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Kunden-Lotterie in der Siedlung


Autor: Diana Fuchs

Kitzingen, Dienstag, 09. Juli 2013

Seit Samstag ist der äußere Teil der Kitzinger Siedlung von der B8 abgeschnitten. Geschäftsinhaber Thomas Stumpf sagt, durch die Baustellen-bedingten Verkehrsprobleme verliere er viele Kunden. Und damit Umsatz.
Thomas Stumpf hat wegen der Baustelle Umsatzeinbußen zu beklagen. Fotos: Diana Fuchs


Zwei Autos stehen einsam auf dem großen Parkplatz vor seinem Geschäft. "Normalerweise ist um diese Zeit alles voll", beteuert Thomas Stumpf, Inhaber des Zeitschriften- und Tabakwarenladens in der Böhmerwaldstraße. Doch gestern Früh nicht. Eine Folge der gesperrten B 8?

Seit Samstag ist der stadtauswärts gelegene Teil der Kitzinger Siedlung von der B 8 abgeschnitten. Die Sanierung der Fahrbahn erfordert dies. In den vergangenen Wochen wurde der stadteinwärts liegende Teil erneuert, nun ist der Rest dran.

Thomas Stumpf spürte gleich, dass sich dies negativ auf sein Geschäft auswirkt: "30 bis 40 Prozent weniger Umsatz habe ich am Samstag erzielt." Kunden aus dem südlichen Einzugsgebiet - aus Fröhstockheim, Mainbernheim oder Iphofen - müssten "eine kleine Weltreise" unternehmen, um zu seinem Laden zu kommen.

"Sie müssen über die Panzerstraße zur Südtangente fahren, am E-Center abbiegen und Richtung Siedlung fahren. Und wenn sie dort die erste Ampelausfahrt verpassen, können sie das Ganze nochmal von vorne machen. Oder eben auch nicht." Auf dem Weg kämen sie immerhin an drei, vier anderen Lotto- und Zeitschriften-Verkaufsstellen vorbei.

"Schlecht informiert"

"Wir leben sowieso an der Grenze des Machbaren - und jetzt das! Man hat uns quasi von der Umwelt abgeschnitten." Der 50-jährige Unternehmer ärgert sich besonders über mangelnde Informationspolitik: "Statt erstmal alle Anlieger zu informieren und nach alternativen Lösungen zu suchen, werden gleich Nägel mit Köpfen gemacht und wichtige Straßen ersatzlos gesperrt."

Man hätte doch zum Beispiel versuchen können, den Feldweg über Sickershausen freizugeben, der sonst dem landwirtschaftslichen Verkehr vorbehalten ist, meint Stumpf.

Keine Ideallösung

Das ist jedoch nicht so einfach, stellt Matthias Volkamer vom städtischen Tiefbauamt fest. Ein Argument sei, dass die meisten Anlieger es möglichst ruhig wollen. So entstehe ein Interessenskonflikt. "Da gibt es leider keine Lösung, die allen gerecht wird." Sicher sei nur, dass die Bauarbeiten nicht auf die lange Bank geschoben werden konnten: Die Risse, die die Fahrbahn bereits aufwies, wären nach dem nächsten Frost aufgeplatzt und hätten noch viel größere Schäden auf der B 8 verursacht. Dann hätte die Sanierung richtig lange gedauert und wäre nicht nach vier Wochen - wie aktuell geplant - beendet.

Generell läuft die B 8-Baumaßnahme ohnehin nicht unter städtischer Regie, sondern unter der des Staatlichen Bauamtes Würzburg. Stefan Weißkopf, Abteilungsleiter für den Landkreis Kitzingen, beteuert: "Die Fahrbahn muss jetzt gemacht werden, es geht leider nicht anders." Man habe so viel Rücksicht auf Unternehmer und Anlieger genommen, wie es nur gehe: "Indem wir die Bauarbeiten in vier Abschnitten abwickeln, ist immer eine Kreuzung nutzbar." Weißkopf hofft, dass die Baumaßnahme bis Ende Juli, Anfang August beendet sein wird.

"Besser beschildern"

Dass es möglichst schnell geht, wünscht sich auch Waldemar Nonezov. Der Geschäftsführer des Mini-Mix-Lebensmittelladens, der im April im ehemaligen Schlecker-Markt eröffnete, will die Bälle erst mal flach halten. "Wir hatten am Samstag 20 Prozent weniger Umsatz als an normalen Samstagen", meinte er, "aber es war ja auch schönes Wetter und die Zahlen können auch mal schwanken". Nonezov hofft, dass die Beschilderung besser wird, so dass die Kunden nicht erst eine Irrfahrt durch die halbe Stadt unternehmen müssen, ehe sie in die Böhmerwaldstraße und das umliegende Gebiet gelangen.

Gleiches hofft auch Apotheker Volker Kößling. "Ich stelle mich auf ruhigere Zeiten ein", sagt er im Hinblick darauf, dass ummittelbar nach Beginn der Sperrung "nur die Hälfte der Kunden gekommen ist". Kößling versteht, dass die B 8-Baumaßnahme nun einmal sein muss, betont aber auch: "Durch die Schilder wird nicht klar, dass die erste Ampel quasi die letzte Abfahrtsmöglichkeit durch die Siedlung ist." Da gebe es Verbesserungsbedarf.
Ansonsten formuliert er sein Motto für die nächsten Wochen so: "Da müssen wir jetzt einfach durch."