Leserforum: Die konventionelle Landwirtschaft ist nicht überflüssig
Autor: Bearbeitet von Franziska Schmitt
Neuses am Berg, Donnerstag, 05. Mai 2022
Ich bin kein großer Freund davon, die biologische gegen die konventionelle Landwirtschaft gegeneinander auszuphilosophieren und deshalb eine Beschränkung auf das Wesentliche.
Zum Artikel "Wir müssten unser Ernährungsziel ändern" vom 4. Mai erreichte die Redaktion folgende Zuschrift:
Ich bin kein großer Freund davon, die biologische gegen die konventionelle Landwirtschaft gegeneinander auszuphilosophieren und deshalb eine Beschränkung auf das Wesentliche. Verschiedene Studien und auch die Firma Bayer kommen zu dem Ergebnis, dass wir 2023/24 auf die größte Hungerkatastrophe der Menschheitsgeschichte zusteuern.
Grund dafür: Wenn nur zehn Prozent weniger des bisher eingesetzten Mineraldüngers weltweit ausgebracht werden, entzieht das die Lebensgrundlage für 320 Millionen Menschen, weil schlicht und einfach nicht mehr soviel wächst und deshalb weniger Nahrungsmittel am Weltmarkt gehandelt werden können. Dazu kommen noch bei schrumpfendem Angebot steigende Preise, weshalb z.B. Ägypten bereits jetzt einen Deckel auf die Brotpreise gemacht hat, um Unruhen zu verhindern.
1#googleAds#100x100Aufgrund von unterbrochenen Lieferketten durch Corona in Asien, extrem gestiegenen Energiekosten und den Sanktionen gegen Russland, welcher einer der größten Düngerexporteure der Welt ist, muss davon ausgegangen werden, dass der weltweite Düngereinsatz sogar mehr als nur zehn Prozent reduziert wird. Zudem fällt die Ukraine als Kornkammer der Welt über Jahre als Lieferant aus. Das ist traurige Realität, welche uns in naher Zukunft erwartet.
Wenn man bei dieser zu erwartenden Welternährungslage nun der konventionellen Landwirtschaft andichtet, es würde etwas unter den Tisch gekehrt werden, dann muss man fragen dürfen, warum im Artikel nicht erwähnt wird, dass die Erträge bei der biologischen Landwirtschaft nur halb so hoch sind wie in der konventionellen Landwirtschaft? Und dass Deutschland bei einem Anteil von 40 Prozent biologischer Landwirtschaft nicht mehr in der Lage ist, sich selbst mit Weizen zu versorgen?
Bio hat seine Berechtigung, das macht die konventionelle Landwirtschaft aber nicht schlecht oder gar überflüssig und das Zauberwort der nachhaltigeren Intensivierung der Landwirtschaft wird auch hier im Bereich Tierwohl, Natur-, Klimaschutz und Landschaftpflege erfolgreich vorangetrieben.
Bernd Müller
97337 Neuses am Berg