzielle Unterstützung kam in den vergangenen Jahren stets vom Landkreis, darüber wird aber jedes Jahr neu entschieden.

Fahrplan: Informationen zum Fahrplan des Dorfschätze–Express mit Zeiten und Haltestellen gibt es im Internet unter

www.dorfschaetze.de