Druckartikel: Leserforum: Man muss sich nicht alles gefallen lassen

Leserforum: Man muss sich nicht alles gefallen lassen


Autor: Bearbeitet von Andreas Knappe

Kitzingen, Dienstag, 30. Juli 2019

Ein Ex-Mitarbeiter meldet sich zu Wort. Beginnen wir im Herbst 2008. Derkaufmännische Geschäftsführer auf einmal weg – das sinkende Schiff verlassen?Viertagewoche, Stunden- und Urlaubsabbau wegen Auftragsrückgang, dannKurzarbeit. Sparmaßnahmen? Ich hatte zum Jahreswechsel schon ein mulmiges Gefühl, es wird eng. Ich hatte Recht. Anfang 2009 die Info an 150 Mitarbeiter. Ihr müsst zu einer externen Weiterbildung, ob ihr wollt oder nicht. War das schon die Abschussliste?


Zu "Respekt vor der Arbeit im Gusswerk“ vom 19. Juli erreichte die Redaktion folgende Zuschrift.

Ein Ex-Mitarbeiter meldet sich zu Wort. Beginnen wir im Herbst 2008. Der kaufmännische Geschäftsführer auf einmal weg – das sinkende Schiff verlassen? Viertagewoche, Stunden- und Urlaubsabbau wegen Auftragsrückgang, dann Kurzarbeit. Sparmaßnahmen? Ich hatte zum Jahreswechsel schon ein mulmiges Gefühl, es wird eng. Ich hatte Recht. Anfang 2009 die Info an 150 Mitarbeiter. Ihr müsst zu einer externen Weiterbildung, ob ihr wollt oder nicht. War das schon die Abschussliste?

Dann Insolvenz. Neue Arbeitsverträge, bis zu 33 Prozent weniger Brutto. Da auch ich lohntechnisch unzufrieden war, versuchte ich nachzuverhandeln. Die Antwort: Glauben Sie, dass Sie draußen mehr bekommen? Einen Tag später gab ich Stechkarte und Arbeitsvertrag zurück.

Das wars, schließlich muss man sich nicht alles im Leben gefallen lassen. Die breite Masse ist geblieben. So nimmt man finanzielle Einbußen in Kauf und macht weiter. Für wen? Dass andere sich eine goldene Nase verdienen? Oder für sich selbst? Obwohl man den Lebensstandard aufgrund weniger Geld ändern muss.

Nicht unerwähnt möchte ich den Mut von Herrn Ramthun lassen, dass er sich diesen Schritt zugetraut hat. Aber letztendlich ist es, wie man so schön sagt, doch etwas anrüchig, wenn man als Geschäftsführer Insolvenz anmeldet und nach drei Monaten der Eigentümer ist. Ich bin der Meinung, dass nach dem Neustart die Lage des Arbeitsmarkts in Bezug auf das Lohnniveau ausgenutzt wurde. Tja, und wenn jetzt im Gusswerk wieder alles so toll ist, könnte man doch wieder die alten Löhne zahlen?

Eine letzte Frage stellt sich mir: Wer von den drei Herren auf dem Zeitungsfoto ist nun der Gewinner?

Mario Köhler
97318 Sickershausen