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Lichtblick bei Einbrüchen


Autor: Sabine Memmel

Kitzingen, Mittwoch, 15. Mai 2013

Familie Schmidt und Familie Müller haben es erlebt: Bei ihnen wurde eingebrochen. Während sie schliefen. Ein Schock. Insgesamt ist die Zahl der Einbrüche im Landkreis dagegen gesunken.
Symbolbild: Foto: Andreas Gebert dpa/lhe


Es war noch mitten in der Nacht. Wahrscheinlich so gegen 3 Uhr. Peter und Britta Müller (alle Namen im Artikel von der Redaktion geändert) haben längst geschlafen. Hatten keine Ahnung, was gerade in ihren eigenen vier Wänden vor sich geht. Ahnten nicht, dass sie und ihre beiden Kinder nicht alleine im Haus waren. Für ungefähr zehn Minuten hatten sie Besuch. Ungebetenen Besuch.

Doch auch wenn auf das Ehepaar Müller nach dem Einbruch zunächst schlaflose Nächte warteten - grundsätzlich können die Bewohner im Landkreis Kitzingen ruhig schlafen. Entgegen dem bundesweiten Anstieg der Zahl der Wohnungseinbrüche um neun Prozent, ist sie 2012 im Landkreis um 18,2 Prozent gefallen. "Es besteht kein Anlass zur Besorgnis", sagt der Kitzinger Polizeichef Harald Hofmann.

Hereingekommen waren die Einbrecher bei den Müllers über die Terrassentür. Still und heimlich.

Mit nur wenigen Handgriffen. Die Rolläden waren alle oben. Leichtes Spiel für die Einbrecher - und den Bohrer, mit dem sie sich Zugang verschafften. Viel nahm die rumänische Diebesbande zwar nicht mit: Das Handy, ein bisschen Bargeld und ein paar Uhren fehlten; die Geldbörsen hatten die Einbrecher zum Glück nicht gefunden. Der Schock saß dennoch tief: "Es war gruselig. Was wäre passiert, wenn wir wach gewesen wären? Das Gefühl der Sicherheit war für uns weg", sagt Britta Müller immer noch entsetzt. Nur ein paar Tage vor dem Vorfall ist ihr noch ein "osteuropäischer Typ" aufgefallen, der sich in der Straße aufhielt. Gedacht hat sie sich dabei aber nichts.

Im Landkreis Kitzingen hat es vor zwei Jahren 22 Wohnungseinbrüche gegeben. 2012 wurden 18 Wohnungseinbrüche gemeldet. Ein Rückgang von vier Straftaten.

Fußspuren im Garten

Der rumänischen Diebesbande reichte damals nicht nur eine Straftat. Sie drang nicht nur in das Haus der Müllers ein. Weitere Familien wurden in dieser Nacht Opfer der Einbrecher. Bei den einen hinterließen sie nur Fußspuren im Garten, bei anderen wurden sie dagegen noch einmal fündig. Zum Beispiel auch bei den Schmidts. Auch sie waren zum Tatzeitpunkt zuhause. Und auch ihre Rolläden waren oben. Doch sie hatten Glück im Unglück: Es fehlten nur die Nummernschilder am Auto. Abgeschraubt in der Garage. "Sie haben auch versucht, ins Wohnhaus reinzukommen, aber wahrscheinlich sind sie mit dem Bohrer nicht durch den Aluminiumrahmen gekommen", sagt Maria Schmidt.

Die Kitzinger Polizei überwacht während der Streifenfahrten das ganze Jahr über Wohngebiete. "In den Wintermonaten, in denen sich die Dämmerungswohnungseinbrüche häufen, werden zusätzlich Streifen eingesetzt", erklärt Hofmann. Bei einer Beratungsstelle der Kripo Schweinfurt kann man sich kostenlos über den bestmöglichen Schutz vor Einbrüchen informieren. Kriminalhauptkommissar Georg Vollmuth kommt ins Haus, schaut sich die Immobilie genau an und sagt den Inhabern dann, wo er Schwachstellen gefunden hat. Vollmuth rät, bei Renovierungen oder Neubauten den Sicherheitsaspekt zu beachten. Es lässt sich aber auch nachrüsten - ohne gleich eine Festung aus dem Haus zu machen.

Ganz verbarrikadieren wollte sich das Ehepaar Müller aber auch nicht. Sie haben einen Sperrknopf an der Terrassentür einrichten lassen. Fast zwei Jahre nach dem Einbruch hatten sie außerdem eine Alarmanlage im Wohnzimmer eingebaut. Und: "Wir lassen nie mehr die Rollos oben", sagt Britta Müller. Das Gefühl der Angst blieb dennoch eine ganze Weile. Genauso wie bei Familie Schmidt. "Wir haben monatelang kaum geschlafen. Waren bei jedem Geräusch sofort hellhörig. Das hätte ich nie gedacht", erinnert sich Maria Schmidt. Auch sie lässt die Rollos - sobald es dämmert - jetzt immer runter. Wenn sie etwas Auffälliges sieht oder beobachtet, ruft sie sofort die Polizei.

Doch bei allen vorbeugenden Maßnahmen und obwohl die rumänische Bande schließlich von der Polizei gefasst werden konnte - eine bittere Gewissheit bleibt für beide Familien: "Wenn jemand unbedingt rein will, dann kommt er auch rein", befürchtet Britta Müller.