Am Rand des Machbaren
Autor: Ralf Dieter
Kitzingen, Freitag, 17. Dezember 2021
Seit dieser Woche dürfen auch Kinder ab fünf Jahren gegen Corona geimpft werden. Dabei haben die Kinderärzte schon jetzt mehr als genug zu tun.
Seit Mitte August empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die Impfung von Kindern und Jugendlichen ab zwölf Jahren. Jetzt können auch Kinder ab fünf Jahren gegen Corona geimpft werden. Drei Kinderärzte aus Stadt und Landkreis Kitzingen haben ihre ganz eigene Sicht auf diese Möglichkeit.
„Ich empfehle den Eltern der Kinder von fünf bis elf Jahren die Impfung genau entsprechend den STIKO-Empfehlungen“, erklärt Dr. Alexander Wagner. Das heißt: Den wenigen Kindern mit erheblichen Grunderkrankungen empfiehlt er eine Impfung – allen anderen nicht. „Ohne dabei ausdrücklich abzuraten“, betont er. Will heißen: Die Impfung auf Wunsch ist für alle in dem besagten Alter möglich.
Kaum Symptome bei Kindern
Dr. Stephan Küntzer begrüßt diese Regelung der STIKO ausdrücklich. „Eine Pflicht für Kinder wäre für mich der falsche Weg“, sagt der Kinderarzt aus dem Kitzinger Mühlberggebiet. Im Gegensatz zu vielen Senioren seien die Verläufe bei Corona-infizierten Kindern in aller Regel milde. Von grippalen Symptomen berichtet der Kinderarzt bei manchen seiner kleinen Patienten, ab und zu von Fieber. In ganz seltenen Fällen gebe es schwere Verläufe, die eine Einlieferung in die Klinik nötig machen. „Die meisten Corona-infizierten Kinder haben gar keine Symptome“, erklärt er. Der Nutzen und das Risiko einer Impfung müssten deshalb immer abgewogen werden. Die jetzt gefundene Lösung bezeichnet der Mediziner als „elegant“. Auch wenn sie den Kinderärzten eine zusätzliche Arbeit beschert.
Termine für Familien
„Das alles neben der normalen Sprechstunde zu organisieren ist gerade unter dem derzeitigen Ärztemangel nicht leicht“, betont Dr. Wagner. Er hält es aber für notwendig, auch eigene Impftermine anbieten zu können. „Ganz besonders die Eltern von Kindern mit Grunderkrankungen gehen doch lieber zu dem Arzt, der ihre Kinder gut kennt“, gibt er zu bedenken.
Die Nachfrage bei den Kinderärzten ist jedenfalls enorm. „Sicherlich werden wir nicht alle Anfragen alleine befriedigen können“, sagt der Volkacher Kinderarzt Dr. Axel Quattländer. Sein Praxisbetrieb laufe derzeit aufgrund der vielen Infekte bei Kleinkindern ohnehin am Limit. „Aber wir können bestimmte Praxiszeiten für Impfungen reservieren.“
Dr. Quattländer findet es sinnvoll, dass etliche Impfzentren extra Termine für Kinder anbieten. Das Impfzentrum des Landkreises in den Marshall-Heights in Kitzingen hat beispielsweise vier spezielle Termine für Familien-Impfungen ins Programm aufgenommen. Am kommenden Sonntag und an den beiden darauffolgenden Mittwochen sowie Donnertag, 29. Dezember, sollen Kinder von fünf bis elf Jahren – und auf Wunsch auch deren ältere Geschwister und Eltern – geimpft werden. Die Familienimpftage sind sehr nachgefragt, heißt es aus dem Landratsamt. Weitere Termine sind in Planung.
Ein Angebot, das den Kinderärzten hilft. „Der zusätzliche Aufwand mit den Impfterminen, aber vor allem mit den Beratungen, ist immens“, betont Dr. Wagner. „Er bringt uns Kinderärzte an den Rand des Machbaren.“ Bei der derzeitigen Nachfrage wird er auf zusätzliche Impfangebote, wie sie vom BRK bereitgestellt werden, angewiesen sein. In Erwartung der STIKO-Empfehlungen hat der Kinderarzt aus der Kitzinger Siedlung bereits bestimmte Zeitkontingente ab Mitte Januar für die Kinderimpfungen gesperrt. Der Organisationsaufwand ließe sich relativ leicht reduzieren. In einer Ampulle, die den Kinderärzten zur Verfügung gestellt wird, befinden sich gleich zehn Dosen. „Einzeldosen würden da einiges vereinfachen.“