Landratsamt will Altkleider-Sammelwut eindämmen
Autor: Sabine Paulus
Kitzingen, Donnerstag, 24. Januar 2013
Seit Juni müssen die Sammlungen von Altkleidern vom Landratsamt Kitzingen genehmigt werden. Dies reicht aber noch nicht, um die Flut an Anträgen zu dämmen.
In den Ortschaften des Landkreises stößt man zurzeit auf große orangefarbene Eimer. Altkleider-Sammler sind wieder unterwegs. Der Iphöfer Stadtrat Georg Güntner (CSU) regte sich vor Kurzem in einer Sitzung darüber auf: "Die Behälter verschandeln das Straßenbild." Ob die Stadt Iphofen etwas dagegen unternehmen könne, fragte er.
Die Behälter standen in den vergangenen Wochen in den Ortschaften und Städten des Landkreises auf den Bürgersteigen, an Hofeinfahrten oder an Kreuzungen. Abgestellt hatten sie Mitarbeiter der Organisation Help-World e.V. Schuhe und Alttextilien sollten die Bürger dort hineinlegen.
Die Iphöfer Stadträte einigten sich darauf, künftig gewerbliche Sammler auf Folgendes hinzuweisen: Sie müssen für das Abstellen von Altkleider- und Altschuh-Behältern auf öffentlichem Grund eine Sondernutzung bei der Kommune beantragen. Mehr kann die Stadt im Moment nicht tun.
Seit Juni vergangenen Jahres gilt das neue Kreislaufwirtschaftsgesetz. Es verlangt zwar eine Anzeige der geplanten Sammlung beim zuständigen Landratsamt. Die Kreisbehörde kann jedoch nur Nein sagen, wenn ihr eigenes Entsorgungssystem gefährdet wäre. Das könnte der Fall sein, wenn private Unternehmen die Abfälle wegnehmen. Wolfgang Sandreuter vom Sachgebiet Kommunale Abfallwirtschaft am Landratsamt überprüft die Anzeigen, die die Kreisverwaltungsbehörde von den Sammlern bekommen hat. Er gibt eine Stellungnahme ab und die Behörde erteilt die Genehmigung. Von Amts wegen ist die Angelegenheit damit erledigt.
Manch einen beschleicht bei diesen Sammlungen jedoch ein ungutes Gefühl. Zwar ist er froh, eine verschlissene Hose oder ein ausgetretenes Paar Schuhe loszuwerden. Aber wer weiß, ob die Sachen auch bei den bedürftigen Menschen ankommen? Auf den Deckeln der zurzeit kursierenden Eimer sind Etiketten aufgeklebt, die die Homepage www.rumaenien-help-worldev.org angeben. Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen ordnet die Haupt-Organisation Help-World als seriös ein. Die von dieser humanitären Vereinigung durchgeführten Sammlungen sollen gemeinnützig sein.
Der Landkreis hat bisher keine Altkleider gesammelt. Deswegen dürfen die Aktionen - nach der Genehmigung - in den Städten und Dörfern stattfinden. Anders sieht es bei Altmetall und Schrott aus. Der Nachbarlandkreis Würzburg hat hierfür ein aufwändiges Sammelsystem aufgebaut. Es gibt daher Ärger mit den meist kleinen Unternehmen aus der Region, die die Dörfer nach Schrott abklappern.
Rosinenpickerei vermutet
Restriktiv will der Nachbarlandkreis Würzburg künftig mit den Sammlungsanzeigen umgehen, wenn es um Altmetall geht. Denn die Behörde ist der Meinung, dass die lukrativen Wertstoffe in ausgewählten und logistisch vorteilhaften Ortschaften gesammelt werden und selbst das Nachsehen habe. "Viele der bei uns angezeigten Sammlungen deuten auf Rosinenpickerei hin", äußert sich das Kommunalunternehmen Abfallwirtschaftsbetrieb im Landkreis Würzburg in einer Mitteilung. "Brechen die Erlöse aus unserer Wertstoffvermarktung weg, stünde dem Abfallgebührenzahler eine Gebührenerhöhung von fünf bis zehn Euro pro Jahr ins Haus", warnt der Vorstand des Kommunalunternehmens, Prof. Dr. Alexander Schraml. Michael Pahlke, für das Abfallrecht zuständiger Geschäftsbereichsleiter im Landratsamt, befürchtet, die Stabilität der Abfallgebühren sei dadurch gefährdet.
Der Landkreis Kitzingen hat ein dichtes Netz von Schrott-Containern, 27 Stück. In jeder Kommune steht ein Behälter. Dennoch erteilt die Behörde den Sammlern keine Absage, weil das öffentlich-rechtliche System bisher noch nicht gefährdet war. Sandreuter: "Eine Ablehnung zu konstruieren würde uns schwer fallen, weil wir bisher diese Sammlungen zugelassen haben." Mit Blick auf die Zukunft meint er: "Wir müssen die Entwicklung beobachten."
Sammlungen von Alttextilien häufen sich derzeit. Sandreuter nimmt an, dass gerade gute Erlöse am Markt zu erzielen sind. "Das ist ein börsenartiges Geschäft." Dass die vielen Altkleider-Eimer oder Körbe vor den Wohnhäusern hässlich aussehen und auch viele Bewohner sich davon belästigt fühlen, steht außer Frage. Sandreuter rät, die Kübel und Körbe bis zur Abholung ins Haus zu nehmen. Denn: "Städtebaulich gesehen sind die Eimer freilich nicht schön."