Verpflegung für Kitzinger Kindergartenkinder: 100 Mal gesund und lecker
Autor: Daniela Röllinger
Kitzingen, Freitag, 05. März 2021
Die Kita St. Vinzenz nimmt am „Coaching Kitaverpflegung“ teil. Gekocht wird gesund, regional und nachhaltig. Allerdings lassen die Rahmenbedingungen zu wünschen übrig.
Wie soll die Mittagsverpflegung in der Kita sein? „Lecker“, werden Kinder auf diese Frage sagen. „Gesund“, die Erwachsenen. Dazu am besten auch noch nachhaltig, wertgeschätzt und wirtschaftlich. Wie sich alles das erreichen lässt, wird beim „Coachings Kitaverpflegung“ erarbeitet. Die Kita St. Vinzenz in Kitzingen ist seit Anfang des Jahres dabei.
Man merkt es an der lockeren Unterhaltung beim Online-Pressetermin: Hier sind drei Damen vereint, die ein gemeinsames Ziel haben. Kita-Leiterin Julia Steffan, Küchenleiterin Jutta Pfanzer und Coach Gwendolin Hammer vom Fachzentrum Ernährung/Gemeinschaftsverpflegung Unterfranken am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Würzburg wollen die Verpflegung für die 100 Kinder im Siedlungskindergarten und der Außenstelle noch besser machen. Schon mehrfach haben sie sich seit Anfang des Jahres kurzgeschlossen und überlegt, welche Bausteine und Maßnahmen dazu nötig sind und im halbjährlichen Projektzeitraum umgesetzt werden können.
Das Coaching Kita- und Schulverpflegung des Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten läuft seit zwölf Jahren. Etwa 40 Einrichtungen werden alljährlich geschult, teils vor Ort, jetzt wegen Corona in Online-Meetings. Neben der Kita St. Vinzenz ist aus dem Landkreis Kitzingen heuer auch das Egbert-Gymnasium Münsterschwarzach dabei.
Was läuft gut und was gilt es zu verbessern? Diese Fragen stehen am Anfang des Coachings. Individuelle Ziele werden festgelegt, Speisepläne nach den Richtlinien der Deutschen Gesellschaft für Ernährung erstellt, ein regionaler Einkauf organisiert. Viele Produkte, die sonst in weiter entfernten Supermärkten gekauft wurden, holt Jutta Pfanzer jetzt aus dem nahe gelegenen Markt, vom dortigen örtlichen Metzger bezieht sie auch das Fleisch. Mehl kommt aus der Volkacher Mühle, das Gemüse soll künftig beim Gärtner vor Ort gekauft werden. „Momentan sind wir auf der Suche nach einem Gärtner, der uns beliefern kann“, sagt Jutta Pfanzer.
Von Montag bis Donnerstag gibt es in der Kita St. Vinzenz eine Teilverpflegung. Die Kinder bringen ihr Frühstück mit, das Mittagessen wird von Jutta Pfanzer und ihrer Mitarbeiterin zubereitet. Vor Corona gab es freitags eine Vollverpflegung im Haus, erklärt Kita-Leiterin Julia Steffan, wobei die Kinder bei der Zubereitung der Mahlzeiten mit anpacken durften. Wie ihnen die Gerichte schmecken, dürfen sie nach jedem Essen bewerten. Drei Sparschweine stehen dafür bereit. Das Ergebnis dokumentiert Jutta Pfanzer: Was hat den Kindern gut geschmeckt, was gar nicht und wie viele Chips sind im „Geht-so-Schweinchen“ gelandet? Manche Ergebnisse lassen staunen, andere nicht. Salat, so erzählt die Küchenchefin, kommt immer gut an. Beim Gemüse hängt es von Sorte und Form ab. Bei größeren Stücken ist es schwierig, die Gemüsesuppe wird ratzeputz geleert.
Sieben bis zehn Mal müssen Kinder ein Produkt probieren, bis sie entscheiden können, ob es ihnen schmeckt, so Gwendolin Hammer. Sie weiß: Im Laufe des Coaching-Projektes finden die Kinder Geschmack an immer mehr Lebensmitteln. „Nach einem halben Jahr haben sie sich daran gewöhnt. Dann braucht Ihr die doppelte Menge an Essen“, warnt sie die beiden Kita-Damen scherzhaft vor. Vor allem, wenn die pädagogische Begleitung passt. Wenn erklärt wird, was es mit dem Gemüse auf sich hat, wenn die Kinder erfahren, wie und wo es wächst, wenn sie es selbst verarbeiten dürfen.
Menschen an gesundes Essen zu gewöhnen, das funktioniert in jungen Jahren am Besten. Zudem tragen die Mädchen und Buben nach Hause weiter, was ihnen schmeckt und so wird auch das Elternhaus erreicht. Jutta Pfanzer weiß aus Umfragen bei den Eltern, dass die Kinder daheim davon schwärmen, wenn sie ein Gericht gut fanden und es zuhause dann auch essen möchten. Manch einem schmeckt es zwar trotzdem im Kindergarten besser, aber dafür ist laut Gwendolin Hammer die positive Gruppenstimmung mitentscheidend. Auch beim Probieren neuer Gerichte spielt dieses Miteinander eine Rolle: Wenn die Kita-Freunde etwas essen, probiert man es eher als daheim am Tisch alleine mit der Familie.