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Klinik Kitzinger Land: Operation Klinik-Finanzen


Autor: Sabine Paulus

Kitzingen, Mittwoch, 07. November 2012

Je mehr Leistungen an Kliniken erbracht werden, desto schlechter geht es den Häusern. Nun müssen sie für sich selbst sorgen. Wie geht das?


Die Klinik Kitzinger Land wird bekanntlich in den kommenden Jahren generalsaniert. 76,2 Millionen Euro kostet das Vorhaben insgesamt. Und das in Zeiten, in denen sich die Finanzlage der bayerischen Krankenhäuser zuspitzt, wie der Bayerische Landkreistag beklagt.

In der jüngeren Vergangenheit hätten Landräte oft genug die Schließung ihrer Krankenhäuser aushalten müssen, sagt Dr. Klaus Schulenburg, Referent für Soziales, Jugend und Krankenhauswesen beim Bayerischen Landkreistag. 2011 waren laut Schulenburg 25 Prozent der Krankenhäuser defizitär. Für 2013 befürchtet er, es könnten 50 Prozent sein - mit der Folge, dass es in den Häusern einfach nicht mehr weitergeht. "Bei Krankenhausschließungen wird nicht auf die Landkarte geachtet. Wir werden viele Lücken bekommen", meint Schulenburg.
Doch Vorstand Thilo Penzhorn und Landrätin Tamara Bischof (FW) bleiben ruhig, was den Landkreis Kitzingen und die Klinik Kitzinger Land betrifft. "Auf Grund der soliden Finanzsituation der Klinik in den letzten Jahren ist die Generalsanierung nach bisherigem Kosten- und Planungsstand zum großen Teil bereits finanziert", sagt Bischof. Der wirtschaftliche Bestand des Krankenhauses werde durch die Baumaßnahme gesichert, ist Penzhorn überzeugt.

Anderen Krankenhäusern im Freistaat geht es nicht so gut.

Auslöser so mancher finanziellen Schieflage ist das Fallpauschalen-System, nach dem seit 2004 abgerechnet wird.

Es gibt einen festen Vergütungssatz, der sich nach der Diagnose, erfolgter Operation und Schwere der Erkrankung eines Patienten richtet. Die Basisfallwerte, damit werden die Vergütungen in Euro berechnet, werden in jedem Bundesland separat ausgehandelt. Der Basisfallwert errechnet sich dadurch, welche Leistungen wie zum Beispiel Operationen insgesamt in Bayern durchgeführt wurden. Werden an bestimmten Kliniken mehr Patienten aufgenommen und behandelt, sinkt der Erlös pro erbrachter Leistung. Denn der Basisfallwert ist fix.

Klaus Schulenburg: "Es schneidet sich derjenige ins Fleisch, der besonders erfolgreich ist."

Diese Erfahrung musste zum Beispiel die Main-Klinik Ochsenfurt machen. Sie erfreut sich laut Vorstand Dr. Alexander Schraml großer Akzeptanz. Aber durch die gestiegene Patientenzahl hat sie eine Kostensteigerung von einer halben Million Euro zu verkraften. "Wir haben aber dafür keinerlei Ausgleich bekommen", klagt Schraml. Der Freistaat Bayern hat vor Kurzem die Bundesregierung dazu aufgefordert, die tatsächlichen Kostensteigerungen in den Krankenhäusern stärker zu refinanzieren. Der Bundesrat hat die Initiative des Freistaates inzwischen aufgenommen. Nun muss noch der Bundestag entscheiden.
Die Leitung der Ochsenfurter Klinik baut wie inzwischen viele

kommunale Krankenhäuser in der Region auf die Kräfte einer Genossenschaft. Sie hat sich dem Verbund Klinik-Kompetenz-Bayern eG (KKB) angeschlossen. Damit können zum Beispiel durch gemeinsamen Einkauf Kosten reduziert werden.
Auch die Geomed-Klinik in Gerolzhofen gehört seit diesem Jahr dazu wie auch die Kliniken im Landkreis Neustadt a. d. Aisch-Bad Windsheim (Neustadt a. d. Aisch, Uffenheim und Bad Windsheim). Vorstand Stefan Schilling berichtet von einer Neuorganisation im Kreis Neustadt. Es wurde ein gemeinsames Konzept mit den Chefärzten, den Pflegedienstleitungen und den Klinikleitungen erarbeitet. Schilling: "Wir werden medizinische Themen zusammenfassen und größere zentrale Einheiten schaffen, um so den Strukturnachteilen unserer kleinen Kliniken entgegenzuwirken."
Die Klinik Kitzinger Land ist nach Aussage von Vorstand Penzhorn bereits Mitglied in mehreren krankenhausspezifischen Interessenverbänden und wird einen Beitritt zur KKB prüfen.

Landrätin Bischof sieht hier offenbar keinen Anlass zur Eile.

Sie blickt zuversichtlich in die Zukunft: "Die prompte Aufnahme der Generalsanierung unserer Klinik in das Krankenhaus-Finanzierungsprogramm durch das Ministerium und den Freistaat zeigt zudem, dass das Ministerium unsere Klinik als sehr zukunftsfähig erachtet."