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Lichterfest statt Martinsumzug: Umbenennung in fränkischer Kita sorgt für Empörung


Autor: Daniel Krüger

Rödelsee, Freitag, 10. November 2023

In einer Kita im Kreis Kitzingen hat der Träger den Martinsumzug in ein "Lichterfest" umbenannt. Man feiere "keine religiösen Feste", so die Begründung. Im Ort sorgt das nun für Aufregung.
Im BRK-Kinderhaus in Rödelsee (Landkreis Kitzingen) will man keine kirchlichen Traditionen feiern.


Rund um den Martinstag, heuer am Samstag, 11. November 2023, finden in Franken traditionell viele Laternenumzüge statt. Sie zählen für zahlreiche Familien und insbesondere für die Kinder in der Region zu den Höhepunkten des Jahres. Der Martinstag geht auf den heiligen Sankt Martin zurück, welcher der Legende zufolge seinen Mantel in einer eiskalten Nacht mit einem Bettler teilte. Nach einem besonderen Traum in der darauffolgenden Nacht soll der römische Offizier zum Christentum konvertiert sein - später wurde Martin Bischof von Tours

Zahlreiche Bräuche, darunter auch der Laternenumzug, gehen auf die religiöse Figur des Sankt Martin zurück. In Rödelsee (Landkreis Kitzingen) findet am Freitag (10. November 2023) auch ein Umzug mit anschließendem Fest statt - organisiert vom örtlichen BRK-Kinderhaus. Allerdings hat der Träger die Veranstaltung "Lichterfest" benannt - das sorgt jetzt teils für Unmut im Ort. 

Anwohner in Rödelsee wegen Umbenennung von Martinsumzug verärgert - "jeder hat sich aufgeregt"

"Ich habe die Anzeige im Gemeindeblatt gesehen und mich gefragt: 'Was ist denn jetzt da los?'", berichtet Anwohner Martin Wandler, der auch Mitglied des örtlichen Seniorenkreises ist, gegenüber inFranken.de. "Jeder hat sich dort aufgeregt. Überall im Landkreis in den umliegenden Gemeinden finden mit wenigen Ausnahmen natürlich Martinsumzüge statt", ärgert sich Wandler. Die Umzüge sind für den Unterfranken Teil "unserer Traditionen und unserer eigenen kulturellen Identität". Wandler halte "viel von Toleranz und Rücksichtnahme", betont er, wolle sich aber "dagegen wehren", dass derartige Brauchtümer verschwänden. 

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"Die Angst davor, Migranten auszuschließen, ist groß", vermutet Wandler als Motiv hinter der Benennung. "Der Ärger über diese Angst ist noch größer", so seine generelle Erfahrung. "Die 'schweigende Mehrheit' ärgert sich maßlos, schimpft, macht aber nichts dagegen", so die Sichtweise des Anwohners aus Rödelsee. Wie eine Sprecherin des BRK Kitzingen gegenüber inFranken.de erklärt, habe man sich bewusst für den Namen "Lichterfest" und gegen einen Martinsumzug entschieden

"Das BRK ist ein konfessionsfreier Träger, sodass wir in der Einrichtung keine religiösen Feste feiern, zu denen auch das Martinsfest beziehungsweise der Martinsumzug zählen", erläutert die Sprecherin. Dies leite sich den Grundsätzen von Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung ab. Das Konzept solle "explizit" auch Familien ansprechen, die kein Mitglied einer christlichen Kirche in Deutschland sind. "Eltern und Kindern wird mit dem Lichterfest ein Alternativangebot geschaffen, das nicht an kirchliche Traditionen anschließt."

"Lichterfest" ohne Religion: BRK-Geschäftsführer weist Vorwürfe zurück - "beschämend"

Die Festnamen seien in allen Kindertageseinrichtungen des BRK gleich, erklärt die Sprecherin. In Rödelsee habe der Träger die Kita bereits am 1. Januar 2021 übernommen - und damit auch die Namen der Feste entsprechend angepasst. Absprachen würden "im Rahmen eines sogenannten Kindergartenbeirats, bestehend aus Vertretern der Elternschaft, Gemeinde, Trägers und auch der Kirchengemeinde getroffen", heißt es weiter. Dementsprechend gibt es aus Sicht des BRK auch breite Zustimmung zu dem Konzept. 

Die Umbenennung sei auch keinesfalls erfolgt, weil man Befürchtungen wegen Eltern mit Migrationshintergrund habe, betont das BRK Kitzingen. "Die Konfessionsfreiheit leitet sich aus den Grundsätzen der Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung ab und ist damit immanenter Bestandteil unserer Organisation", so die Sprecherin des Kreisverbands. "Unsere Identität als Rotes Kreuz ist folglich weder neu noch ist die daraus abgeleitete Konfessionsfreiheit in irgendeinen Zusammenhang mit Fragen nach kultureller Identität und Migration zu bringen."

Auch der Geschäftsführer des Kreisverbands, Felix Wallström, äußert sich schriftlich. "Den Versuch zu starten, Aspekte der Migrationsdebatte nun auf die Konzeption einer Kindertageseinrichtung herunterzubrechen, ist absolut beschämend und entlarvt ein für mich beunruhigendes Weltbild", erklärt er. "Das Rote Kreuz lebt in seiner täglichen Arbeit den Grundsatz der Unparteilichkeit und vermittelt damit einen Wertehorizont, der von Toleranz und Menschlichkeit geprägt ist, ohne religiöse Identitäten auszuschließen." Für Anwohner Wandler kein zufriedenstellendes Argument. "Die weltweiten Grundsätze des Roten Kreuz - die Hilfe für alle Menschen - kann ich doch nicht auf ein Brauchtum herunterbrechen", entgegnet er. Weitere Nachrichten aus dem Landkreis Kitzingen findet ihr hier.