"Am liebsten den Bayerischen Taler";

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Uwe G. Hartmann hat gut lachen: Mit 85 Prozent Übereinstimmung landet die Bayernpartei auf Platz 1 seiner persönlichen Wahlempfehlung – gefolgt von den Freien Wählern.
Foto: Ralf Dieter
Die Familie ist für Andreas Moser die Keimzelle der Gesellschaft, die CDU landet bei ihm mit 78 Prozent Zustimmung auf Platz 1 beim Ausfüllen des Wahl–O-Mat.
Foto: Ralf Dieter

Beim Ausfüllen des Wahl-O-Mat geben die Fraktionsvorsitzenden im Kitzinger Stadtrat spannende und skurrile Antworten

Kitzingen

Einfach war es nicht. Dabei schien die Idee so leicht umsetzbar. Die acht Fraktionsvorsitzenden im Kitzinger Stadtrat füllen im Beisein eines Redakteurs den Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung aus. Dabei lässt sich trefflich über die große Politik diskutieren. Klaus Christof (KIK) sagte schnell ab. „Da wir nicht an der Bundestagswahl teilnehmen, verzichten wir auf die Teilnahme.“ Manfred Marstaller (UsW) meldete sich erst nach Ablauf der einwöchigen Frist. Kein Interesse. Franz Böhm (Pro Kitzingen) rührte sich gar nicht. Vielleicht schaut er nicht in seine Mails. Unser Dank gilt den fünf Fraktionsvorsitzenden, die mitgemacht haben. Uwe G. Hartmann (Bayernpartei) und Andreas Moser (CSU) sind in der Redaktion vorbeigekommen, die anderen drei haben – immerhin – schriftlich geantwortet. Die Ergebnisse (in alphabetischer Reihenfolge).

Astrid Glos (SPD):

69 Prozent für die SPD, fast gleich auf die Linken mit 67 Prozent. So fasst Astrid Glos ihr Ergebnis zusammen. Am schlechtesten ging es für die AfD und die NPD aus. Sie liegen gerade mal bei 35 beziehungsweise 38 Prozent Zustimmung. Wichtig sind ihr im Wahlkampf vor allem die sozialen Themen: soziale Gerechtigkeit, sozialer Wohnungsbau, Kita bis Meisterschule kostenfrei. Soziale Berufe sollten ordentlich bezahlt werden und die Rente stabil sein. Glos fordert gleiche Entlohnung für Frauen und Männer. Eine Abschiebung von Asylbewerbern soll nur im Fall von Straftaten erfolgen. Für eine wirkliche Integration seien Arbeit und Ausbildung unabdingbar. Waffenverkäufe in bestehende Kriegsgebiete lehnt sie ab.

Uwe G. Hartmann (Bayernpartei):

Als konservativ bezeichnet er sich selbst. In seiner Partei werde er aber eher dem linken Flügel zugerechnet. Uwe G. Hartmann vertritt beim Wahl-O-Mat dann aber eher traditionelle Werte: Verstaatlichung der Banken? „Auf keinen Fall.“ Doppelte Staatsbürgerschaft? „Nein, die Menschen sollen sich entscheiden.“ Nationale Währung? „Wäre schön. Am liebsten den Bayerischen Taler.“

Besonders wichtig ist dem Etwashäuser, der 2018 als Abgeordneter in den Landtag einziehen will, der Ausbau der erneuerbaren Energien und ein vorgezogener Renteneintritt. „Wer 45 Jahre ins System eingezahlt hat, der sollte abschlagsfrei in Rente gehen können“, sagt er. Die konventionelle und die ökologische Landwirtschaft können und sollten nach seiner Meinung nebeneinander bestehen. Und in die gesetzliche Krankenversicherung sollte jeder einbezahlen.

Mit 85 Prozent Übereinstimmung landet die Bayernpartei denn auch auf Platz 1 seiner persönlichen Wahlempfehlung – gefolgt von den Freien Wählern. „Da haben wir tatsächlich die größten Berührungspunkte.“ Mit der Linken kann sich Hartmann dagegen gar nicht anfreunden. Mit 40 Prozent Übereinstimmung landet sie ganz klar auf dem letzten Platz.

