Naturschutz: Kein schöner Land
Autor: Robert Wagner
Mainstockheim, Donnerstag, 03. November 2016
Flächenversiegelung, Verbauung, Biotopzerstörung - Die Ausstellung „Gestern-Heute“ zeigt am Beispiel Mainstockheim, was 50 Jahre Bautätigkeit mit der Natur machen. Noch bis zum 11. November ist die Ausstellung im Landratsamt Kitzingen zu sehen.
Zwei Fotos stehen wie zufällig nebeneinander. Sie haben scheinbar nichts miteinander zu tun. Auf dem einen ziehen sich Felder über eine hügelige Landschaft. Sträucher, Büsche und Bäume unterteilen die Äcker. Auf dem anderen blickt man auf eine Siedlung. Haus steht neben Haus. Nur: Beide Bilder zeigen dasselbe Motiv – den Blick vom Haselberg in Mainstockheim. Gut 54 Jahre liegen zwischen beiden Aufnahmen. Sie zeigen, wie sehr sich die Umgebung in nur einem halben Jahrhundert verändert hat.
Es ist eines von gut zwei Dutzend Fotopaaren, die der Naturschützer und BUND-Aktivist Klaus Petter ausgewählt hat, um die Auswirkungen des Flächenverbrauchs deutlich zu machen. Gut 50 Jahre, nachdem der Mainstockheimer Otto Beck mit mehr als 2000 Fotos den Zustand seiner Heimatgemeinde dokumentiert hatte, machte sich Petter auf die Suche nach den originalen Aufnahmeorten. Ein schwieriges Unterfangen: Kaum ein Ort war wiederzuerkennen. Über ein Jahr war Petter deshalb immer wieder unterwegs.
Seine Ergebnisse hat er in einer Ausstellung zusammengefasst, die bis zum 11. November im Foyer des Kitzinger Landratsamtes zu sehen ist. Zersiedlung, Biotopzerstörung, Verbauung, Verlust an Lebensraum – Klaus Petter kann sich in Rage reden, wenn es um die Bausünden der Vergangenheit geht. Die Artenvielfalt habe gelitten – und dadurch letztendlich auch der Mensch.
Die Aufnahmen machen deutlich, was es heißt, wenn, wie im vergangenen Jahr in Bayern, 13,1 Hektar Fläche (knapp 20 Fußballfelder) pro Tag verbaut werden. Mit den Fotos aus Mainstockheim gewinnt dieser Flächenverbrauch ein Gesicht. Schön ist das nicht.
„Ich habe das alles noch so gekannt“, sagt der Mainstockheimer Bürgermeister Karl-Dieter Fuchs mit Blick auf die historischen Aufnahmen. Bei einer Probeausstellung im Mainstockheimer Rathaus konnte er sich zusammen mit Landrätin Tamara Bischof und weiteren Gästen die zehn Stellwände genau ansehen.
Was er von ihnen hält? „Im ersten Moment dachte ich: Mist, warum ausgerechnet Mainstockheim“, erzählt Fuchs. Denn Neubausiedlungen, Flussbegradigungen, Flurbereinigungen und der Ausbau von Straßen – das ist ja nicht allein ein Mainstockheimer Problem. Vielmehr gibt es das überall, zum Teil sogar viel stärker. „Ich denke, wir sind hier noch relativ maßvoll mit der Natur umgegangen“, meint der Bürgermeister.
Tatsächlich entspricht die Verbauung im Landkreis ziemlich genau dem bayerischen Durchschnitt: Während im Landkreis knapp 12 Prozent der Fläche von Siedlungen und Verkehrswegen bedeckt sind, sind es im Freistaat 11,9 Prozent.