Knauf: Gips kommt wieder häufiger aus der Erde
Autor: Andreas Brachs
Iphofen, Mittwoch, 24. Oktober 2018
Rückblick mit Freude, Ausblick mit Sorge: Knauf feiert die zehnmillionste Tonne REA-Gips und sucht nach neuen Gipsabbaugebieten – auch in Unterfranken.
Der Augenblick und der Rückblick sind ein Grund zur Freude, der Ausblick jedoch bereitet Sorgen: Am Dienstag feierte das Gipswerk von Knauf in Iphofen (Lkr. Kitzingen) die Ankunft der zehnmillionsten Tonne REA-Gips – seit fast 20 Jahren geliefert von DB Cargo, der Güterverkehrssparte der Deutschen Bahn. Knauf feierte die Ankunft des Jubiläums-Güterzugs mit einem großen Bahnhof: Der bayerische Wirtschaftsminister Franz Josef Pschierer half persönlich beim Entladen, wenn auch nur durch Drücken eines roten Knopfs.
Zu 60 Prozent REA-Gips
Der Baustoffkonzern Knauf fertigt in Iphofen Gipskartonplatten am laufenden Band. Er gehört zu den Weltmarktführern bei Produkten für Trockenbau und bei Dämmstoffen. Der Rohstoff kommt zu 40 Prozent aus Gipssteinbrüchen und zu 60 Prozent aus den Rauchgasentschwefelungsanlagen (REA) der Braunkohle-Verstromung, vor allem aus Ostdeutschland. Dort ist der Gips ein Nebenprodukt.
In den vergangenen zwei Jahrzehnten rollten auf den Güterwaggons der DB Cargo zehn Millionen Tonnen REA-Gips ins Knaufwerk Iphofen. Das erspart den Straßen rund 80 Laster pro Woche.
Schon Anfang der 1980er Jahre hatte Knauf mit Gips aus ersten Rauchgasentschwefelungsanlagen experimentiert. Daraus erwuchs die Dauerbelieferung, die bis heute anhält. Der REA-Gips stammt aus Braunkohle-Kraftwerken in Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt.
Eine versiegende Quelle
Doch genau diese Quelle wird über kurz oder lang versiegen. Darauf machte Manfred Grundke, einer der Geschäftsführenden Gesellschafter der Knauf-Gruppe, mit Blick auf die Zukunft aufmerksam. Sein Problem: Die Energiewende sieht den Ausstieg aus der Kohleverstromung vor. Aktuell berät die Kohlekommission darüber, wann der Ausstieg vollzogen werden soll. Ein Zeitraum zwischen 2035 und 2050 scheint dafür wahrscheinlich.
Für Knauf bedeutet das, sich rechtzeitig nach Alternativen umzusehen. In Unterfranken finden sich zahlreiche Gips-Vorkommen in der Erde. Mal könnte man ihn im Tagebau fördern, mal im Untertagebau wie im Knauf-Bergwerk bei Hüttenheim nahe Iphofen.
Erschließung neuer Abbaugebiete
Das ist der Grund dafür, warum Knauf versucht, neue Abbaugebiete zu erschließen. In der „Altertheimer Mulde“ (Lkr. Würzburg) ist das Unternehmen schon fündig geworden und hat deshalb ein Genehmigungsverfahren samt Bürgerbeteiligung angestrebt. Doch das könnte erst der Anfang sein: Denn nach den Aussagen der Experten bei Knauf gibt es in Unterfranken zwar viel Gips, aber jeweils nur in kleinen Vorkommen.