Andreas Moser (CSU):

Die Familien- und die Finanzthemen liegen Andreas Moser besonders am Herzen. Kein Wunder: Der Vermögensberater bei der VR Bank hat zwei Kinder, die am Samstag zum ersten Mal zur Wahl gehen. „Wir haben den Wahl-O-Mat daheim zusammen ausgefüllt“, sagt er. „Und sind dabei ganz schön ins Diskutieren gekommen.“

Moser selbst ist der Ausbau der erneuerbaren Energien wichtig. „Das macht uns als Gesellschaft lebensfähig.“ Beim Thema „Sozialer Wohnungsbau“ attestiert er dem Staat Fehler in der jüngsten Vergangenheit. Das Wohneigentum sollte stärker gefördert werden, mehr Menschen in die Lage versetzt werden, eigenen Wohnraum zu finanzieren.

Bei der Frage, ob die Banken verstaatlicht werden sollten, wird er emotional. „Auf keinen Fall.“ Das eigentliche Problem sei die Staatsverschuldung. Warum die Bundesregierung ihre Schulden in den letzten Jahre nicht drastisch abgebaut hat, leuchtet ihm jedenfalls nicht ein. Dennoch steht am Ende ein klares Plus für seine (Schwester) Partei. 78 Prozent CDU, danach fast gleichauf FDP und ÖDP (70 Prozent). Abgeschlagen in seinem Voting die Grünen. An denen stört Moser die Einstellung zur Familie. „Die ist für mich die Keimzelle der Gesellschaft.“ Eine Abschaffung des Ehegattensplittings sei für ihn undenkbar.

Dr. Uwe Pfeiffle (Freie Wähler)

: Zwei Themen waren für Uwe Pfeiffle in den letzten Jahren besonders wichtig: Die Flüchtlingspolitik und die drohende Altersarmut von Menschen, die ihr ganzes Leben arbeiten. „Integration ist für mich keine Einbahnstraße“, sagt er. Damit sie gelingt, müssten Zuwanderer einerseits gefördert werden. Andererseits müsste aber auch ihre Bereitwilligkeit zur Integration deutlich eingefordert werden. Dazu gehören für ihn der Spracherwerb, die Bereitschaft, sich für den Arbeitsmarkt nach zu qualifizieren und die Anerkennung einer liberalen Gesellschaftsordnung. Eine doppelte Staatsbürgerschaft lehnt Uwe Pfeiffle ab. „Ab und zu im Leben muss der Mensch sich halt entscheiden. Oder kennen Sie jemanden, der 20 Jahre mit zwei Frauen gleichzeitig verlobt ist?“

Die Abschaffung der Wehrpflicht hält der FW-Fraktionsvorsitzende für völlig falsch. „Wir fordern deshalb ein Gesellschaftsjahr für Frauen und Männer.“ Dabei soll es eine Wahlfreiheit zwischen dem Dienst in der Bundeswehr, im Katastrophenschutz, bei der Feuerwehr und vielen weiteren Blaulichtorganisationen sowie im sozialen Bereich geben.

Die Freien Wähler schnitten bei ihm mit 68 Prozent am besten ab, am schlechtesten die Grünen.

Andrea Schmidt (ödp):

Das vorneweg: Andrea Schmidt ist die einzige, bei der der Wahl-O-Mat eine andere Partei empfiehlt als die eigene. „Die Grünen lagen bei mir vor den Linken“, erzählt sie. „Danach kam erst die ÖDP.“ Ein Problem hat sie damit nicht, schließlich sind ihr Umweltthemen sowie soziale Themen und die Zukunft der Kinder ganz besonders wichtig. Wer mehr verdient, der sollte auch deutlich mehr zur Kasse gebeten werden, wünscht sie sich. Die Solidarität in der Gesellschaft geht ihr noch nicht weit genug. Und die eigene Partei? Die schaffe es auf Bundesebene einfach nicht über die Fünf-Prozent-Hürde. „Das ist auf Dauer schon frustrierend“, gesteht Schmidt. Da könne man sich schon die Frage stellen, „ob es uns überhaupt braucht“.

Der Wahl–O-Mat ist von der Bundeszentrale für politische Bildung entwickelt worden. Mehr Informationen unter www.bpb.de/politik/wahlen/wahl-o-mat